Salweide, Honigbiene und Tagpfauenauge
Von Staubkätzchen, vollen Hosen und Gauklern

Honigbiene mit voller "Pollenhose".
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  • Honigbiene mit voller "Pollenhose".
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Für Tiere und Pflanzen bedeutet es meist nichts Gutes, wenn sie vom Menschen mit der Vorsilbe "Un-" belegt werden. Bei vielen Zeitgenossen gehört  Unkraut aus dem  Garten entfernt und auch Ungeziefer muss bekämpft werden, weil es dem Menschen keinen direkten Nutzen bringt. Den Begriff "Unholz" kannte ich bis vor kurzem nicht. Doch lange wurden Weichlaubhölzer wie Weiden, Pappeln  und Erlen als unerwünschte Unhölzer bei der Waldpflege herausgehauen, weil sie für den Bodenertragswert keinen Vorteil  brachten und höchstens als Brennholz taugten. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Inzwischen weiß man, dass das Laub der Salweide den Humuszustand des Oberbodens verbessert, weil das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis deutlich besser als bei Eichen- und Buchenblättern ist. Entscheidend aber ist, dass man die ökologische Bedeutung der ober genannten Pionierbäume für die Biodiversität erkannt hat. Insgesamt 500 Insektenarten ernähren sich von Weiden, darunter 60 Wildbienenarten und  etwa 100 Arten der Großschmetterlinge, die gerne als Gaukler der Lüfte bezeichnet werden.   Für 37 Falterarten ist die Salweide darüber hinaus eine überlebenswichtige Raupen-Nahrungspflanze. So war es bestimmt kein Zufall, dass sich unter der von mir beobachteten Salweide ein wunderschönes Tagpfauenauge "ausruhte" und Sonne "tankte". Das Image der Weide  hat sich  um 180 Grad gewandelt. Aus einem "Unholz" wurde eine Pflanze, die heute  unter Naturschutz steht.
Imker  werden nicht müde, die Salweide als erste Massentracht für die Bienenvölker zu loben, die deshalb  in jeden naturnahen Garten  und in die Nähe eines  jeden Bienenstockes gehören  würde.
Ich freue mich jedes Jahr, wenn ich das Treiben, Summen und Brummen in einer Salweide beobachten kann, die bei uns in der Nähe wächst. Die Sammlerbienen haben durch sie  Anfang März bereits alle ihre Pollenhöschen prall gefüllt. Die energiereiche Nahrung ist für die Stockentwicklung unerlässlich.
Dabei ist eine einzelne männliche Salweidenblüte äußerst unscheinbar. Sie besteht nur aus 2 goldgelben Staubblättern und einer Honigdrüse am Grund. Da sie aber nicht einzeln stehen, sondern die Einzelblüten zu Kätzchen zusammengefasst sind, kommt die gelbe Signalfarbe der Staubblätter auch aus der Ferne gut zur Geltung. Betrachtet man ein Kätzchen aus der Nähe, drängt sich einem der Eindruck auf, die Bienen und Hummeln müssten sich auf solch einem Blütenstand wie im Schlaraffenland vorkommen. Über 5 Millionen Pollenkörner enthält nämlich ein einziges Staubkätchen. Kätzchen heißen sie übrigens, weil sich das silberweiße Haarkleid, das die ungeöffneten Blütenstände vor zu starker Verdunstung und den Frösten des Vorfrühlings schützt, sich wie ein weiches Katzenfell anfühlt.
Salweiden sind zweihäusig, d.h. es gibt rein männliche und rein weibliche Pflanzen. Neben den Sträuchern mit Staubkätzchen gibt es also auch weibliche Exemplare, die nur Stempelkätzchen tragen. Der Nektar- und Pollenwert der Salweidewurde mit 4 in der höchsten Stufe eingeordnet.
Manchmal sollte man mit Bewertungen wie "Un-" also vorsichtiger umgehen!

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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