Bezirksvertretung verabschiedete viele Mitglieder
Maskenpflicht und Blumenstrauß

Maskenpflicht auch auf dem Platz und Blumensträuße zum Abschied prägten das Bild bei der Sitzung der Bezirksvertretung. 
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  • Maskenpflicht auch auf dem Platz und Blumensträuße zum Abschied prägten das Bild bei der Sitzung der Bezirksvertretung.
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Die 47. Sitzung der Bezirksvertretung für den Stadtbezirk IX war eine ganz besondere. Maskenpflicht auch auf dem Platz und ständiges Querlüften waren im Rathaus Kettwig Vorboten der immer näher rückenden scharfen Corona-Einschränkungen.

Auf einigen Plätzen wartete schon ein Blumenstrauß auf die Bezirksvertreter. Denn diese letzte Sitzung in alter Zusammensetzung war für viele der Kommunalpolitiker ein Abschied. Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk wird der BV erhalten bleiben und resümierte die nun ablaufende Amtsperiode: „Es waren angenehme sechs Jahre mit euch, mit Ihnen. Jeder wollte an Lösungen mitarbeiten.“ Brenks besonderer Dank galt seinem Vorgänger. Michael Bonmann hatte der BV zehn Jahre lang vorgestanden: „Michael, du hast dieses Gremium in der Öffentlichkeit gut vertreten. Du standest zu den Entscheidungen der BV, allen Widerständen zu Trotz. Vor Drucksituationen bist du nicht eingeknickt. Es gehört viel dazu, so viel Rückgrat zu zeigen.“ Der so Gelobte antwortete, es sei eine lehrreiche Zeit für ihn gewesen: „Für mich waren es insgesamt 36 Jahre. Meine Familie hat mir immer den Rücken freigehalten.“ Der neuen BV gab Bonmann einen mahnenden Rat mit. Der Bürger sei nicht nur ein lästiger Bittsteller: „Er sollte gehört werden.“

Erzürnte Gemüter

Doch was die Bezirksvertreter dann hören mussten, erzürnte so manches Gemüt. Was war geschehen? Eine so typische und ähnlich oft erlebte Debatte, in der sich Bezirkspolitik und städtische Verwaltung nicht grün waren. Christiane Heiser von Grün und Gruga rekapitulierte den Stand der Dinge beim unterm Asphalt verschwundenen Bodendenkmal am Leinpfad auf Höhe der alten Papiermühlenschleuse im Werdener Löwental. Der etwa 80 Meter lange, unebene und angeblich mit dem Fahrrad kaum zu befahrende Kopfsteinpflasterabschnitt hatte damals die ADFC-Zertifizierung des RuhrtalRadwegs gefährdet. Dieses radtouristische Highlight in NRW sollte aber unbedingt mit vier Sternen ausgezeichnet bleiben. Der drittbeliebteste Radweg Deutschland sei ein wichtiger Tourismusfaktor. Daher war das alte Natursteinpflaster mit einem dicken Geo-Vlies geschützt und dann überasphaltiert worden. Die Obere Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung Düsseldorf habe die Begründungen mitgetragen und eine denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt. Das hatte die BV kritisch gesehen. Hier werde über ein eingetragenes Denkmal diskutiert, welches durch die zuständigen Behörden zu schützen sei und nicht einfach verschwinden könne. Der Begriff „Denkmal“ werde so doch ausgehöhlt. Im Prinzip waren die Bezirkspolitiker für eine Wiederherstellung des alten Zustandes.

Kompromissangebot

Dennoch wurde am 30. Januar 2018 einstimmig ein Kompromissangebot beschlossen: die Verwaltung wurde gebeten, rechts und links des Weges zu asphaltieren, das historische Pflaster in der Mitte frei zu legen und auf ein einheitliches Niveau anzuheben. Fast drei Jahre später erklärte Christiane Heiser nun, der zuständige Landschaftsverband Rheinland habe diese Vorgehensweise nicht erlaubt. Das Pflaster dürfe nicht nach oben gehoben werden. Alternativen wie das Auflegen einer ähnlich aussehenden Schicht an Natursteinen oder das Freilegen einer anderen Fläche nahe Am Staadt fielen auch weg. Selbst an Plexiglas-Scheiben über dem historischen Pflaster sei schon gedacht worden, leider aber nicht rutschfest zu bekommen. Nun fragte Christiane Heiser, ob man nicht gemeinsam eine andere Lösung finden könne? Sie hätte da einen alternativen Vorschlag.
Bezirksbürgermeister Brenk reagierte ungehalten: „Das haben wir doch alles schon besprochen. Wir hatten einen Kompromiss gefunden und der wurde nicht umgesetzt.“ Auch Gabriele Kipphardt gab zu, im Laufe des Vortrages immer wütender geworden zu sein. Auch würde sie schon gerne die genauen Kosten wissen. Auf Anwürfe, die Stadt Essen würde auch hier in Denkmaldingen versagen, stellte Hanslothar Kranz fest, dass sei nicht richtig und außerdem habe hier der LVR den Hut auf und nicht die Stadt. Zu dem Vorwurf, hier ein Denkmal im Boden verschwinden zu lassen und damit „unsichtbar“ zu machen, verwies der frühere Bezirksbürgermeister auf ähnliches Vorgehen beim Werdener Abteihof und den benachbarten ehemaligen Teichen der Feintuchwerke. Christiane Heiser wird nun als Alternative die Möglichkeit testen, dem historischen Bild ähnelndes Pflaster auf dem Zuweg zur Papiermühlenschleuse aufzubringen, damit Nutzer des Weges Station machen und sich einen Eindruck verschaffen könnten, wie der Leinpfad früher ausgesehen habe. Das Hinweisschild solle erneuert und dem aktuellen Layout in Werden angepasst werden. Die Kosten dafür sein noch nicht in Gänze zusammengestellt.

Neue BV tagt am 24. November

Am Dienstag, 24. November, wird sich die neugewählte Bezirksvertretung konstituieren mit vielen neuen Gesichtern. Die Kommunalwahlen erbrachten nämlich einen Austausch der Hälfte der BV-Mitglieder. Die politischen Gewichte verschoben sich dabei nur wenig: Die Grünen gewannen zwei Mandate hinzu und die AfD zieht erstmalig ein. Dafür werden das Essener Bürgerbündnis und Die Linke nicht mehr vertreten sein. Neugewählt wird eine Bezirksbürgermeisterin oder ein Bezirksbürgermeister, um die Geschicke der bürgernahesten politischen Ebene zu lenken. Ausnahmsweise wird dann im großen Ratsaal des Essener Rathauses getagt.

Maskenpflicht auch auf dem Platz und Blumensträuße zum Abschied prägten das Bild bei der Sitzung der Bezirksvertretung. 
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Das Bodendenkmal mit historischem Natursteinpflaster wurde zugunsten des RuhrtalRadweges überasphaltiert. 
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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