Empörungswellen bei Bürgern, Bezirksvertretung
Stadt will historisches Bruchsteinhaus platt machen

Arndt Sauer zeigt empört auf das historische Bruchsteinhaus! Die Stadt Essen ließ es über Jahrzehnte verlottern, verkommen! | Foto: Schattberg
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  • Arndt Sauer zeigt empört auf das historische Bruchsteinhaus! Die Stadt Essen ließ es über Jahrzehnte verlottern, verkommen!
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Der Anrufer klingt wütend. „Die Stadt Essen will jetzt ein Jahrhundert-Bruchsteinhaus abreißen. Plötzlich!“ Wir sind wie elektrisiert. Ein Bruchsteinhaus? Was ganz seltenes. Nix wie hin! Stopp!

Kein Hinkommen zum Haus! Versperrt sind Wege und Sicht. Ein Anwohner sieht unser Suchen. Geht auf uns zu. Horst Cremer wohnt in der Wienenbuschstraße, die direkt hinter der Wickenburgbrücke einbiegt -  in das idyllisch gelegene ländliche Fulerum führt. Das Straßenschild weist Wienenbuschstraße 29 auf. Doch wo? Quer liegt ein Riesenbaum auf dem Weg. „Seit Orkan ELA“, weiß Horst Cremer. Er weist mit der Hand in die Höhe. Unser Blick fliegt über wirres Dickicht, dornige Büsche. Du lieber Himmel.

Auf der Anhöhe ragt ein einziges Haus. „Ein Trauerspiel", ächzt Cremer. "Einst wunderschön. Stadteigentum. Jahrelang auch Naturfreunde-Haus.“ Jetzt – weit sichtbar: "Dachflächenfenster weit auf. Es regnet rein. Eingeschlagene Fenster. Der Wintergarten ist kaputt. Nicht Sesshafte machten sich dort breit; wilde Partys lockten. Zimmer wurden verwüstet...Purer Vandalismus“, zählt Horst Cremer auf. „Immer wieder informierten Anwohner die Stadt. Die bot das Haus dann zu einem horrenden Preis an. Erfolglos. Ich bin traurig, wie die Ämter ein Bruchsteinhaus so verkommen lassen. Nicht mehr begehbar. Seit Jahren zugewachsen, verwildert."

Auch Arndt Sauer, Leiter vom Mehr-Nationen-Haus Frohnhausen, erfuhr vom geplanten schnellen Stadt-Haus-Abriss. Setzte sich flugs mit Klaus Persch, Bezirksbürgermeister, in Verbindung. Gleichzeitig mit dem Objektmanagement Allgemeines Grundvermögen, der Stadt. Die Stadt-Antwort? Niederschmetternd. „Das Gebäude Wienenbuschstraße 29 ist bei uns für einen schnellstmöglichen Abbruch vorgesehen (Priorität 1)! So dass die dann freigewordene Fläche als Ausgleichsfläche angerechnet werden kann. Das Thema „Ausgleichsflächen wird federführend beim Umweltamt bearbeitet...“Arndt Sauer stößt die Wahnsinnseile der Stadt sauer auf. „Ein Bruchsteinhaus – wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte alt – plattwalzen! Irrsinn. Ich möchte es kaufen. Als Haus für Jugendliche renovieren. Das kriegen wir hin!“

Das Haus Wienenbuschstraße 29 hatte am 22. November in der Bezirksvertretung Priorität. Klaus Persch bilanziert: "Die BV III sprach sich gegen einen Abriss des Gebäudes aus. Warum wurden wir nicht frühzeitig über einen möglichen Abriss informiert? Steht das Gebäude unter Denkmalschutz? Nachvollziehbar ist für die BV III außerdem nicht, dass die Fläche dann als Ausgleich für die errichtete Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Overhammshof (ehemaliges Kutel) in Heidhausen genutzt werden soll. Wir erwarten zügige Beantwortung der Fragen. Schnellstens fordern wir die zuständigen Ämter auf, das Gelände rund um das Haus so vorzubereiten, dass überhaupt eine Besichtigung des Gebäudes für Bezirksvertretung und interessierte Käufer möglich ist.“
Tja, wer soll das noch verstehen – jahrzehntelang kümmert sich die Stadt Essen nicht um ihr „Kind“, lässt es verrotten. Dann plötzlicher Baggertod. Motto: Wächst schnell Gras drüber...

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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