Helden des Alltags: Theatermacher Siegfried Plewa aus Leithe

Seit Jahrzehnten sucht und findet Siegfried Plewa das Glück auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
  • Seit Jahrzehnten sucht und findet Siegfried Plewa das Glück auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
  • hochgeladen von Mareike Schulz

Zehn Wochen wollte er proben - eigentlich! Doch infiziert hat sich Siegfried Plewa 1948 mit dem Theater-Virus. Heute - 65 (!) Jahre später - frönt er dieser Leidenschaft noch immer und hat mit der Studio-Bühne Essen ein bedeutendes Amateurtheater geschaffen, in dem er sich vor allem für die Nachwuchsförderung im Amateurtheaterbereich stark macht.

1948 traf Plewa, den man in Leithe, wo sein „Studio“ beheimatet ist, nur „Sigi“ ruft, auf den Laienspielkreis Ost in Heide (Holstein). Geprobt wurde damals das Stück „Der Strom“ von Max Halbe. Am 28. Februar 1948 gab Plewa sein Bühnendebüt.
Mit „Der Strom“ fing damals alles an - noch heute beschäftigt Plewa das Stück, denn „Ich habe alle Rollen daraus gespielt - nur eine fehlt. Opa Reinhold hätte ich gerne noch im Alter gemimt“, erklärt er. Aber: Dieser Wunsch blieb ihm ebenso versagt, wie die Rolle des Richters in Kleists „Der zerbrochene Krug“. Dafür konnte der „Mann des Essener Amateurtheaters“ viele Erfolge feiern und ist sich selbst stets treu geblieben.

Gründer der Studio-Bühne Essen

„Man muss kritisch sein“, betont er, der jahrelang bei den Kollegen „gefürchtet“ war. „Es hieß früher oft: ‚Der Plewa ist da, heute müsst ihr besonders gut spielen‘“, erinnert er sich. Denn: Sein Hang zur Perfektion brachte ihm in Essen in den früheren 60er Jahren den Vorsitz der Laienspielschar Essen-West und zahlreiche Bühnen habe er mit seiner Kritik zu exaktem Spiel verholfen, sagt Plewa heute stolz. Seine Kriterien: Die Rolle müsse man können und die Figuren müssten stimmig sein.
Eine Vorstellung der Laienspielschar Essen-West besuchte er einst. Die trug den Namen „Das blaue Wunder“ und Plewa kommentiert trocken: „Das erlebte ich da auch!“. Er kritisierte ganz offen und man bot ihm an. „Mach es doch besser!“. Gesagt, getan. Denn ein Motto von Plewa ist noch heute: „Das Unmögliche versuchen möglich zu machen.“
1953 übernahm er die Spielschar, die später in „Theater der Jugend“ umbenannt wurde, denn die Akteure rund um Plewa wurden immer jünger. „Dem Nachwuchs habe ich immer eine Chance gegeben und keinen schnell abgeschrieben“, lacht er. „Bei mir konnte ein zartes Pflänzchen auch erst nach einigen Jahren erblühen.“ Das geht ihm heute manchmal verloren: „Zeiten ändern sich. Heute fehlt oft die Zeit, Interessenten langsam heranreifen zu lassen. Vielmehr wird der Schwerpunkt auf Theaterpädagogik und Netzwerke gelegt. Ich habe manchmal Angst, dass dabei das Spielen in den Hintergrund gedrängt wird“, gibt er zu. Aus dem „Theater der Jugend“ wurde in der Spielzeit 1992/93 die heutige Studio-Bühne Essen e.V., die seit 1990 in der alten Schule an der Korumhöhe 11 beheimatet ist.

Amateurtheater in Leithe

Im Laufe der Jahrzehnte konnte „Sigi“ viele Freundschaften knüpfen. Mit seinem Amateurtheater war er bei zahlreichen Theaterfestivals dabei und begeisterte das Publikum weltweit. Ob Kanada, (fast ganz) Europa oder Festivals in Utrecht und sogar das Weltfestival in Monaco (1981) waren bisher die Stationen. Genauso prominent sind die Namen der Bühnen, wo es ehemalige „Schüler“ von Siegfried Plewa hinzog. „Ans Thalia-Theater in Hamburg oder das Wiener Burgtheater und sogar ans Staatstheater Oldenburg sind Ehemalige von uns später gegangen, die sich für den Beruf des Schauspielers entschieden haben“, erzählt er stolz. Er selbst war schon aktiv im Bund Deutscher Amateurtheater, wo er im Landesverband als Jugend- und künstlerischer Leiter tätig war und sogar auf Bundesebene im Fachausschuss Jugend aktiv war. 1992 übernahm er die Führung der Landesgeschäftsstelle.

Vorsitzender der Studio-Bühne Essen

Trotz aller Aufgaben stand Siegfried Plewa bis 2009 noch im legendären „Loriot“ auf der Bühne und hat bis 1995 alle Stücke der Studio-Bühne Essen selbst inszeniert. Nach 60 Jahren hat der 81-Jährige im Frühjahr den Vorsitz in jüngere Hände gegeben, mischt im Hintergrund aber noch mit - und das soll auch noch lange so bleiben.

Mitmachen!
Sie, liebe Leser, können ab sofort Ihren „Helden des Alltags“ aus unseren 10 Vorschlägen auswählen. Wenn Sie mitmachen, dann können Sie einen der drei GOP-Varieté-Gutscheine im Wert von 170,- Euro, gestiftet von RWE Deutschland, gewinnen. Schicken Sie eine Postkarte mit dem Namen Ihres Favoriten an RWE Deutschland AG, Kommunikation, Altenessener Str. 35, 45141 Essen, eine e-mail an alltagshelden-essen@rwe.com oder voten Sie (ab 16. November) unter www.lokalkompass.de. Aktionsschluss ist der 24. November!

Autor:

Mareike Schulz aus Essen-Steele

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