Ein Ei im Fenster

Die Kirche St. Elisabeth in Frohnhausen ist etwas ganz besonderes. Erbaut 1911 handelt es sich bei ihr um eine Basilika im frühromanischen Stil. | Foto: Müller/Körber
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  • Die Kirche St. Elisabeth in Frohnhausen ist etwas ganz besonderes. Erbaut 1911 handelt es sich bei ihr um eine Basilika im frühromanischen Stil.
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CDU Frohnhausen: Besichtigung der St. Elisabeth-Kirche

Auf den ersten Blick ist die St. Elisabeth-Kirche ein sehr schlichtes Gotteshaus. Doch beim Betrachten der Kirche stellt man schnell fest, dass überall Überraschungen warten. Diese konnten nun im Rahmen der CDU Sommeraktion in einer Führung durch den stellvertretenden Gemeinderatsvorsitzenden Theo Körber entdeckt werden.

Die Führung begann draußen auf den Stufen des Haupteinganges der Kirche. Dort erklärte Körber den Anwesenden die ersten geschichtlichen Fakten: Erbaut wurde St. Elisabeth im Jahr 1911 nach den Entwürfen des Architekten Karl Moritz. Das Vorhaben kostete rund 135.000 Reichsmark. Wie aber die meisten Gebäude im gesamten Ruhrgebiet war auch das Gotteshaus vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht sicher und fiel den Bomben zum Opfer. Der Wiederaufbau hierfür kostete dann wieder 135.000. Jedoch dieses Mal in D-Mark.
„Wer dann durch den Eingang in die Kirche kommt, dem wird zuerst die große Taufkapelle samt Taufbrunnen ins Auge fallen“, so Körber. „Das Taufbecken wurde vom Mülheimer Künstler Ernst Rasche aus griechischem weißen Marmor gestaltet. Besonders an dem Becken ist, dass es absichtlich tiefer gesetzt wurde. Dies soll das Untertauchen bei der Taufe im Jordan symbolisieren, denn wenn man ins Wasser geht, muss man auch zunächst hinabsteigen. Im Anschluss steigt der Täufling wieder zum Rest der Gemeinde hinauf.“ Die Taufkapelle ist der hellste Raum der gesamten Kirche. Selbst der Tabernakel ist dunkler.

Bundesweit die einzige Kirche mit Ikonostase

Die Elisabeth-Kirche ist aber in einem weiteren Aspekt außergewöhnlich: Sie ist die einzige katholische Pfarrkirche der Bundesrepublik mit einer Ikonostase. Diese ist normalerweise in orthodoxen Kirchen zu finden und meint eine mit Ikonen geschmückte Wand. Diese befindet sich entweder im Naos (Kirchenschiff) oder im Altarraum. „Erklärt werden kann dieses Phänomen wie folgt“, klärt Körber auf. „Während des Kriegs wurden hier in der Kirche russische Kriegsgefangene betreut. Diese haben ihren russischen Kirchenritus mitgebracht und in dieser Tradition steht St. Elisabeth. Für lange Zeit wurde hier einmal im Jahr ein orthodoxer Gottesdienst abgehalten. Hierfür wurden extra Personen, die den Gottesdienst abhielten, eingeflogen.“
Die Ikonostase in der St. Elisabeth-Kirche findet sich neben dem Altarraum. Abgebildet sind unter anderem das Bild Marias, Johannes der Täufer, die vier Evangelisten oder die Hl. Elisabeth. Alle Portraits sind so ausgerichtet, dass der Blick zu Christus gewandt ist. Als verbindendes Element dient ein langer Balken, auf dem 12 Silbertafeln zu finden sind, welche die 12 Feste der Kirche widerspiegeln. Langfinger gab es auch schon, aber gegen eine Hightec-Alarmanlage kam noch keiner an.
Sehr selten in katholischen Kirchen ist auch das Consignatorium, was in alten Kirchen ursprünglich die Firmkapelle war: Der Firmling leg zuerst die Beichte ab, tritt dann auf der einen Seite des Beichtstuhls wieder heraus und empfängt das Sakrament der Firmung. Im Consignatorium werden des Weiteren für alle sichtbar die Hl. Öle aufbewahrt: das Katechumenenöl, das Chrisam und das Krankenöl. Weiter schweift der Blick zu den Kirchenfenstern: Diese sind sehr schlicht gehalten und auch wieder anders als in anderen Kirchen. Sie sind in der Ausstattung sehr bescheiden und es gibt 12 Stück von ihnen: Das soll die 12 Tore der Stadt symbolisieren. Und wenn man genau hinschaut, fällt ein Fenster aus dem Rahmen. In seiner Mitte findet sich ein kleiner runder Gegenstand: Ein weißes Ei. Ähnlich dem Frosch an der Außenfassade der Universität von Salamanca, muss man zuerst ein kleines Suchspiel starten. „Das ist unser Osterfenster“, so Körber. „Es soll um übertragenen Sinn etwas neu entstehendes symbolisieren, in diesem Fall neue Kraft durch das Wort Gottes.“

Buddhistischer Tempelgong anstatt kleiner Glöckchen

Interessant ist zudem die kleine Werkskapelle samt Altar. Dieser beherbergt zum einen die Reliquien der Hl. Elisabeth von Thüringen und zum anderen einen buddhistischen Tempelgong. Die meisten Kirchen kommen mit einem kleinen Glöckchen aus, in St. Elisabeth darf es ein Gong sein.
Aus der Kirche hinaus und um das Eck herum geht es zum Schluss noch in den Friedhof. Das Eisengitter ziert der Spruch „Der Tod ist das Tor zum Leben“ und auch Ähren und Samenkörner sowie Weintrauben sind darauf zu finden. Alle sollen das Leben symbolisieren. Insgesamt zehn Grabstellen beherbergt der Friedhof, wobei die hier tätig gewesenen Priester hier ihre letzte Ruhestätte finden.
„Die Kirche St. Elisabeth ist wirklich eine besondere Kirche“, schließt Theo Körber. „Man mag es ihr von außen vielleicht nicht sofort ansehen, aber der Innenraum spricht für sich. Das hier jetzt erzählt wurde, war natürlich nur ein kleiner Einblick in die Geschichte der Kirche. Wenn man wollte, könnte man noch Stunden füllen.“
Aber das kann man sich ja vielleicht für die nächste Führung aufheben.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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