Klartext zur desolaten Gesamtschule Bockmühle

Tatort Flur Gesamtschule Bockmühle: Schulleiterin Julia Gajewski, 2. re., zeigt Matthias Hauer, Bundestagsabgeordneter, 3.re. die maroden Stellen in der Schul-Fabrik, Bestätigung von Stefan Beyer, stellv. Schulleiter. Bestürzung auch bei Dorothea Stommel, re., pens. Lehrerin Gesamtschule Süd.
13Bilder
  • Tatort Flur Gesamtschule Bockmühle: Schulleiterin Julia Gajewski, 2. re., zeigt Matthias Hauer, Bundestagsabgeordneter, 3.re. die maroden Stellen in der Schul-Fabrik, Bestätigung von Stefan Beyer, stellv. Schulleiter. Bestürzung auch bei Dorothea Stommel, re., pens. Lehrerin Gesamtschule Süd.
  • hochgeladen von Ingrid Schattberg

Gespräch mit Julia Gajewski, Rektorin und Matthias Hauer MdB!

Es steht nicht gut um die erste Essener Gesamtschule. Mit Glanz und Gloria, 32 deutschen Kinder pro Klasse, neunzügig, brauste sie 1972 los. Die Nachfrage war groß. Bei Anmeldungen stets Gedränge: weit über 200! Jetzt 1400 Pennäler. Doch mit den Jahren wurde das Gebäude marode, fast zur Ruine. Gibt’s Rettung? Der Bundestagsabgeordnete Hauer besuchte, besichtigte das Gebäude mit Rektorin Gajewski. Der West Anzeiger war dabei…

In einem zwei-stündigen Gespräch führte die Schul-Chefin Fakten auf: „Ich rechne jetzt nur mit circa 40 Schulanmeldungen durch den mittlerweile schlechten Stadtteil-Ruf Altendorf: Drogen, Mord etc.! Restliche Schüler kommen von Schulen, die die Anmeldenden abweisen müssen, weil die Nachfrage hoch ist. Das Bockmühle-Klientel wird ärmer - unabhängig von ihrer Herkunft.“

Zur Schüler-Lehrersituation
„80 % der Schüler/innen haben Migrationshintergrund; 140 Schüler/-innen Förderschüler. Vor allem Sonderpädagogen fehlen uns für die Förderschüler. Wir fordern für 20 Schüler/innen pro Klasse eine beständige Doppelbesetzung.“

Was vermisst die Schule?
„ Vor allem sanierte Räume. Wir sind mit der Stadt im Gespräch; ein klares "Investitions - Ja“ in den Stadtteil und die Schule ist absolut nötig!“

West Anzeiger über Fakten
Es ist kurz vor Zwölf an der Bockmühle; bezüglich Schulruine. Trotzdem, viele Kinder fühlen sich wohler in der Schule als daheim. Woran liegt das?
„Sehr hohes Engagement der Lehrer/innen an der GEB; sehr gute pädagogische Arbeit; wir bieten ein Umfeld, welches die Schüler/innen grundsätzlich positiv wahrnimmt.“

Wie kann das geändert werden, wenn man nicht an Eltern „rankommt“?
„ Auf die Eltern zugehen; Einladungen aussprechen, die die Eltern ansprechen; Gründung eines Elternvereins mit städtischer Unterstützung; Kulturzentrum Altendorf an der GEB gründen.“

Worin liegt Ihre große Hoffnung nach dem Besuch von Herrn Hauer?
„ Unterstützung bzgl. der Umsetzung des Sozialindexes und der Finanzen bzgl. der Unterstützung des Stadtteils.“

Welche Gedanken schossen Matthias Hauer bei der Schulbesichtigung durch den Kopf?
Wenn Brandschutzmaßnahmen seit 1 ½ Jahren so aussehen, dass Leitungen, Kabel aus der offenen Decke hängen - auf ellenlangen Fluren? Wenn in Schulräumen Eimer stehen, um tropfendes Wasser aus der Decke aufzufangen? Wenn im Sanitärraum Wasserkräne, bis auf einen, abmontiert sind, ein Abflussroher fehlt, schmutziges Wasser vom Becken ins Loch auf den Boden, erst dann ins Sieb läuft? Der Freizeitraum seit Jahren in Plastik verhüllt, unverputzt, verwaist steht – der Schülern während Pausen, nach der Schule, dringend fehlt?

Matthias Hauer klipp und klar: „Das Schulgebäude ist in einem wirklich schlechten Zustand – statt Flickschusterei brauchen wir eine gute Gesamtlösung. Das Lehrerkollegium rund um Schulleiterin Julia Gajewski engagiert sich sehr, um die Schüler/-innen bestmöglich zu fördern. Aber neben Lehrern, die sich einsetzen, muss auch die räumliche Umgebung stimmen. Die muss zum Lernen motivieren. Wir brauchen endlich eine Aufwertung des Schulstandortes Bockmühle! Deshalb setze ich mich für einen Neubau oder zumindest einen Teilneubau im laufenden Betrieb ein – das ist höchst dringlich.
Wir brauchen Klarheit, was genau an dem Standort baulich machbar und sinnvoll ist. Auch wenn die Realisierung noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird (schon wegen der erforderlichen europaweiten Ausschreibung), muss jetzt endlich der Startschuss her!

Erst seit wenigen Monaten gibt es das Landesprogramm „Gute Schule 2020“. Die Mittel kommen sehr spät und reichen einfach nicht aus. Die Instandhaltung der Schulgebäude ist Aufgabe des Landes und der Kommunen. Auch die Stadt tut, was sie kann. Aber über Jahre hat die NRW-Landesregierung Kommunen wie Essen mit zu wenig Geld ausgestattet, sodass ein riesiger Investitionsstau an Schulgebäuden entstanden ist. Das ist gerade an der Gesamtschule Bockmühle allgegenwärtig. Bislang war dem Bund rechtlich verboten, Geld für Schulgebäude bereitzustellen. Das ändert sich nun (darauf haben sich Bund und Länder im Rahmen der Neuordnung der Finanzbeziehungen geeinigt)! Kaum darf der Bund mithelfen, tut er es auch. Aus dem Etat von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gibt es dafür insgesamt 7 Milliarden Euro – Gelder insbesondere für marode Schulen in finanzschwachen Kommunen. Der ursprüngliche Betrag von 3,5 Milliarden Euro wurde verdoppelt.

Woher das Geld kommt, um die Gesamtschule Bockmühle und die anderen maroden Schulgebäude herzurichten - ob aus Essen, Düsseldorf oder Berlin – spielt für Schüler und Lehrer kaum eine Rolle. Es muss nur endlich losgelegt werden! Das hätte auch positive Auswirkungen für gesamt Altendorf – immerhin liegt die Schule, die von über 1.400 Schülern besucht wird, im Herzen des Stadtteils.“
Hut ab! Das hört sich gut an - wenn Taten folgen. Wir bleiben in Verbindung!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

39 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.