Veränderte Ernährungsgewohnheiten von Rabenkrähen in der Stadt
Pizza to go

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Es ist ein Vergnügen, die intelligenten Rabenkrähen bei der Nahrungssuche zu beobachten. Auf dem  Parkplatz des Kronenbergcenters in Altendorf laufen  oft filmreife Szenen ab. Wie die Geier sitzen die Krähen auf den Dächern und Laternen des Einkaufszentrums und beobachten scheinbar teilnahmslos das Treiben der Konsumenten. Die Hinterlassenschaften auf den Beleuchtungen zeugen von ihrer Geduld. Aber sobald jemandem ein Missgeschick beim Verladen des Einkaufs oder beim Verspeisen der zahlreichen "To Go"- Snacks unterläuft, sind sie zur Stelle. Dabei haben die Krähen auch gelernt, die Mülleimer auf dem Gelände zu plündern und systematisch nach Fressbarem zu untersuchen. Selbst ordnungsgemäß entsorgte Pizzakartons sind vor ihrer Neugier nicht sicher.

Am letzten Sonntagmorgen, als sie sich ungestört fühlten, haben die Krähen etwa ein halbes Dutzend Pizzaverpackungen aus den Abfallbehältern gezogen und die am Kartondeckel verklebten Käsereste verputzt. Ein Festmahl für die "Primaten der Lüfte".
Aber auch auf Schulhöfen, wo das traditionelle Schulbrot bei den Kindern häufig durch Snacks ersetzt wird, finden sie reichlich Nahrung. An Straßenbahnhaltestellen suchen sie zwischen den Zigarettenkippen an den Abfallkörben nach Fressbarem. Und an den  Versammlungsorten  von Jugendlichen finden sie in den letzten Jahren vermehrt Unmengen von Sonnenblumenkernen. Wer verbotenerweise Tauben füttert, verhilft natürlich auch den Krähen beim Überleben im Großstadtdschungel.
Im Straßenverkehr überfahrene Tiere gehören ebenfalls zum Nahrungsspektrum der Vögel. An vielen Stellen haben die schwarzen Gesellen auch gelernt, selbst harte Hasel- und Walnüsse zu knacken, indem sie sie an Ampeln vor den Autoreifen ablegen oder in Schienen von Straßenbahnen zermalmen lassen.
Kein Vogel hält uns so konsequent den Spiegel der Konsum-, Überfluss-  und Abfallgesellschaft vor wie die "rabenschwarze Intelligenz" (J.H.Reichholf). Unserer"to go"-Mentalität bei der Nahrungsaufnahme haben sie sich in Rekordzeit angepasst.
Ehe man diese oft als bedrohlich abgestempelten Vögel verurteilt und sie zu vergrämen versucht, sollte man deshalb die Ursachen ihrer Vermehrung seit den 80er Jahren in der eigenen Lebensweise und den (Un)arten der eigenen Nahrungsgewohnheiten   suchen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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