Scharfe Sachen unter Grünröcken

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„Was sind die Flügel wieder zäh! Nach über zwei Stunden fiel erst der Erste. Da steckte ein Ast drin; darauf haben wir leider keinen Einfluss“, stöhnt gekonnt Detlef Diel, 1. Vorsitzende vom Bürger-Schützenverein Altendorf 1760. Das Schuss-Spektakel zielt nicht auf einen kleinen Hühner-Flügel. Sondern hat im Visier den imposanten Holzvogel auf der Stange in der prall gefüllten Aula der Gesamtschule Bockmühle. Der dritte Schützenfesttag rollt auf Hochtouren. Es ist 15.30 Uhr - Trophäenschießen – mittendrin…

Da knallen nicht nur die Korken. Sondern Krone, Apfel, Zepter und beide Flügel sind die Trophäen. 80 Schützen stehen Schlange. Plötzlich ein Schrei. Was ist passiert? „Der andere Flügel ist ab!“ klärt mich Bezirksbürgermeister Klaus Persch, mit Schützenkrawatte, auf. Schöner Binder. Geschossen? „Nein, gekauft.“
Kann die Kugel nicht in der Menschenmenge landen? „Nein. Denn wenn der Stand (für den Vogel) aufgebaut wird, sind Polizei und TÜV dabei“, beruhigt Persch.

Karl-Heinz Krackhecke freut sich diebisch. Er hat vorgewettet, nach wie vielen Schüssen die Flatter-Schwinger fallen. Zwei Mal richtig getippt. Jetzt gibt’s Vitamine, zwei Obstkörbe sind sein Gewinn. Übrigens Rainer Blechschmidt erledigt den rechten Flügel mit dem 107. Schuss.

André Fabritz hat noch nie richtig getroffen. „Nur angestoßen.“ Aber mit seiner hübschen Daniela jetzt fünf Obstkörbe gestiftet für die erstmalige ein-Euro-Wett-Aktion.“ Die glücklichen Abschießer dürfen sich in Reih und Glied aufstellen. Tusch! Jutta Pentoch kommentiert: „Da haben alle vorne das hängen, was sie geschossen haben.“

Fortsetzung folgt mit Bürgerschießen für Jedermann – Ersatz für Kaiserschießen. „Mit 54 Anmeldungen. Den ersten Schuss gibt der Bürgermeister“, verdeutlicht Diel. Schon mal geschossen, Klaus? Klar, auch getroffen. Aber nicht abgeschossen“, berichtigt Persch. Denn der gesamte Prachtvogel muss von der Stange praktisch ohnmächtig runter plumpsen. Fakt, Schützen wie Laien sind ein knallhartes Kaliber. Mit dem 72. Schuss schafft Schütze Marcus Janisch den schrägen Vogel. Somit schießt sich der jungvermählte 39-Jährige Schütze als Bürger-„King“ in die Altendorfer Schützen-Historie ein. Preise gibt’s nicht, aber auch keine weiteren Verpflichtungen. Nur den Vogel. Wo landet das 60 x 60 Zentimeter Riesen-Holztier? „Bei uns ins Wohnzimmer. Auf dem Schrank. Auch wenn meine Frau meckert. Glaub ich aber nicht, sie war begeistert.“ Vom Adler? „Vom Abschuss.“

„Komm her, mein König Friedhelm I.“. Umarmung folgt von Diel. Wie war die Königszeit? „Wunderschön. In vollen Zügen genossen.“ Mit oder ohne Ehefrau? „Mit Heide Schlieper I., Königin.“ Wenn nun beim Königsschießen wiederholt das Schießglück hold ist? „Nehme ich meine Lebenspartnerin Lisa. Dann hat sie mich wieder ganz für sich allein.“ Persch frotzelt: „Oder auch nicht.“ Friedhelm unterstreicht: „König ist eine schöne Sache. Die Schützentradition aufrecht zu halten macht Freude.“ Wie ist das mit dem Nachwuchs?“ stochert Jutta Pentoch. „Es kann noch aufgestockt werden. Sonntags, 10 bis 13 Uhr, gibt es Trainingsschießen im Vereinshaus, Heinrich-Strunk-Straße 74a.

Caramba. Gleich kommt Königsschießen. Wer wird Friedhelms Nachfolger? Man munkelt, dass Detlef Diel mit am „Königs-Deal“ dreht… Derweil seine holde Gattin Ria Sommerluft vor der Tür schnappt bei Currywurst ohne Pommes. Um Energie aufzutanken für ihren starken Scharfschießer? Als Detlefs Königin? Abwarten…

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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