Aalto: Palast des Grauens - Salome-Premiere

Der Tanz der Salome (Annemarie Kremer) für ihren Stiefvater Herodes (Rainer Maria Röhr). | Foto: Martin Kaufhold
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  • Der Tanz der Salome (Annemarie Kremer) für ihren Stiefvater Herodes (Rainer Maria Röhr).
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"Der nicht erwiderte Blick steht ... auch für die Unmöglichkeit von Kommunikation in einer kaputten Gesellschaft, in der alle stetig aneinander vorbeireden", so bringt Dramaturgin Svenja Gottsmann eine zentrale Aussage des Musikdramas Salome gut auf den Punkt. Die Oper von Richard Strauss nach Oscar Wildes gleichnamiger Dichtung feierte nun im Aalto-Musiktheater Premiere. Und ist 113 Jahre nach der Uraufführung an der Dresdner Hofoper noch immer hoch aktuell.

Das Werk in einem Aufzug (Vorstellungsdauer: 1 Stunde 45 Minuten, ohne Pause) verwandelt das Opernhaus in einen wahren Palast des Grauens. Gruseliger könnte selbst der schlimmste Horrorfilm nicht sein. Eine verstörende Handlung. Ein musikalischer Rausch.
Ein überschaubares Ensemble reicht aus, um das Böse - fast - Wirklichkeit werden zu lassen, der Auftritt des großen Opernchores bleibt diesmal aus. Dafür darf man eine brillante Annemarie Kremer in der Rolle der Salome erleben und eine ebenso perfekte musikalische Darbietung der Essener Philharmoniker unter der Leitung von Tomáš Netopil.
Die Handlung in Kürze: Salome, die Prinzessin von Judäa und Stieftochter des Königs Herodes, begehrt den unbekannten Propheten Jochanaan, der von Herodes gefangen gehalten wird. Doch Jochanaan hat für Salome nichts als Verachtung übrig. Gedemütigt schwört Salome Rache und fasst einen Plan. Als ihr Stiefvater Herodes bei ihr die Erfüllung seiner Lust sucht, ringt sie ihm das Versprechen ab, ihr für ihren "Tanz der sieben Schleier" jeden Wunsch zu erfüllen. Sie besteht auf den Kopf des Jochanaan…
Dabei gab es Salome, die Frau mit dem abgeschlagenen Kopf des Propheten, tatsächlich als historische Persönlichkeit.
Regisseurin Mariame Clément und Bühnen- und Kostümbildnerin Julia Hansen ist eine moderne Inszenierung gelungen, die sehr vielschichtig ist. Allein die Video-Elemente von fettFilm fallen etwas schwach aus. Da hätte man deutlich mehr erwartet.
Wer also auf anspruchsvollen Horror steht, der darf Salome nicht verpassen. Ein ausgeprägter Grusel-Faktor ist jedenfalls garantiert...

Weitere Aufführungen: 15., 19. April; 3., 9., 23. Mai; 8. Juni; 1. Juli 2018
Infos: www.theater-essen.de

Der Tanz der Salome (Annemarie Kremer) für ihren Stiefvater Herodes (Rainer Maria Röhr). | Foto: Martin Kaufhold
Im Palast des Herodes wird ein Fest gegeben: Der erste Auftritt von Annemarie Kremer als Salome. | Foto: Martin Kaufhold
Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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