Werden hilft und hilft und hilft! Flüchtlingsinitiative nach „Zwischentief“ aktiver denn je

Als die Sitzung beendet war und zahlreiche Ausgaben des Buches „Eine zauberhafte Freundschaft“ verkauft waren, mussten die Flüchtlingshelfer erst einmal durchpusten: so viel Information, so viel Aktivität!

Die Eröffnung der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Flüchtlinge auf dem ehemaligen Betriebsgelände „Kutel“ in Fischlaken ist für Dezember anberaumt, seit November 2014 bilden sich immer festere Strukturen, um eben diesen Menschen zu helfen. Doch nicht nur das Kutel ist im Fokus, auch das lange im „Dornröschenschlaf“ befindliche Übergangswohnheim im Löwental rückt immer mehr in den Blickpunkt der Hilfe, die sich eventuell in Teilbereichen sogar stadtweit ausdehnen könnte.
Zunächst wurde auf der Generalversammlung von „Werden hilft!“ ein flott geschnittener und fröhlich vertonter Film gezeigt, der die besondere Atmosphäre des Sommerfestes rund um die Einrichtung im Löwental dokumentierte.

Engagement nicht ewünscht?

Das Märztreffen der Flüchtlingsinitiative endete mit Schrecken, die Signale der für die Ersteinrichtung zuständigen Bezirksregierung Arnsberg schienen überdeutlich: „Euer Engagement ist naiv und nicht gewünscht!“ Statt sich jedoch in Selbstmitleid zu suhlen, strengten „Werden hilft!“-Vorsitzender Andreas Brinck und ein harter Kern von Mitstreitern eine Informations- und Gesprächsoffensive an.
Während die Aktivitäten der Flüchtlingshelfer ein wenig ruhten, gar die „große“ Sitzung in den Juni verschoben wurde, ging es hinter den Kulissen hoch her. Brinck und sein Team ließen nichts unversucht, ihre Anliegen zu erläutern und für ihre Sache zu werben, erhielten auch sehr viel positive Resonanz. Ob in Gesprächen mit SPD-Landtagsabgeordneten wie Britta Altenkamp und Peter Weckmann oder der Bezirksvertretung, es kamen viel Zuspruch und unterstützende Worte.

Konstruktive Gespräche

Klärende Gespräche wurden mit der zuständigen Bezirksregierung, der Stadt Essen und dem zukünftigen Betreiber European Homecare (EHC) geführt.
Andreas Brinck: „Es war für uns nicht leicht, mit den geänderten Bedingungen klar zu kommen. Aber wir hatten sehr konstruktive Gespräche. Beide Seiten gehen aufeinander zu!“
Detlef Bröker wird Außenstellenleiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Essen - war in den Domstuben mit dabei und versprach engen Kontakt: „Ich bin sehr daran interessiert, mit ihnen zu kommunizieren. Auch so ein Bundesamt ist nämlich auf gute Nachbarn angewiesen. Es wird allerdings nicht alles so sein, wie sie es sich vorstellen, aber bei Fragen und Problemen können sie gerne bei mir melden!“
Essens Sozialdezernent Peter Renzel und sein Team ließen sich die Versammlung ebenfalls nicht entgehen, Renzel nutzte die Gelegenheit, um drauf hinzuweisen, dass im Januar 2016 ein neues Bundesgesetz in Kraft treten wird, welches die sogenannten „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“ (UMF) anders verteilt, sodass in Essen deutlich mehr als die zurzeit 19 UMF ankommen werden, die in städtischen Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden müssen. Es handelt sich oft um männliche Jugendliche aus Afrika, aber es sind auch Kinder unter 12 Jahren, die mutterseelenallein in Deutschland ankommen. Es gilt, Vormundschaften einzurichten - auch und insbesondere durch die Bevölkerung.

"Wie läuft so ein Asylverfahren?"

Bei einem der nächsten Treffen von „Werden hilft!“ wird der Ablauf eines Asylverfahrens genau unter die Lupe genommen, BAMF und Stadt Essen werden alle Schritte erläutern, die ein Asylbewerber durchläuft. Nach den Sommerferien gibt es auch für Kleingruppen die Möglichkeit, die Baustelle zu besichtigen. Peter Renzel: „Wir werden den ganzen Weg in der EAE veranschaulichen!“
Einen Haken hat das Ganze schon - der größte Arbeitskreis von „Werden hilft“, der ein regelrechtes Warenhaus für Flüchtlinge organisieren wollte, steht nun mit leeren Händen da. Denn es wird am Kutel nur eine kleine Kleiderkammer des Betreibers EHC geben, der in geringem Umfang gekaufte Kleidung als „Grundausstattung“ an die Flüchtlinge ausgibt. Mehr geben die Räumlichkeiten vor Ort nicht her.
Peter Renzel würde gerne die Werdener Energie aufs „große Ganze“ umlenken: „Wir denken über eine zentrale Kleiderkammer für ganz Essen nach und suchen schon geeignete Immobilien.“

Sportliches Standbein?

Die Begrüßungskultur für Flüchtlinge könnte ein starkes sportliches Standbein bekommen, denn allgemeiner Tenor war, dass doch gerade der Sport Sprach- und sonstige Barrieren überwindet und Menschen verbindet. Hier wird „Werden hilft!“ demnächst Gespräche mit den im Sportverbund Werden-Ruhr organisierten Vereinen aufnehmen. Peter Renzel hatte auch eine Idee: „Gemeinsames Wandern vom Kutel bis nach Werden - warum nicht?“ Auch „Fahrradfahren für Flüchtlinge“ könnte helfen, den Alltag einer Massenunterkunft zumindest für einige Stunden zu vergessen.
Ein weiteres wichtiges Standbein wird sicherlich das Thema Sprache werden - hier wird über „Erste Hilfe“-Sprachkurse nachgedacht, Bilderbücher in verschiedensten Sprachen sollen helfen.

Ein Baum wird gepflanzt

Fast schon anrührend der Antrag des Vorstandes an die Versammlung: Essen als „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ wird noch grüner! Vor dem Asylbewerberheim im Löwental soll ein Baum gepflanzt werden, drum herum soll eine Rundbank zum Verweilen einladen. Schreiner und Gärtner sind herzlich eingeladen, sich bei dieser symbolträchtigen Aktion einzubringen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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