„Großer Bahnhof“

Idyllisch, aber abgelegen: Die Wallneyer Straße in Schuir.     Foto: Colmsee/Archiv
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Bei der Sitzung der Bezirksvertretung wurde über Flächen zur Unterbringung von Flüchtlingen gesprochen

„Großer Bahnhof“ bei der Sitzung der Bezirksvertretung: Ein illustrer Reigen von Dezernentinnen und Amtsleitern sprengte fast die Sitzmöglichkeiten im Plenum. Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann staunte nicht schlecht: „So eine große Mannschaft der Verwaltung haben wir in 33 Jahren noch nicht erlebt!“ Das große Thema war die Unterbringung der Flüchtlinge. Einen Tag vor der entscheidenden Ratssitzung stellte die BV fest: „Wir haben Bedenken!“

Baudezernentin Simone Raskob eröffnete das Gespräch: „Danke, dass wir hier eingeladen sind. Seit fast einem Jahr arbeiten wir Tag und Nacht an dieser großen Bewährungsprobe. Die Belastungsgrenze der Mitarbeiter ist erreicht. Wir blicken in müde Gesichter mit Augenringen. Doch wir sind Getriebene von Land, Bund und Europa. Jeden Monat kommen 700 Flüchtlinge, es gibt keine Perspektive auf Rückgang der Zahlen. Um Obdachlosigkeit zu vermeiden, müssen wir das Problem jetzt anpacken und aus dem Krisenmodus heraus. Wir brauchen feste Bauten, Zelte sind humanitär und finanziell kein guter Weg.“

Erheblicher Gesprächsbedarf

Unstrittig waren zwei Unterkünfte in Kettwig, hier sollen Mietverhandlungen geführt werden über ein Objekt im Teelbruch mit 70 Plätzen, am Bahnhof entstehen zwei Häuser für insgesamt 175 Menschen. Die Bredeneyer Lerchenstraße mit 100 Plätzen und auch die Belegung der ehemaligen Heidhauser LVR-Klinik mit 250 Flüchtlingen waren kein Thema mehr. Die in den Fokus geratenen Flächen „Fischlaker Mark“ an der Zimmermannstraße und Karrenbergsfeld / August-Thyssen-Straße in Kettwig vor der Brücke stehen nicht zur Verfügung.
Erheblichen Gesprächsbedarf gab es aber bei weiteren im Bezirk geplanten Flächen.
Das Kloster in Schuir wurde von einem Investor erworben, wird soll rund 550 Plätze bieten, ist frühestens 2017 bezugsfähig. Hier wurde die Abgeschiedenheit als ungeeignet für Integration empfunden. Dr. Bonmann stellte fest: „Der Schuirweg ist eine Rennstrecke und hat nicht einmal einen Bürgersteig! Wie sollen die Menschen da zur Bushaltestelle kommen?“

Zuerst prüfen

Die Wallneyer Straße, ebenfalls in Schuir gelegen, könnte mit Unterkünften für 400 Flüchtende bebaut werden, jedoch frühestens Ende 2017. Diese aufgrund eines Bebauungsplans bebaubare Fläche steht nämlich aufgrund erschließungstechnischen Prüfungsbedarfs kurzfristig nicht zur Verfügung. Wesentliche Voraussetzung ist unter anderem eine positive Artenschutzprüfung.
Hans Joachim von Hesler-Wirtz stellte klar: „Es ist bedenklich, wenn in Schuir mit 960 Plätzen fast ein Pari von Bevölkerung und Flüchtlingen entsteht, das ist für Integration schon problematisch.“
Patrick Widmaier gab zu, dass die Bezirksvertreter schlaflose Nächte hatten, zum Beispiel aber die Erstaufnahme in Fischlaken mit auf den Weg gebracht hätten: „Wir haben uns nicht quer gestellt. Der Bezirk versucht, es zu schaffen. ‚Werden hilft‘ hat gute Schritte unternommen, um Integration möglich zu machen. Die Nord-Süd-Diskussion halten wir für verfehlt, es ist ein Problem der gesamten Stadt.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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