Mit dem Udo Jürgens-Musical "aus allen Zwängen flieh'n"

Am Ende des ersten Aktes heißt es "Schöne Grüße aus der Hölle" - nach der Pause fährt das Kreuzfahrtschiff nach New York aber aufs Happy End zu... Foto: Eventpress/Stage
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  • Am Ende des ersten Aktes heißt es "Schöne Grüße aus der Hölle" - nach der Pause fährt das Kreuzfahrtschiff nach New York aber aufs Happy End zu... Foto: Eventpress/Stage
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Wenn am Freitag, 4. November, das Musical "Ich war noch niemals in New York" im Colosseum Theater Premiere feiert, dann kommt die Show mit den Liedern von Udo Jürgens bereits zum zweiten Mal ins Ruhrgebiet. 2013 konnte man es in Oberhausen erleben, "aber die Nachfrage ist weiterhin da", sind sich die Veranstalter Stage Entertainment und Semmel Concerts einig.

Und so kommt das Musical als Tournee-Produktion mit einem neuen Bühnenbild, das alles etwas komprimierter, die Künstler sagen "intimer" macht, auf die Colosseum-Bühne. "Das ist für mich etwas ganz Besonderes", sagt Uli Scherbel, der den Fred spielt. "Denn ich habe genau in diesem Saal 1997 vorgesungen und meine erste Hauptrolle als "Joseph" bekommen. Seitdem war ich nie wieder hier, es ist wirklich Gänsehaut."

"Es ist wirklich Gänsehaut"

Er spielt zusammen mit Gianni Meurer das schwule Pärchen Fred und Costa, das für die ehrgeizige TV-Moderatorin Lisa Wartberg arbeitet. Während diese unbedingt den Fernsehpreis gewinnen will, hat Fred ganz andere Sorgen, denn er soll aus dem "ehrenwerten Haus" fliegen. "Es war Udo Jürgens wirklich wichtig, dass wir hier die schwule Ehe nehmen, denn nach einer wilden Ehe kräht ja kein Hahn mehr", erinnert sich Uli Scherbel, der den großen Entertainer noch selbst kennengelernt hat. "Oh ja", grinst er. "Das war bei meiner Fred-Premiere in Hamburg, fünf Minuten vor der Vorstellung wurde mir gesagt, übrigens der Udo ist da..." Herzklopfen habe das verursacht. "Und nach der Vorstellung saß er dann einfach in meiner Garderobe und sagte: "Hallo, ich bin der Udo". Das war großartig." Und die politische Botschaft, durch die schwule Beziehungen vielleicht in unserer Welt eines Tages als ganz normaler Bestandteil gelten können, sei Udo Jürgens wichtig gewesen. "Und um mal politisch zu werden, sie ist es gerade in diesen Zeiten", fügt Scherbel hinzu.

Was wirklich wichtig ist...

Doch die "Grundbotschaft" des Stückes fasst am Ende Lisa Wartberg, gespielt von Sarah Schütz, musikalisch zusammen: "Was wichtig ist..." heißt der Song und "er fasst zusammen, was sich jeder wirklich ab und zu fragen sollte", meint die Hauptdarstellerin. "Denn was wirklich wichtig ist, verliert man sonst über Ehrgeiz und Karriere zu leicht aus den Augen." Die eigene Familie zum Beispiel...
Doch wer jetzt glaubt, dass es ein problemgewaltiges Stück ist, der irrt sich: Lisa Wartberg, deren Mutter aus dem Altenheim ausreißt, um mit dem Schiff - und dem Lover Otto - nach New York zu fahren, wo sie noch nie war, hat für diese Zicken ihrer Mutter keine Zeit. Also verfolgt sie sie, um sie schnellstmöglich zurück ins Heim zu verfrachten, unterstützt wird sie dabei von Ottos Sohn Axel - und dessen Sohn Florian. Am Ende sind alle auf dem Kreuzfahrtschiff, kommen sich näher oder auch nicht. "Schöne Grüße aus der Hölle" heißt es jedenfalls zum Schluss des ersten Aktes...
"Meine absolute Lieblingsstelle ist, wenn Lisas Mutter eine große irrekomische Szene vor dem Kapitän macht, dann in Ohnmacht fällt und Otto sich kaputt lacht. Doch dann wacht sie nicht sofort wieder auf und Otto macht sich plötzlich Sorgen - danach singt sie "Wie könnt' ich von Dir gehen" für ihn - das ist so berührend, ich liebe das", erzählt Gianni Meurer, der aber auch gern "seine" Geschichte, die des Griechen in Deutschland mit dem Lover Fred erzählt. "Im zweiten Akt dürfen wir das ziemlich kontiniuierlich, das ist toll", verrät er.

Immer wieder geht die Sonne auf

Karim Khawatmi verspricht, dass "immer wieder die Sonne aufgeht" und freut sich auf Essen, weil er als Münsteraner dann nah am Zuhause ist. "Aber ich mag auch die offenen und direkten Menschen hier", verrät er, er spielte den Axel Staudach schon in Oberhausen.
Uli Scherbels Eltern waren Udo Jürgens-Fans, er ist mit den Liedern aufgewachsen. Die anderen kannten alle Udo, "aber nicht alle Lieder aus dem Musical", geben sie einhellig zu. "Ich kannte vor allen Dingen "Vielen Dank für die Blumen" - wegen Tom und Jerry", grinst Khawatmi und natürlich die Songs, die auf Partys gespielt werden...
Zurzeit gastieren sie mit "Ich war noch niemals in New York" in Salzburg, waren schon in Wien. "Da ist das Publikum anders, die umarmen Kultur", verrät Gianni Meurer. "Dort findet man als Schauspieler auch leichter eine Wohnung als in Berlin." Die Udo Jürgens-Show singen die Wiener vom ersten Song an mit. "Aber stehen tun sie am Ende überall", wirft Sarah Schütz ein. Und Uli Scherbel ergänzt: "Ich traf mal einen Zuschauer nach einer Show in Oberhausen an der Tankstelle, der mich erkannte. Er war ganz begeistert. Als ich feststellte, dass es an dem Abend aber eher ruhig im Zuschauerraum zugegangen sei, meinte er: "Wir explodieren hier nicht, wir implodieren!" Und damit hat er die Lacher auf seiner Seite, so wie ganz oft als Fred vom 4. November bis 11. Dezember im Colosseum Theater Essen, Karten-Telefon 0201/8046060.

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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