20 Jahre Werden Kurier - Sektlaune und bittere Momente

Hanslothar Kranz besucht Najibulla Ahmadsadah auf dessen Spielplatzfest: „Ein  guter Freund.“ 
Foto: Henschke
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  • Hanslothar Kranz besucht Najibulla Ahmadsadah auf dessen Spielplatzfest: „Ein guter Freund.“
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Politik-Urgestein Hanslothar Kranz lässt die 20 Jahre Werden Kurier Revue passieren

20 Jahre Werden Kurier, immer mittendrin. Wer weiß noch, was in dieser Zeit alles passierte im Abteistädtchen? Schnell fällt ein Name: Hanslothar Kranz. Wer sonst? Der CDU-Politiker macht mit: „Da müssen wir mal einen ruhigen Moment finden, dann setzen wir uns zusammen.“

Bei einem 83-Jährigen mit derart pickepacke vollem Terminkalender echt eine Herausforderung: „Am Samstag bin ich beim Spielplatzfest an der Graf-Luckner-Höhe, bei meinem guten Freund Najibulla Ahmadsadah.“ Kranz kennt quasi alle, alle kennen ihn. Der Hanslothar nimmt sich Zeit für Alt und Jung: Händeschütteln, Smalltalk. Dann lässt das Urgestein die 20 Jahre an sich vorbeiziehen. Kranz blättert im Werden Kurier vom 15. September 1999. Erdrutschartiger Sieg bei den Kommunalwahlen. Das Foto spricht Bände. Die CDU jubelt, Bezirksvorsteher Kranz hält ein Glas Sekt hoch. Irgendwie fast ungläubig: In Werden an die 60 Prozent geholt, in Werden-Land sogar eine Zweidrittelmehrheit? Er konnte es kaum fassen. Ein Blick auf die damaligen Wahllokale lohnt sich: Da wurde noch in Gaststätten wie Kaiser Friedrich, Dicker Engel oder Stern die Stimme abgegeben. Wie gesagt, ist schon lange her. Da war aber auch das Jubiläum. Stolze 1200 Jahre Werden. Ministerpräsident Wolfgang Clement prägte den Spruch: „Werden war schon geworden, als Essen noch im Werden war.“ Im Löwental kickte eine Auswahl der ansässigen Fußballvereine gegen die Uwe-Seeler-Traditionself. Aus der Hand des SC-Vorsitzenden Jupp Bäcker erhielt Kranz die Urkunde über seine Ehrenmitgliedschaft. Am 7. Mai 1999 wurde der Platz der Werdener Feintuchwerke eröffnet: „Mit 220 dringend benötigten PKW-Stellplätzen. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir die Wiesen über den ehemaligen Teichen mit einbezogen.“ Ein tolles Jahr, Kranz schwebte im siebten Himmel.

„Was bin ich da beschimpft worden…“

Doch dann kamen die 2000er und mit ihnen viel Ungemach: „Was bin ich da beschimpft worden…“ Wer wie Hanslothar Kranz sich jeder Sache an- und die Führungsrolle übernimmt, steht nun mal im Brennpunkt der Kritik. Die Erinnerung schmerzt noch heute: „Dann begann das mit der Grünen Harfe.“ Das hat ihn Stimmen gekostet, letztlich sogar den Sitz im Stadtrat und den Posten des Bezirksbürgermeisters. Immer wieder besucht Kranz das Neubaugebiet, hat dort schon Bekanntschaften geschlossen, legt den Finger in die Wunde: „Für die vielen Kinder dieser jungen Familien müssen dringend Plätze in Kitas und Schulen geschaffen werden.“ 2006 kam der Masterplan Sport und mit ihm die Schließung der Sportstätte am Volkswald. Geharnischte Proteste der Heidhauser Bevölkerung, wüste Beschimpfungen am CDU-Stand vorm Rathaus. Der Ausschluss aus dem Fußballverein war ein Tiefschlag. Inzwischen ist man in Werden stolz auf den Sportpark Löwental. Kranz sammelte eifrig für die Kunststoff-Rundlaufbahn, wurde auch wieder in Ehren aufgenommen in den SC Werden-Heidhausen.
Was für ein Wort: Generalentwässerungsplan. 2007 begann die Kanalbaustelle, gigantische Regenrückhaltebecken wurden angelegt, uralte Leitungen erneuert. Das gab Verkehrsstress und entnervte Anwohner. Alles wurde an Kranz festgemacht. Die Arbeiten wurden sogar unterbrochen, die Baugruben provisorisch zugeschüttet: denn 2010 war Essen Kulturhauptstadt. In Werden eine Zeit des Zusammenrückens: Die Atolle auf dem Baldeneysee, das Schachtzeichen in Fischlaken. Was noch? Anfang 2007 wurde an der Dudenstraße durch den Umzug der Marienschule in ihren Neubau Platz frei. Im denkmalgeschützten früheren Kloster der „Töchter vom Heiligen Kreuz“ entstand 2011 das Christliche Hospiz. Der Recyclinghof wurde nach Werden geholt, 2008 verschreckte der Brand der Folkwang-Universität: „Sogar die Schatzkammer hat Schäden durch Löschwasser davongetragen.“ Bittere Momente? Als der Bauausschussvorsitzende Kranz von den eigenen Leuten im Stich gelassen wurde und 2013 die Parkpalette fiel: „Dabei hätte man nur tragende Stützen einziehen müssen. Beim Abriss stand ein Riesenbagger drauf und es hat gehalten.“ Der Sturm Ela hätte ihn 2014 fast im Festzelt der Schützen erwischt: „Ich war gerade zuhause, da fing es an. Ein Glück, dass da und auch beim Pfingst Open Air nix Schlimmes passiert ist.“

Keine Schadensfreude

Zurzeit erhitzt das Verkehrskonzept die Gemüter: „Dadurch fährt kein Auto weniger durch Werden.“ Das Verwaltungsgericht hat gesprochen: „Ich habe immer betont, dass es ohne Planfeststellungsverfahren nicht geht. Die Stadt glaubte, es könne so klappen. Nun ist sie vor Gericht gescheitert. Aber bei mir ist da keine Schadensfreude. Das Verlagerungskonzept wurde damit nicht aufgehoben und ich denke, dass es weitergehen wird. Aber erfahrungsgemäß dauert es mindestens zweieinhalb Jahre bis dahin. Vielleicht sind dann ja schon ganz andere Schadstoffnormen gültig? Teurer wird das Ganze auf jeden Fall.“ Wie auch immer: Hanslothar Kranz wird dranbleiben und der Werden Kurier wird berichten.

Hanslothar Kranz besucht Najibulla Ahmadsadah auf dessen Spielplatzfest: „Ein  guter Freund.“ 
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Der Kurier war 1999 mit von der Partie, als die CDU Werden ihren sensationellen Wahlsieg feierte.
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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