Werdener Schatzkammer erstahlt in neuem Glanz

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Mit neuer Klimaanlage und neuer Konzeption wird am kommenden Sonntag, 27. April, die Schatzkammer St. Ludgerus nach sechsmonatiger Schließung wiedereröffnet.

Mit viel Mühe und Geduld wurden in der vergangenen Woche die Kostbarkeiten der Schatzkammer wieder an Ort und Stelle geschafft. Dabei ging es zu wie nach einer Generalrenovierung in einem ganz normalen Haushalt. Auch da gibt es einen oder meistens eine, die weiß, wo alles hin soll und andere, die die Fragen stellen.
„Frau Dr. Falk, wie hoch sollen wir die Bilder hängen?“ „Frau Falk, muss die Objektbeschriftung links oder rechts von der Vitrine angebracht werden? „Wo sind die Schrauben, die wir beim Abbau weg gelegt haben?“
Restaurator Jakob Wedemeyer von der Restauratorenwerkstatt „ars servandi“ wartete gespannt auf die Anweisung der Leiterin der Werdener Schatzkammer, Dr. Birgitta Falk. Sie hatte das neue Konzept mit ihrer Mitarbeiterin Andrea Wegener erarbeitet. Die Feinabstimmung konnte aber erst bei der Umsetzung erfolgen. „Die Höhe, in der die Gemälde angebracht wurden, richtete sich nach der des größten Werkes, des Abendmahls von Barthel Bruyn d.J. Bevor das nicht hing, konnten die anderen nur positioniert, aber nicht endgültig angebracht werden“, gibt Andrea Wegener Einblicke in anfallenden Herausforderungen.

Neue Klimaanlage,ein alter Traum

Den Wunsch, die Werdener Schatzkammer klimatechnisch auf den neuesten Stand zu bringen, hegte Dr. Falk schon, seitdem sie 2006 die Leitung übernahm. Nun endlich konnte diese Maßnahme mit Mitteln eines Kirchenfonds umgesetzt werden, der für Baumaßnahmen besteht.
„Die Schließung war aber auch die Gelegenheit, über konzeptionelle Änderungen nachzudenken. Erdgeschoss und Untergeschoss sind nun vom Rang der ausgestellten Objekte und von der inhaltlichen Ausrichtung her gleich schwergewichtig, Bezüge zwischen Objektgruppen sind leichter nachzuvollziehen. Optisch verklammert werden die Geschosse wie zuvor durch eine rote Wand, auf der der bekannte Werdener Kruzifix an prominenter Stelle präsentiert wird“, so die Mitarbeiterin der Schatzkammer.

Heiliger Liudger in beiden Geschossen

Im Erdgeschoss findet der Besucher in den Vitrinen zwar wie bislang Objekte vor, die mit dem hl. Liudger in Verbindung stehen – den Kelch, den Beinkasten, die Elfenbeinpyxis, die er selbst aus Rom mit gebracht haben soll, die beiden Schreine. Aber alle Textilien, die an den Heiligen erinnern, sind aus konservatorischen Gründen in das Untergeschoss gewandert. „Gürtel, Handschuh, Grabalbe und Grabkasel bekommen hier viel weniger Licht ab – und das ist für ihre Erhaltung sehr wichtig“, weiß die Expertin.
Ähnlich „lichtscheu“ sind weitere Textilien und die Handschriften. Auch sie sind im Untergeschoss deutlich besser untergebracht. Komplettiert werden diese beiden Objektgruppen im Souterrain vom Grabensemble des hl. Liudger, das auf die Zeit um 1.060 zurückgeht und den hohen Stellenwert des Klostergründers Liudger bezeugt.
Schon am Karsamstag haben die beiden Kunsthistorikerinnen Falk und Wegener die Vitrinen wieder mit den Kunstwerken und Handschriften, für die die Werdener Schatzkammer bekannt ist, bestückt.

Tafeln vermitteln Hintergründe

Zur Neukonzeption gehört auch eine verbesserte Besucherlenkung, die Gäste werden schon am Eingang mit Hilfe von anschaulichen Tafeln über den hl. Liudger und seine Bedeutung für Werden und über die Geschichte der Schatzkammer informiert. Im Untergeschoss erläutern drei weitere Tafeln Hintergrundwissen zu den Paramenten (liturgischen Gewändern), zu den Handschriften und zum Liudgergrab. Für alle nahezu 70 ausgestellten Objekte gibt es Beschriftungen, die dem Einzelbesucher nicht nur Alter und Material des Gegenstands verraten, sondern ihm auch beispielsweise Funktion und Gebrauch erläutern. „Sakrale Schatzkammern sind für viele ja auch ein Blick in eine fremde Welt, die man erst mal erklärt bekommen muss“, so Andrea Wegener, die die Texte verfasste. Für die Werdenerin Wegener ist jetzt schon klar, was ihr am besten an der neuen Schatzkammer gefällt – die „Beruhigung im Erdgeschoss“. Denn alle Skulpturen haben an den Fensterseiten ihren Platz gefunden, die Gemälde sind so gehängt, dass sich die Bezüge besser auftun – alles ist einfach luftiger geworden.

Am weißen Sonntag ganztägig geöffnet

Ein Blick in die neue Schatzkammer werfen und sich selbst einen Eindruck machen, kann jeder am Sonntag, 27. April, an dem die Schatzkammer ganztägig von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist, so dass auch ein Besuch nach der Messe in der Basilika noch möglich ist. Ab dem 29. April steht sie den Besuchern täglich von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr offen, montags geschlossen.

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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