79.000 Euro für einen Bunker

Interesse an einer außergewöhnlichen Immobilie? Der ehemalige Zivilschutzbunker in Altendorf kommt bald unter den Hammer. Archiv-Foto: Gohl
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Für ein Mindestgebot von 79.000 Euro soll der ehemalige Zivilschutzbunker an der Körnerstraße / Ecke Oberdorfstraße in Altendorf verkauft werden. Am Montag, 12. Dezember, kommt er durch die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG in Köln unter den Hammer.

Bereits seit Jahren wird über den Verkauf der ungenutzten Immobilie in Altendorf spekuliert. Die weithin sichtbare Fassade des Bunkers ist im Jahr 2000 im Rahmen einer globalen Aktion mit dem Titel "Leben in einer Welt" von einer internationalen Künstlergruppe der Essener Künstlerin Moni van Rheinberg gestaltet worden.
Vor einigen Jahren hatte der Kurs "Fundstücke im Essener Westen" der Volkshochschule die Möglichkeit, einen Blick ins Innere zu werfen. Damals wurde der Bunker von der Feuerwehr verwaltet, zuständig: Theo Becker als „Herr der Bunker“.
Regelmäßig wurde geschaut, ob noch alles funktionstüchtig ist.
Funktionstüchtig heißt in diesem Fall: Bis zu 1.473 Menschen konnten im Ernstfall Schutz in dem Hochbunker an der Körnerstraße / Ecke Oberdorfstraße finden. - Auf sieben Etagen. Auf 1.500 Quadratmetern. Geschützt hinter einer 1,10 Meter dicken Außenwand und durch eine Lüftung mit Sandfiltertechnik, die auch atomaren Fallout zurückhält.
Fünf Toiletten stehen auf jeder Etage. Und das Belüftungssystem funktioniert bei Stromausfall auch notfalls per Handkurbel.
„Im Kalten Krieg wurde der Hochbunker 1987/1988 wieder in Betrieb genommen“, erklärte Theo Becker damals. „Heute gibt es andere Bedrohungen und die Zeiten haben sich geändert. Daher sollen die verbliebenen Bunker in nächster Zeit aufgegeben werden.“
Manche Bunker wurden zu Wohnhäusern umfunktioniert, andere zu Lagerräumen, wieder andere zu Proberäumen für Jugendbands.
„Als Proberaum kann ich den Bunker wirklich nicht empfehlen“, betonte der „Herr der Bunker“. „Im Fall eines Brandes würde der Rauch direkt durchs ganze Gebäude ziehen. Das wäre lebensgefährlich.“
Ein zentrales Treppenhaus, keine Fenster, kein Notausgang. - Ohne aufwändige Umgestaltung ist ein solches Gebäude kaum zu nutzen.
„Der Bau, komplett aus Beton, wurde im Jahr 1942 innerhalb von neun Monaten von der Organisation Todt des Deutschen Reiches von Zwangsarbeitern errichtet. Diese mussten unter unmenschlichen Bedingungen die gefährliche Aufgabe bewältigen. Eine durchschnittliche Überlebenszeit von 90 Tagen wurde damals bei den Zwangsarbeitern berechnet.“
Für zahlreiche Menschen bedeutete der Hochbunker von St. Anna der Tod. Für die heimische Bevölkerung widerum war er die Rettung vor den Luftangriffen, die die umliegenden Häuser zerstörte. „Der Bunker hielt den Angriffen stand - wie alte Fotos beweisen“, erzählte Theo Becker.
Menschen wurden während dieser Zeit im Bunker geboren, Menschen starben im Bunker.
Ein ganzer Stadtteil kämpfte in den Kriegsjahren ums Überleben, verbrachte ganze Tage und Nächte hinter den schützenden Mauern.
„Diese Zeiten sind zum Glück vorbei“, so Theo Becker, der Bunker-Wärter, und schloss die schweren Stahltüren.

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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