Zum Weltbienentag (20. Mai)
Die Bedeutung von Hummeln und anderen Wildbienen als Bestäuber im Erwerbsanbau von Nutzpflanzen

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 In den letzten Jahren ist das kritische Bewusstsein  der Verbraucher/innen für den  Ursprung und die Herstellung von  Nahrungsmitteln   stark gewachsen. Dennoch würde es sie vermutlich  überraschen,
wenn alle Lebensmittel, die durch Insekten bestäubte Pflanzen enthalten, aus dem Laden entfernt würden .   Die Regale wären dann nämlich fast leer.
So kann es sein, dass die Flasche Ketchup, die in unserem Einkaufswagen landet, in  Holland hergestellt wurde, wobei man spanische Tomaten verarbeitet hat, die von türkischen Hummeln  bestäubt wurden, die ihrerseits in einem slowakischen Betrieb gezüchtet wurden.
Rund drei Viertel der Nutzpflanzen hängen in Ertrag und Qualität weltweit von der Insektenbestäubung ab. In Europa sind das alleine 150 Nutzpflanzensorten. Die Bestäubungsleistung  von Insekten in Europa entspricht einem monetären Wert von 14,2 Milliarden Euro/Jahr.
Allgemein herrscht die Auffassung, dass wir  den fleißigen Bienen diese Wohltat zum größten Teil zu verdanken haben. Doch in Großbritanien hat man ermittelt, dass nur ein Drittel der gesamten Bestäubung auf das Konto der Bienen geht.
Längst herrscht im kommerziellen Gemüse- und Obstanbau ein schwunghafter Handel mit eigens gezüchteten Hummelvölkern, die "im Außeneinsatz" und in den Gewächshäusern  für jeweils 6-8 Wochen zum Einsatz kommen und gegenüber der Honigbiene so manchen Vorteil haben, auch wenn die Hummelvölker viel kleiner sind.
Nur sie beherrschen z.B. die Technik, Tomatenpflanzen zu bestäuben, indem sie sich an der Blüte festbeißen oder festkrallen und durch eine Eigenschwingung von 400-500 Hertz den Tomatenpollen aus den Staubgefäßen befreien.
Obwohl sie aus dem Bestäubungsmangement im Erwerbsanbau von Obst und Gemüse kaum noch wegzudenken sind, wird der Einsatz von eigens gezüchteten Hummelvölkern von vielen Umweltschützer/innen kritisch beurteilt, weil dadurch der Konkurrenzdruck für Imker steigt und es zur Faunenverfälschung und Einkreuzung von negativen Merkmalen bei den heimischen Hummeln  kommen kann. Außerdem befürchtet man, dass regional vorkommende Insekten verdrängt werden können.
Bleibt schließlich noch der wirtschaftliche Aspekt: Will man Bienen für einen Hektar einer Obstkultur "anmieten" , kostet das 70 Euro. Zieht man selber Solitärbienen (Rote oder Gehörnte Mauerbiene) heran, wird man für Nistkästen und Hygienemaßnahmen bei der gleichen Fläche ca. 400 € investieren müssen. Bestellt man Hummelvölker , schlägt das mit 378-567 € zu Buche (Quelle: s.u.).
Der Vorteil der Hummelvölker hat sich aber gerade in dem letzten  zu kalten ApriL gezeigt. Hummeln fliegen bereits bei 5-8 Grad  für bis zu 18 Stunden aus.Sie bestäuben dabei  ca. 4000 Blüten  und tolerieren selbst Windgeschwindigkeiten von 70 km/h. Sie retten dadurch so manche Obsternte.
In Privatgärten kann man den heimischen Hummelarten durch ein entsprechendes Umfeld mit Nistgelegenheiten und entsprechenden Nahrungspflanzen einen geeigneten  Lebensraum bieten.
Wer Lust hat, sich näher mit den "Teddys der Lüfte" zu beschäftigen, dem sei das Buch:

Dave Goulson: Und sie fliegt doch- Eine kurze Geschichte der Hummel , Berlin 2017

oder der Artikel

Bestäubungsmanagement im Erwerbsobstanbau  empfohlen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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