Wie funktioniert Selbstschutz?

Juristin Jennifer Nadolny und Selbstverteidigungstrainer Alfons Pinders beim Regionalverband Ruhr. 
Foto: Henschke
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Erfolgreiches erstes Sicherheitssymposium beantwortet die vielen Fragen der Bürger

In den Räumlichkeiten des Regionalverbandes Ruhr fand das erste große Sicherheitssymposium statt. Diplom-Juristin Jennifer Nadolny hatte geladen, es wurden drei aufeinander aufbauende Themenkomplexe rechtlicher und technischer Art betrachtet: „Selbstschutz fängt bei Information an.“

Uwe Müller von der Essener Polizei, Abteilung Kriminalprävention und Opferschutz: „Einbrüche werden nicht mehr vorwiegend in der kalten, nassen Jahreszeit und in den Abendstunden begangen. Einbrüche gibt es genauso im Sommer und auch am Vormittag.“ Gerade in diesem Zusammenhang werde das Problem der reisenden Tätergruppen relevant, die gezielt aus dem Ausland nach Deutschland kämen. Als Experte für den technischen Bereich erläuterte Uwe Müller an Hand der mitgebrachten Materialen die Möglichkeiten des Einbruchsschutzes. Dabei ging es sowohl um die mechanische Sicherheit, durch entsprechende Türen und Fenster, als auch um die elektronische Sicherheit durch Alarmanlagen. Wohnungstüren zum Beispiel sollten in jedem Fall dreifach und nicht, wie oft üblich, nur einfach verriegelt sein. Müller wies insbesondere darauf hin, dass man sich nicht durch Verkaufsbegriffe wie „einbruchshemmend“, „erhöhte Sicherheit“ und dergleichen täuschen lassen dürfe. Denn diese Begriffe seien rechtlich nicht geschützt. Entscheidend sei vielmehr, dass die zu erwerbenden Fenster und Türen durch unabhängige Institute überprüft würden und ein entsprechendes Zertifikat vorhanden sei.

Einbruchschutz

Es nütze auch nichts, etwa nur ein Fenster einbruchssicher zu gestalten, sondern der Schutz müsse umfassend sein. „Werden vier von fünf offenen Fenstern geschlossen, haben Sie statistisch gesehen die Gefahr eines Einbruchs gesenkt. Praktisch gesehen liegt der Einbruchsschutz aber bei null.“
Alle Exponate zum Thema Einbruchssicherung sind bei der Polizei ausgestellt und können jederzeit angesehen und erklärt werden. Das gemeinsame Erstellen eines individuellen Sicherheitskonzeptes ist ebenfalls möglich. Müller rät, eine Bestandsaufnahme zu machen von den wertvollen Sachen, die sich im Haus befinden, diese zu fotografieren und auch Seriennummern aufzuschreiben, um dann im Fall der Fälle eine fundierte Schadensmeldung gegenüber der Versicherung machen zu können.
Jennifer Nadolny ging auf die Frage ein, warum Kriminalität entsteht und warum diese gerade jetzt so hoch ist. Hier seien das Zusammenspiel und das Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren entscheidend. Die Verwahrlosung eines Stadtteils führe zum Abbau der sozialen Kontrolle und begünstige Kriminalität. Nadolny betonte, dass es zur Bekämpfung der Kriminalität wichtig sei, Sauberkeit und Ordnung herzustellen, stabile gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Entscheidend sei ein Mehr an polizeilichen Einsatzkräften.

Selbstverteidigung

Im Falle einer akuten Bedrohung, einer Notwehrlage, hat grundsätzlich Jeder das Recht, sich zu verteidigen. Die Möglichkeiten der Selbstverteidigung wurden dabei von Selbstverteidigungstrainer Alfons Pinders erläutert: Selbstverteidigung basiere auf Wissen. Es gehe nicht darum, ein ausgebildeter Kampfsportler zu sein. Entscheidend sei, Reaktionsvermögen und automatisches Handeln zu schulen, dann ließe sich im Ernstfall auch die oft verbreitete Schockstarre überwinden. Pinders sprach aber auch die Gefahren und Risiken von Selbstverteidigungsmitteln wie Pfefferspray und Schreckschusspistolen an: „Diese müssen im Fall der Fälle erst einmal herausgeholt, entsichert und dann auch noch fachmännisch bedient werden, ohne dass der Täter sie einem gleich wieder entwendet. Viele meinen, sie würden ihre Sicherheit erhöhen, wenn sie eine Waffe kaufen, einmal ausprobieren und dann in den Schrank legen.“
Entscheidend seien vor allem, Wachsamkeit und Anti-Opfer-Signale auszusenden und im Falle der akuten Bedrohung andere Menschen ganz gezielt anzusprechen und um Hilfe zu bitten.

Vier-Augen-Gespräche

Im Rahmen einer anschließenden Interviewrunde wurde allen Fragen beantwortet. Auch gab es im Anschluss an die Veranstaltung Möglichkeit zum Vier-Augen-Gespräch mit den Experten. „Ich freue mich über das Interesse und die vielen Fragen, die die Besucher mitgebracht haben“, so die Initiatorin Jennifer Nadolny. „Sicherheit ist nicht nur ein Recht, sondern auch Lebensqualität. Mein Bestreben war es, der Kriminalität in unserer Stadt mit diesem Symposium aktiv etwas entgegenzusetzen.“ Für die Besucher war dieser Abend eine gute Möglichkeit, sich hinsichtlich ihrer Sicherheit zu informieren. „Die Frage nach einer Fortsetzung wird beantwortet“, versprach Jennifer Nadolny.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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