Locke bleibt am Ball

Die neunjährige „Radiomoderatorin“ Britt kündigt eine Liveschaltung zu Reporter Ulli Potofski an. 
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Ulli Potofski begeistert die Kinder im JuBB Werden mit seinen Fußballer-Stories

Der Mann mag Kinder. Was noch viel wichtiger ist: Die Kinder mögen ihn. Kinder mögen Fußball. Und spannende Geschichten. Mehr braucht es nicht.

Lesewoche im Werdener Wesselswerth, der Saal füllt sich. Die Bühne ist dekoriert mit Fahnen und Fußbällen. Monika Mathiszik vom JuBB begrüßt das junge Publikum und kündigt eine Autorenlesung an. Die Dritt- und Viertklässler der Ardeyschule warten bereits ungeduldig, ein vorwitziger Steppke fragt gleich mal los: „Bist Du der Ulli?“ In der Tat, da steht er leibhaftig, der legendäre Ulli Potofski. Seit Ewigkeiten in der Medienbranche. 1974 begann er als Diskjockey beim Radiosender RTL, beim Fernsehen wurde er der Mann für den Sport: Tennis, Galoppsport, aber vor allem Fußball, Fußball, Fußball. Dafür wurde er auch mit einem Bambi ausgezeichnet. Wohltuend: Ulli Potofski ist zwar eine reinrassige Rampensau, nimmt sich selbst dabei aber nicht so bierernst. Auf die Spitze trieb er es mit seiner Teilnahme an der Tanz-Show „Let's Dance“. Dort eroberte Potofski mit höchst eigenwilligem Tanz-Stil die Herzen der Fans und erlangte Kultstatus.

Der Voodoo-Zauber

Doch hier im JuBB Werden tanzt er nicht, hier trägt er aus seinen Büchern vor. Ulli Potofski schreibt nämlich seit über zehn Jahren Jugendfußball-Romane. Die Geschichten des bekennenden Schalkers drehen sich um seinen Protagonisten Locke und dessen Glanztaten auf dem Fußballfeld. Auch von Manolo weiß Potofski zu berichten, der sei ohne Frage der beste Kicker des Universums. Was das mit Manuel Neuer zu tun hat? Mit dem Nationalkeeper schrieb Potofski gemeinsam ein Buch, bei dem es um verschwundene Torwarthandschuhe als Glücksbringer geht. Anlässlich der WM 2010 bereiste der Journalist Südafrika, durfte in einem Township in die Welt der Allerärmsten eintauchen: „Eine Hütte, 13 Kinder, aber keine Toilette, nur selten Strom. Kein Handy, weder Fernsehen noch Internet.“ Die Kinder stöhnen. Potofski toppt das noch. Ihre südafrikanischen Altersgenossen müssen neben dem Besuch der Schule auch arbeiten, auf einer Müllkippe, ohne Atemmaske geht da nix. Am Ende des Tages gibt es umgerechnet einen Euro Lohn. Sozialer Sprengstoff. Doch was „der Ulli“ daraus macht, ist faszinierend: Das Buch „Locke und der Voodoo-Zauber“ ist ein Reißer. Wie Potofski mit unnachahmlichen Soundeffekten vorträgt, nimmt die Schüler gefangen. Auf der ganz feinen Klaviatur zwischen Spannung, wohligem Schrecken und pulsierender Dynamik macht diesem oft so schräg angeschauten „Dampfplauderer“ keiner was vor. Die Kinder sind begeistert, fiebern mit, ekeln sich vor den gruseligen Details des Voodoo-Zaubers, zucken zusammen, wenn die Schwarze Mamba ihr Gift verspritzt.

Die magischen Fußballschuhe

Nachdem Locke die magischen Fußballschuhe überstreift, läuft es für ihn im Spiel gegen die englischen Gastgeber. Zur Pause führt England mit 3:0, nix klappt. Dann aber schnürt der Nachwuchskicker die vom geheimnisvollen Schuster Max reparierten uralten Stiefel, mit denen trifft Locke im Dreierpack. Reporter dieser legendären Spiels ist natürlich Ulli Potofski. Doch etwas fehlt noch: Eine waschechte Anmoderation. Das übernimmt kurzerhand die Britt aus dem Publikum. Erst weiß die Neunjährige kaum, wie ihr geschieht. Aber dann kommt ganz professionell ihre Ansage: „In England steht es 3:3, es läuft die letzte Minute, wir schalten ins Stadion. Ulli, bitte melden!“ Potofski flippt förmlich aus: „Locke müsste schießen. Warum schießt er nicht? Nun schieß doch!“
Nach aufregenden Abenteuern unter ganz schön lebhafter Teilnahme des begeisterten Publikums stehen die Schüler geduldig Schlange, um ein Autogramm zu erhaschen. Ulli Potofski ist zufrieden mit sich und der Welt. Rund 60 Lesungen macht er im Jahr: „Playstation, WhatsApp, Facebook. Da bleibt kein Platz für Bücher. Ich möchte dem entgegenwirken und bei den Kindern wieder Lesebereitschaft wecken.“ Wenn man sich so umschaut, ist dies Ulli Potofski gelungen.

Die neunjährige „Radiomoderatorin“ Britt kündigt eine Liveschaltung zu Reporter Ulli Potofski an. 
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Hinterher gibt der Medienprofi den Schülern geduldig Autogramme.
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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