WELTFLÜCHTLINGSTAG 2013 in ESSEN

Flüchtlinge und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Der „Welttag der Migranten und Flüchtlinge“ oder auch Weltflüchtlingstag ist ein erstmals 1914 von Papst Benedikt XV. mit dem Dekret Ethnografica studia unter dem Eindruck des ersten Weltkrieges ausgerufener Gedenktag. Seit 2001 wird der 20. Juni als Weltflüchtlingstag international begangen.

Auch in der Bundesrepublik Deutschland gibt es viele Menschen, die schon länger hier leben und selbst die Situation als Flüchtlinge durchlebt haben. Der Weltflüchtlingstag ist den Flüchtlingen, Asylsuchenden, Geduldeten, Binnenvertriebenen, Staatenlosen, Ungeklärten oder Rückkehrerinnen auf der ganzen Welt gewidmet, um Ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen.

In Essen gibt es Flüchtlinge seit dem es die Stadt gibt! Mit unterschiedlichen Hautfarben, Kulturen, Sprachen und Religionen bilden auch sie einen Teil dieser Gesellschaft In Erinnerung nicht nur an die 1. und 2. Weltkriegsflüchtlinge, wo über 10 Millionen Deutsche vom Osten nach Westen flohen, ist es naheliegend, diesen Menschen mit Empathie und Respekt zu begegnen. Es sind, Opfer von Flucht und Vertreibung In ihren Herkunftsländern. Viele von Ihnen haben Zuflucht und Sicherheit in der Stadt Essen gesucht und manche dann auch gefunden.

Es gibt viele Gründe für Flucht: Krieg, Verfolgung, Diskriminierung, wirtschaftliches Elend, keine Arbeit, keine Hoffnung. Jeder, der sich in diese Umstände hinein versetzt, wird die Motivation der Betroffenen verstehen, ihre Situation nachfühlen können.

Seit Anfang der 80er Jahre gibt es vor allem Flüchtlinge aus dem Libanon, Iran, Ex-Jugoslawien, Irak, Türkei, Mazedonien, Serbien, Afghanistan, Pakistan, Kosovo und afrikanischen Ländern in Essen. Auf privater Ebene erleben diese Menschen durchaus auch Solidarität und Mitgefühl.Im institutionellen Rahmen sind sie in der Regel nur Gegenstände von Verwaltungsakten.

Flüchtling sein, was bedeutet das hier und heute?

Diejenigen die flüchteten, flüchteten zunähst dahin, wo sie Ruhe und Frieden vorzufinden hofften. In der Hoffnung für sich selbst, aber auch für ihre Kinder, ein würdiges Leben führen zu können. In den letzten 3 Jahrzehnten sind diese Menschen in Deutschland oftmals entmutigenden politischen Debatten und Äußerungen und auch Anschlägen von Rechtsextremisten oder Neonazis ausgesetzt gewesen. Dabei sind diese Menschen oftmals isoliert, haben keine Bezugspersonen und bewegen sich in einem Land, dessen Sprache ihnen noch fremd ist. Menschen in Not, die Unterstützung und Hilfe bedürfen. Vielfach tritt man diesen Menschen unter dem einzigen Aspekt entgegen, diese Menschen wieder loswerden zu wollen,.

Obwohl es durch die sogenannte Dublin-II-Verordnung der EU in den vergangenen Jahren immer schwerer wurde, als Flüchtling bis nach Deutschland zu gelangen, nahm die Zahl der Flüchtlinge hier in 2011 um 11 Prozent zu. Insgesamt stellten 2011 53.347 Menschen einen Asylantrag in Deutschland. Über 43.362 Fälle wurde in 2011 entschieden. Lediglich 1,5 Prozent davon wurden als Flüchtlinge anerkannt, weitere 20,8 Prozent erhielten einen anderen Aufenthaltstitel und 54,7 Prozent erhielten einen Ablehnungsbescheid. Die meisten Flüchtlinge, die in 2011 einen Asylantrag stellten, kamen aus Afghanistan, gefolgt von Irak, Serbien, Iran, Syrien.

Die Flüchtlinge in unserer Nachbarschaft und die Ausländerbehörden

Ausländerbehörden sind in der Regel der häufigste Berührungspunkt von Flüchtlingen mit den Institutionen unserer Gesellschaft. Sie sind mächtig und können Entscheidungen bezüglich der Betroffenen fällen, die weitreichende Folgen haben! Anlässlich der politischen Stimmung in Sachen Migration- und Asyl-gesteuerter Politik von Bundesinnenminister Friedrich hat sich bei den Ausländerbehörden oftmals eine sehr rigide Haltung heraus gebildet, wenn es um aufenthaltsrechtliche Entscheidungen oder Einbürgerung geht. Nicht das Annehmen dieser Menschen steht dabei im Vordergrund, sonder die Ausweisung derselben, das Loswerden.

Die Stimmung, die aktuell den Flüchtlingen herrscht, ist oft eine entmutigende Stimmung. Und das teilweise gegenüber hier geborenen Jugendlichen oder auch Menschen im hohen Alter.

Anlässlich des Weltflüchtlingstag sollte den Entscheidern in diesen Ämtern der Grundsatz „Gnade vor Recht“ im Erinnerung gerufen werden. Die Menschenwürde ist nicht nur für Menschen mit vollen Bürgerrechten unantastbar, sondern auch bezüglich der Menschen mit Duldungsstatus und Fiktionsbescheinigung. Menschenrechte sind unteilbar.

Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer schweren Umstände gebrandmarkt werden als Menschen 2. Klasse. So nah vor unserer Haustür leben Menschen mit auffenthalts rechtlichen Problemen und keiner fühlt sich verantwortlich - im Gegenteil: die moderne, zähe deutsche Bürokratie brachte in der Vergangenheit diese Menschen oftmals zur Verzweiflung!

Letztlich stellt sich die Frage wie wir mit diesem Thema 2013 in Essen umgehen wollen. Ist es nicht Zeit, das

Wort „Fälle“, wie es in den Statistiken immer wieder auftaucht, durch das Wort „Menschen“ zu ersetzen?

Nicht Aufgeben: Aufenthaltsrechte für langfristig Geduldete durchsetzen

Flüchtlinge menschlich behandeln, auch und gerade im Ausländeramt

Autor:

Ahmad Omeirat aus Essen-West

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