Verflixt vergnügtes Vielfalt-Fest - Schulkörper entbößt sich

Kunst kann so anziehend, spannend sein an der Gesamtschule Bockmühle, Tag der Vielfalt. Fotos: Gohl
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  • Kunst kann so anziehend, spannend sein an der Gesamtschule Bockmühle, Tag der Vielfalt. Fotos: Gohl
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Bockmühleschule zeigt sich offen – bis in alle Fasern und Fugen!

Altendorf kann auch anders. Nicht nur Raub, Mord. Altendorf kann Zusammenhalt! Strahlen. Fetzig Feiern. Mit über 50 Nationen! Mit 1420 Schülern, die täglich nebeneinander Büffeln in der Gesamtschule Bockmühle. Sie wollen genau hier hin. Fühlen sich wohl – oft wohler als Zuhause. Gibt es ein größeres Kompliment? Also, schnell rein. Es ist sehr laut. Sehr voll. Es duftet. Das „Fest der Vielfalt“ verführt. Der „Offene Tag“ lockt.

Mitreißende Takte hallen weit über den Schulhof. Blick in offene Fenster: Theateraufführung. Im Schulgebäude zieht mich der Stand Mexiko magisch an. Was halten Schüler von Trumps 16 Meter Mauer um Mexiko? Spontan bekennt David, 15: „Ich bin nicht dafür. Die Mexikaner sind auch Menschen wie die Amerikaner. Find ich sehr schlecht…!“

Ein Basar bunter Stände auf allen Fluren. Mit multinationalen Köstlichkeiten, mit anziehender Kunst an den Wänden. Weit über 30 Nationen-Tische wetteifern mit ungewöhnlichen Speisen, Spezialitäten. Eine junge Dame hält mir ein Tablett entgegen, geschichtete kleine Kokosschnittchen. Ich greife zu. Mmmh, lecker. „10 Cent!“ ruft ein cleverer Schüler…

Fast laufe ich dem Pfarrer im Schuldienst in die Arme. Alexander Maurer organisierte u. a. das Fest der Vielfalt. Mit Aufführungen, Performances, Musik, Spielen. Mit Vorführungen aus den Naturwissenschaften sowie das neue pädagogische Konzept – Selbstlernzeit, Lernlabor, Werkstätten; rockender Schulband und…

Da ein Pfarrer immer die Wahrheit spricht, zurück zu Alexander Maurer. Der mauert nicht, spricht offen: „Wir wollen mit dem jährlichen Fest zeigen, dass es in Altendorf auch noch etwas Schönes gibt; außer schlechte Nachrichten. Wir versuchen, am Image des Stadtteils zu arbeiten. Nicht nur Jammern: Alles ist hier schlimm! Nein, wir feiern hier friedlich miteinander. Wir präsentieren Klassen mit Theater, Musik, Kunst – egal aus welchem Land die Schüler kommen; Kunst wird überall gemacht.“

Und Religion? „Ich arbeite hier mit allen Religionen. Wir haben gesagt, unsere Hauptaufgabe ist, man muss sich vertragen. Das ist unser christlicher Auftrag. Es gibt auch Herausforderungen mit anderen Kulturen. Doch müssen in diesem Land in einer Demokratie alle Mitmachen. Vorbilder fehlen oft in der Familie; Unterstützung ist sehr gering. Wir müssen Interesse wecken, Selbstvertrauen stärken. Lösungen nicht durch Mauern, Hass suchen. Sondern wir Handeln: Wir Erziehen euch, wir bilden euch aus. Wir brauchen einen langen Atem. Aufgaben für 10-20 Jahre…“

Bestätigung von Sven Pöschel, Klassenlehrer 6 b. „Ganz bewusst arbeiten wir daran, dass die Kinder erst mal hier Erfolge erleben. Hauptziel: Dass man an sich glaubt. Deshalb zeigen wir heute: Was gibt’s alles in dieser Schule, das wird präsentiert. Wir versuchen, mit den Kindern voran zu kommen, egal wo die herkommen.“

Haste nicht gesehen, Julia Gajewski wird vermisst. Dann werde ich fündig. Die Rektorin ist in ihrem Büro. Macht mal kurz Pause. Sie strahlt übers ganze Gesicht. Liegt fast auf dem Boden, wickelt ein wunderschönes Kind, das mit glockenheller Stimme nach der frischen Windel singt: „Rot rot rot sind alle meine Kleider…“ „Weil mein Schatz ein…“vervollständigt Julia Gajewski. Ihre 2 ¼-jährige Pflegetochter zeigt auf meine Tasche: „Schmetterlinge!“ Verblüfft bin ich von ihrem Sprachschatz!

Schwupp wird Gajewski Bockmühle-Chefin. „Ich freue mich über die großartige Präsentation, das Engagement, die vielen Besucher, das Interesse an unserer Schule. Über jeden der kommt, der sich für uns interessiert.“

Ne coole Schule. So herrlich lebensleicht, so wenig erdenschwer. Heute jedenfalls!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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