Lebensraumgestalterin Regine Rauin und ihr Buch für einen Klimawandel im Büro
Wie wär’s mal mit nem Schaf?

Lebensraumgestalterin Regine Rauin mit Marlon und Buch und Deko-Schaf und Kimmy . 
Foto: Henschke
  • Lebensraumgestalterin Regine Rauin mit Marlon und Buch und Deko-Schaf und Kimmy .
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Ein uraltes Haus mitten im Grünen. Fröhlich springen ihre Hunde Marlon und Kimmy um sie herum. In der Hand hält sie ein Deko-Schaf und ein Buch.

Die Werdener Lebensraumgestalterin Regine Rauin hat sich ausgiebig mit den Untiefen der modernen Arbeitswelt beschäftigt und auch eigene bittere Erfahrungen in ihr neues Buch „Wie wär’s mal mit nem Schaf? Überraschende Impulse für den Klimawandel im Büro“ einfließen lassen. Dieses Buch rückt dem krankmachenden Büroalltag mit einem niedlichen Wollknäuel auf den Leib: „Das Schaf kommt unverhofft und löst etwas. Wie wenn ich Welpen im Büro loslassen würde.“

Wenn Arbeit zur Qual wird

Verkrampfte Schultern, steifer Nacken und dieses undefinierbare Druckgefühl in der Magengegend. Nach der ersten Begeisterung verliert die Arbeit ihren Reiz, sie wird zur Gewohnheit und irgendwann zur Qual. Das größte Manko heutiger Unternehmen liegt in mangelnder Kommunikation: zwischen den Abteilungen, aber auch innerhalb. Zudem herrscht unter den einzelnen Hierarchie-Ebenen Sprachlosigkeit. Die einen hören nicht zu und die Anderen haben aufgegeben: „Mir hört eh‘ keiner zu.“ Regine Rauin erkannte, dass viel zu oft Krankheiten der letzte Ausweg aus dem Hamsterrad sind: „Ich habe mich lange gedrückt. Aber ich kann nicht mehr länger wegsehen. Beim Schreiben wurde mir bewusst, wie viele Verletzungen, wie viel Unmut sich in den Jahrzehnten in mir aufgestaut haben.“ Doch es gibt Hoffnung: „Selbstmobbing ist heilbar.“ Das ist die Botschaft an die Büro-Menschen, die schon auf dem Weg zur Arbeit innerlich in eine Abwehrhaltung gehen. Aber auch Chefs können kaum damit zufrieden sein, dass ihre Mitarbeiter gestresst sind und daher nur einen Bruchteil ihrer möglichen Leistung bringen. Die Innenarchitektin weiß um Lösungen: „Deshalb gilt es, Begegnungsplätze zu schaffen, die wirkliche Kommunikation fördern.“ Nicht mit Mails, Chats oder Telefonaten. Sondern von Angesicht zu Angesicht.

Von der Wohn- zur Büropsychologie

Doch wie? In Zusammenarbeit mit Chefs und Mitarbeitern schafft Regine Rauin diese Räume. Sie lächelt: „Ich bin da so eine Art Übersetzerin. Ich beherrsche nämlich Mitarbeiterisch und Chefisch aus dem Effeff.“ Das liegt in ihrer bunten Vita begründet. Nach Abitur und Ausbildung zur Bankkauffrau folgte sie ihrer eigentlichen Leidenschaft und studierte Innenarchitektur. War Angestellte in der Beleuchtungsbranche, bis sie 1995 über ein Jahr lang durch Mittelamerika reiste. Eine Lebenserfahrung, die auch in einem Sprachführer für Costa Rica mündete. Als Freiberuflerin organisierte sie den Aufbau von Messeständen, erstellte weltweit Lichtkonzepte und beschäftigte sich intensiv mit Wohnberatung im privaten Bereich. Seit Mai 2018 ist ihr Podcast „WohnDICH“ online, in dem sie mit dem Schwerpunkt Wohnpsychologie ihre Erkenntnisse weitergibt. Schnell stellte Regine Rauin fest, dass dieses Konzept sehr gut auf die Bürowelt anwendbar ist. Daraufhin hat sie ihre Beobachtungen und Lösungsansätze in einem Buch niedergeschrieben. Mit lockerer Schreibweise verbindet die Werdenerin Tiefsinn und Leichtigkeit. Dabei redet sie nie um den heißen Brei herum: „Wir sind austauschbar geworden. Die schlechte Stimmung bleibt leider nicht auf der Arbeit. Keine Lust. Schlapp. Müde. Und dann kippst Du einfach um. Die Harten fallen zuletzt, dafür aber besonders tief.“ Das Buch ist eine Entdeckungsreise, auf der der Leser so manche böse Wahrheit vor den Latz geknallt bekommt. Vorsorglich die Bitte: „Es ist wichtig, dass Du immer nur so viel liest und durcharbeitest, wie Du verdauen kannst.“

Ein Hoffnungsschimmer

Ein Hoffnungsschimmer: „Die Büroarbeit ist im Wandel. Eine neue Generation von Mitarbeitern ist herangewachsen, die nicht mehr bereit ist, sich einengen zu lassen. Diese jungen Menschen möchten wertgeschätzt werden.“ Doch sie werden bedrängt von schlechter Raumakustik und falschem Licht. Es gibt keine Rückzugsmöglichkeiten mehr, beim Open Office sitzt man gefühlt mitten auf einer Kreuzung. Schwierig ist das höchst unterschiedliche Temperaturempfinden, Stichwort Klimaanlage. Doch auch das Gesprächsklima kann schockgefrostet sein. Regine Rauin bietet Firmen ihre professionelle Hilfe an, damit eine neue Unternehmenskultur geschaffen werden kann: „Jenseits der großen Autobahn gibt es links und rechts Trampelpfade zu entdecken.“ Denn erst wenn gemeinsam schädliche Strukturen erkannt und aufgelöst worden sind, können die Menschen mit sich und ihrer Arbeit zufrieden sein. Dem Schaf sei Dank…

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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