Staatssekretär Jan Heinisch sprach bei der CDU Werden über neues Heimatgefühl
Wo ich zuhause bin

Hanslothar Kranz, Martina Schürmann und Herbert Schermuly vom CDU-Vorstand Werden nahmen  Staatssekretär Jan Heinisch in die Mitte.
Foto: Bangert
  • Hanslothar Kranz, Martina Schürmann und Herbert Schermuly vom CDU-Vorstand Werden nahmen Staatssekretär Jan Heinisch in die Mitte.
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Das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung wird von Ina Scharrenbach geleitet. Jan Heinisch steht ihr als Staatssekretär und Verwaltungschef zur Seite.

Von daher war Hanslothar Kranz auch nur ein ganz kleines bisschen traurig, dass die Rednerin des Stammtisches der CDU Werden in den Domstuben kurzfristig absagen musste. In Berlin hatten sich die Verhandlungen um millionenschwere Fördermittel für Städtebau und Wohnraum verhakt. Da musste Ina Scharrenbach als NRW-Bauministerin spontan in die Hauptstadt und die Abteistadt schaute in die Röhre. Der Besuch ist nur verschoben, dass hatte die Ministerin dem Werdener CDU-Boss Kranz aber versprochen.

Was ist eigentlich Heimat?

Ihr Staatssekretär war mehr als „nur“ Ersatz. Jan Heinisch hatte es nicht weit, war 13 Jahre lang Bürgermeister von Heiligenhaus und lebt dort. Eigentlich hätte Hanslothar Kranz es nicht erwähnen müssen, doch schaden konnte es auch nicht: „Hier im 1.220 Jahre alten Werden macht uns in Sachen Heimat keiner etwas vor. Selbst 90 Jahre nach der Eingemeindung nicht.“ Heinisch schmunzelte und begann sein höchst kurzweiliges Referat mit der Frage: „Was ist eigentlich Heimat? Da wird jeder etwas anderes erzählen. Der Begriff der Heimat ist spezifisch deutsch.“ Für Russen meine Heimat eher den politischen Kampfbegriff von der großen Nation. In Deutschland dagegen werde es kleinteiliger verstanden: „Meine Stadt. Mein Dorf. Da, wo ich zuhause bin.“ Das Thema erfahre immer mehr Beachtung, selbst Globetrotter Ulrich Wickert schreibe über ein neues Heimatgefühl: „Heimat ist plötzlich wieder wichtig und ein guter positiver Begriff.“ Aber für alle Generationen. Nicht nur für traditionelle Heimatvereine, sondern auch für junge Menschen: „Vor 20 Jahren war Heimat noch uncool.“ Das habe mit der digitalen Welt zu tun, mit schrecklichen Nachrichten auf dem Smartphone: „Das macht Menschen nicht unbedingt sicherer. Heimat dagegen ist das analog Vertraute. Wo man sich geborgen fühlt.“

Den Ort entdecken

Nachdem Armin Laschet sich für ein Heimatministerium stark gemacht hatte und der Etat mit 150 Millionen Euro gefüllt war, machte man sich ans Werk: „In Bayern geht es um ländliche Entwicklung, etwa mit Glasfaseranschluss für Dörfer. Wir in NRW haben einen ganz anderen Ansatz. Bei uns sind die ländlichen Regionen nicht unbedingt die Benachteiligten. Bei uns ist die Großstadt auch Heimat.“ Gerade dort soll Identität gestiftet werden: „Entdecken hat immer auch mit Sensibilität zu tun. Wir möchten, dass die Menschen den eigenen Ort für sich entdecken. Mit anderen Augen sehen.“ Das Heimatprogramm hat eine große Nachfrage erzeugt: „An jedem Werktag fördern wir im Schnitt sieben Heimatprojekte. Das kann der Heimatscheck sein, der 2.000 Euro wert ist. Ein bisschen Geld für eine schöne Idee. Der kleine Möglichmacher.“ Richtig schöne Projekte seien da herausgekommen, bereits 2.000 Schecks wurden recht unbürokratisch verteilt. Beim höher dotierten Heimatpreis machen 180 Kommunen mit: „Nie hätten wir gedacht, dass das so einschlägt.“ Heinisch nannte unzählige Beispiele aus dem ganzen Land - allesamt ohne Spickzettel aus dem Kopf. Beeindruckend.

Auch Werden profitiert

Ratsfrau Martina Schürmann ist zugleich Vorsitzende des Werdener Bürger- und Heimatvereins und strahlte: „Wir durften schon zweimal davon profitieren. Mithilfe der Heimatschecks können wir lokale Geschichte in Büchern und anderen Projekten begreifbar machen.“ Die Frage sei doch: „Was macht uns aus?“ Auch Barbara Schröder hatte etwas auf dem Herzen: Ein großes Dankeschön. Das von ihr angestupste und vom Geschichts- und Kulturverein unterstützte Projekt von Kunst im öffentlichen Raum war vom Heimatministerium ebenfalls gefördert worden. Auf dem Brehm ließ Holzkünstler Roger Löcherbach einen Ruhrschiffer aus dem Stamm einer Platane entstehen. Unzählige Werdener seien am „Freiluftatelier“ vorbei spaziert und hätten den eher scheuen Künstler mit Fragen „gelöchert“. Der „Aakes-Bas“ soll im nächsten Frühjahr eingeweiht werden, wenn die neue Brücke zur Brehminsel fertig wird. Jan Heinisch bat um eine Einladung. Da er Verwandtschaft in Werden habe, wolle er sich dieses Kunstobjekt mit Heimatbezug gerne aus der Nähe anschauen. Nähe sei überhaupt ein gutes Stichwort. Bei Stadtspaziergängen könne man sich über den Stadtteil unterhalten: „Es gibt unfassbar viele Möglichkeiten. Nutzen sie die bitte!“ Doch nun wolle er sich verabschieden. Um 22 Uhr beginne nämlich in Heiligenhaus sein Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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