Vorlesestunde auf der Brehminsel

Dörte Schütte (links), Siegfried Meyer und Gisela Kühn mit einigen Lieblingsbüchern.
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Gisela Kühns Blick fixiert die gespannt lauschenden Kinder. Sie haben sich auf einer Decke im Schatten um die „Vorleserin“ gesetzt.

„Welche Grimassen könnt ihr denn schneiden?“ fragt sie und bekommt verdrehte Augen und rausgestreckte Zungen zu Gesicht. „So sieht meine aus“, zeigt sie ungeniert. Dann geht es weiter im Buch, aus dem sie heute vorliest. Wobei das eigentlich das falsche Wort ist, denn eigentlich erzählt sie ihren Zuhörern die Geschichten eher. Mit vielen Gesten, einer rauchigen Stimme und deutlich erkennbarer Leidenschaft. Für zwei Stunden sind heute drei Vorleser im Park. Mit dabei Siegfrid Meyer und „Neuling“ Dörte Schütte. „Ich lese die ganze Zeit, das ist anstrengend, aber ich kann auch noch länger.“ Heute hat sich die Rentnerin eines ihrer Lieblingsbücher zum Vorlesen ausgesucht. „Der Tigerprinz heißt das Buch und ich finde die Illustrationen des Künstlers auch unheimlich schön.“
Der Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur wurde von Gisela Kühn gegründet. „Wir wussten schon lange vor Pisa, dass die Kinder zu wenig lesen. Sie wurden einfach in der Schule viel zu wenig neugierig gemacht. Und wir wollten da etwas machen.“
Auf einer Reisemesse entdeckt die quirlige Rentnerin schließlich ein Zelt. „An einem schwedischen Stand war das“, erinnert sie sich. „Es ist zwar ähnlich wie ein Tipi, ist aber dunkelgrün und kommt echt aus Lappland.“ Auch die Felle sind mit dabei. „Das hat mich ein ganzes Monatsgehalt gekostet“, sagt die lächelnd- „und dann hatte ich die Idee, das Zelt zu vermieten.“ Nach vier Jahren schließlich hatte sich das Zelt finanziert und konnte dem Verein geschenkt werden.
Die Mitglieder des Vereins setzen sich schon seit 36 Jahren dafür ein, Kindern und Jugendlichen Spaß an Büchern zu vermitteln. Seit drei Jahren sind sie auch Aktion des Ferienspatzprogramms und lesen auch Parkwiesen Kindern und ihren Eltern aus Büchern in den Sommerferien vor.“
Und nicht nur, dass die Vorleser aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen, sie haben auch einen ganzen Bollerwagen von anderer Literatur mit gebracht. Für größere Kids zum Selbstlesen, die kleineren dürfen sich aussuchen, was vorgetragen wird. „Wir haben natürlich alle Bücher gelesen.“
Beim Tigerprinz schaut Gisela Kühn gar nicht mehr auf die Zeilen, die Geschichte hat sie schon lange verinnerlicht. „Sie erinnert mich sehr an das Dschungelbuch und eigentlich glaube ich, dass beide Geschichten auf der gleichen Legende beruhen“, mutmaßt sie. Auch wie die Geschichte entstanden ist, erzählt sie den Kindern im Anschluss, bevor es dann mit dem nächsten Buch weitergeht.
„Ich freue mich, dass wir nun mit dem Bollerwagen unterwegs sein können, den haben wir entdeckt und gedacht, der ist ideal für uns. Denn das Zelt jedes Mal aufzubauen, ist schon ein langwieriges Unterfangen“- und an so einem schönen Sommertag wie diesem, ist es ja auch schöner, einfach mal unter dem freien Himmel vorgelesen zu bekommen.

Info

Der Verein zur Förderung der Kinder und Jugendliteratur liest nicht nur in den Sommerferien vor. Sie sind bieten auch Autorenlesungen an, lesen bei Spielplatzfesten vor, führen Lesenächte vor und vieles mehr. Alle Infos zu dem Verein gibt es unter www.kinderliteratur-verein.de oder unter der Rufnummer 0201/ 330 55 54

Autor:

Isabel Nosbers aus Essen-Werden

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