Begnadetes Paar erlebte Wahnsinniges - Wunderbares

70 Jahre durch Höhen und Tiefen - Erna und Hans Burckhardt erlebten Wahnsinnniges und Wunderbares!  Foto: Schattberg
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  • 70 Jahre durch Höhen und Tiefen - Erna und Hans Burckhardt erlebten Wahnsinnniges und Wunderbares! Foto: Schattberg
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Welch ein begnadetes Paar...Riesiger Freundeskreis -  aus dem Nichts!

Von Lesertipps leben Medien. Gesten kam so ein „elektrisierender“ Anruf von Uschi und Wolfgang Dotten, Kartoffelhändler - zu Ex-Gartennachbarn. "Da muss man hin!" Flugs düsten wir zu Erna und Hans Burckhardt. Es grenzt an ein Wunder, dass das Paar den 21. August 2018 gemeinsam erlebt! Mit oder ohne Fremdgehen? Wir forschten, staunten...

Hirtsiefersiedlung. Klingeln. Öffnen. Gucken. Dann: „Wir kennen uns doch...?“ Richtig! Von Festen...Das Paar zählt 91 Lenze. Die feiern just am 21. August Tag mit Verwandten, Freunden ihre Gnadenhochzeit! 70 Jahre Seite an Seite...Dabei wurde Hans mit 18 Jahren schwerstverletzt. Lag im Lazarett. Operationen u. a. Granatsplitter im Rücken. Der Reihe nach.

Erna und Hans setzen sich an den Küchentisch. Geben ihr pralles Leben preis. Hans, der leicht sächselt - und die Heimatvertriebe Erna von Niederschlesien. „Ich habe immer hochdeutsch gesprochen.“
Wie kennengelernt? „Bei meinem Onkel in Dresden. Ich war Bauschlosser, arbeitete in seiner Schlosserei...“ Wann? Daten flattern. Erna mahnt: „Alles ist so lange her.“ Pause. Tiefer Blick. Plötzlich spult der Film ab.

Jahreswechsel 1945/46. Hans zu Erna: „Du warst 18, arbeitest auch in der Schlosserei. Reparierst emailliertes Geschirr.“ „Ja, aus Blech. Lötstellen werden im Wasserbad geprüft. Waren die dicht, wurde mit Kreide der Preis drauf geschrieben: 10 Pfennig; 20 Pfennig...Meistens wurden Kochtöpfe repariert. Es gab nichts zu kaufen. Aus Alt wurde Neu gemacht. Darum blieben wir immer sparsam. Die Zeit hat uns das gelehrt.“

Frage zur Heirat – wegen Schwangerschaft? „Nein. Wegen der Wohnung. Durch einen Kollegen bekamen wir einen Wohnraum. Heirat 21.8.1948.“ Hans wünschte sich später von seinem Meister mehr Geld. Abgelehnt. „Ich bewarb mich im volkseigenen Betrieb TUR. War Brigadier (Vorarbeiter). Obwohl ich starke Rückenschmerzen hatte, sollte ich einen Offiziers-Lehrgang machen. Doch ich wollte ein anderes Deutschland. Ohne Uniform! Alles was ich in den letzten Jahren in der Nazi-Diktatur zu hassen gelernt hatte, gab es auf einmal in der DDR. Die waren keinen Deut besser.“

Gradlinig zogen sie ihren Weg. Söhnchen Jürgen wurde 1950 geboren, kränklich, acht-Monatskind.
1953 - Flucht in den Westen. Die Reiseerlaubnis stellt Hans sich selbst aus – offiziell fuhr er zum Lehrgang in ein Zweigwerk. Erna mit Sohn waren dabei - weil sie im Anschluss gemeinsam Urlaub machen wollten. Flucht gelang. Über Berlin, Hannover, Bremen, Ostfriesland und Wesel. Am 1. November im Flüchtlingslager. Wegen des Kindes bekamen sie in Essen eine Wohnung. Vorher bewarb Hans sich als Schlosser bei Koch & Sterzel, Essen. Klappte! Irgendwann musste die Firma schließen. Neue Aufgaben fand Hans im französischen Röntgenwerk CGR als Schlosser. 1984 machte auch dieser Betrieb dicht.

Jetzt sich abschotten? Bude verriegeln? Iwo. Erna schlagfertig: „Weil wir keine Verwandten in Essen hatten, wurden wir sofort Mitglieder im Turnverein Altendorf 1884. Der ersetzte uns unsere Heimat. Wir lernten viele Freunde kennen. Hans gründete gar die Herrenabteilung für ältere Turner. Das fröhlich-freundliche Paar wurde schnell bekannt, beliebt. Die Stimme von Hans machte hellhörig. Er wurde Mitglied bei MGV Harmonie 1888. Die Stimme ölten die Schlawiner anschließend in der Dechenschänke. Auch bei Karnevalsveranstaltungen stand Hans „im Glück“ zwölf mal in der Bütt. Ab 2008 greift er gar zur Feder mit Erinnerungen-Aufschreiben. So gut, dass die u. a. im Münsteraner Liboriusblatt veröffentlich werden.

Fit und flott ist ebenfalls mit 91 Jahren seine zarte Erna. Sie kocht leidenschaftlich gern. Sohn Jürgen, gelernter Industriekaufmann, scheint schon zu schlucken. „Mir schmeckt alles. Ich bin begeistert, dass meine Eltern noch leben, so rege sind und in ihrem hohen Alten sich selbst versorgen können...“

Letzte Frage an das begnadete Altendorfer Hochzeitspaar: Gab’s nie Versuchungen? „Nein. Wir haben so viele Hochs und Tiefs erlebt! Wenn das nicht zusammenschweißt..."

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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