Solange die Erde steht...

Mittendrin: Die Kids aus Moers verdeutlichten eindrucksvoll die Ängste und Sorgen der Geflüchteten.
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Ungewöhnlicher Gottesdienst über Krieg und Flucht in Frohnhausen

...wird sich der Mensch mit Katastrophen abfinden müssen. In einer humanitären Katastrophe befinden wir uns im Hinblick auf den Krieg in Syrien und in anderen Teilen der Welt seit geraumer Zeit. Um auf die Folgen von Krieg, Gewalt und Flucht aufmerksam zu machen, fand nun in der Markuskirche in Frohnhausen ein ungewöhnlicher Gottesdienst statt.

„Hier und da und mittendrin“ lautete die Überschrift des berührenden Gottesdienstes über die Folgen von Flucht und Neubeginn, Träume, Wünsche und Hoffnungen der Geflüchteten in einem fremden Land, den die Evangelische Kirchengemeinde Frohnhausen feierte. Das Besondere an diesem Sonntag war allerdings nicht der inhaltliche Teil alleine, für den Achim Bronner und Robert Welzel die Leitung übernahmen. Sehr stolz an diesem Morgen konnten die Repelener Kids auf sich sein, denn anhand eines Theaterstücks brachten sie den Anwesenden die Problematik, vor die Geflüchtete gestellt werden, auf beeindruckende Weise zur Geltung und zeigten, wie sie sich Flucht und Ankommen in einem fremden Land vorstellen. Für ihren Auftritt waren die Kids extra aus Moers angereist. Die künstlerische Leitung hatte Sigrid Nickel-Bronner inne.

Repelener Kids aus Moers berühren mit Theaterstück

„Wir sind sehr froh, dass wir die Jugendlichen mit ihrem Theaterstück hier bei uns in der Markuskirche begrüßen durften“, erklärt Achim Bronner. „Sie haben ein Thema ausgewählt, das ihnen sehr am Herzen liegt und das von den Millionen Menschen weltweit erzählt, die momentan auf der Flucht sind, die Krieg und Terror in ihrer Heimat entfliehen müssen und ihr ganzes Hab und Gut, teilweise Eltern, Geschwister, Großeltern oder Verwandte zurücklassen müssen. Und das oft ohne eine Aussicht auf eine bessere oder sichere Zukunft.“
Die Wörter aus dem Titel beinhalteten demnach drei Komponenten: Hier stand für bleiben, da für fliehen und mittendrin für die Flucht an sich. Nicht zu vergessen den ständigen Konflikt dazwischen.
Begonnen hat das Stück mit dem Einspiel orientalischer Musik: Lachende Kinder, fröhliche Geburtstagsfeiern, Stress bei den Hausaufgaben, der Mutter im Haushalt helfen, keine Lust auf Lernen – ganz alltägliche Dinge, die den Alltag bestimmen. Überall auf der Welt. Plötzlich wurde die Musik bedrohlich: Trommeln begannen zu dominieren, abgehackt und dunkel mutete es an. Die Akteure hatten Stöcke in der Hand, stampften auf den Boden, bekämpften sich gegenseitig. Mitten darin: Die noch eben ausgelassenen Kinder. Ein Krieg ist ausgebrochen, der alles veränderte. Man sieht sich mit der Entscheidung konfrontiert, ob man bleiben oder fliehen soll. Fliehen soll in ein unbekanntes Land, mit einer anderen Sprache, anderen Sitten und Einstellungen. In ein Land, wo viele der Einwohner die Schrecklichkeiten eines Krieges nicht mehr nachvollziehen können und die Neuankömmlinge mit Hass und falschen Vorurteilen empfangen. Dann schwenkte die Musik wieder: Sie wogte. Ebenso wie die Wellen im Meer, die jeder Flüchtling sein ganzes Leben nicht mehr vergessen wird: Gedanken an die Überfahrt, bei der der das Ausbleiben von Glück den sicheren Tod bedeutete. Um die Vielfältigkeit der fliehenden Menschen zu symbolisieren, haben sich die Schauspieler eine weiße Maske übergestreift: Anonymität steht für echte Menschen. Tausendfach.

Abraham und Sarah waren Wirtschaftsflüchtlinge

„Ebenso wie in der heutigen Zeit, zog sich das Thema Flucht auch schon durch die gesamte Bibel“, so Wenzel. „Jesus musste mit seinen Eltern sein Heimatland Judäa Hals über Kopf verlassen, Moses floh nach Medina und Abraham und Sarah waren Wirtschaftsflüchtlinge. Hätten sie keine Menschen gefunden, die sie aufgenommen hätten oder ein sicheres Dach über dem Kopf bekommen, hätte es ein böses Ende gegeben.“ Nicht von ungefähr kommen deshalb die Passagen in der Bibel, die davon predigen Fremde bei sich aufzunehmen, ihnen Unterschlupf zu gewähren. Bei Mose steht sogar, man soll sie genauso lieben wie sich selbst.
Und genau das ist die Botschaft, die vermittelt werden sollte: Jeder kann unverschuldet in eine fundamentale Notlage kommen und zu einem Flüchtling werden. Europa geht es was Krieg und Zerstörung anbelangt momentan gut. Was aber, wenn sich das Blatt wendet und wir auf die Hilfe anderer Länder angewiesen sind? Politische Brennherde gibt es auch hier nicht zu knapp...
„Nur durch Solidarität und dem Zurückschrauben des eigenen Egoismus können solche humanitären Katastrophen überwunden werden. Sorgen über abstrakte Ängste sollten nicht unser Leben bestimmen. Nur wenn wir uns das bewusst machen, kann ein gemeinsamer Weg gefunden werden“, schließt Bronner.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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