Schock von der Kanzel

70 Jahre St. Clemens Maria Hofbauer - bald soll die Abrissbirne kommen...Foto: Schattberg
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„Kirchenabriss in Altendorf – Frohnhausen… Warum passiert so etwas nicht mit Moscheen“

Noch immer kann Josef Kamienski das Gehörte von der Kirchen-Kanzel nicht fassen. Und eine ganze Kirchengemeinde. „Es kann kein Zufall sein! Was Ludger Blasius, Pfarrer der Großgemeinde St. Antonius, uns in der Kirche St. Clemens Maria Hofbauer plötzlich sagte. Er muss bewusst den Termin abgepasst haben -wenn viele Menschen in Ferien sind…“ Seine Stimme stockt. „Ich bin so aufgeregt.“ Nicht nur er. Alle polnischen Gemeindemitglieder - weit über 2000...

Das „Kirchen-Aus“ trifft die Gemeinde wie eine Keule…„ Verkauft und abgerissen werden!“ AUS! Für die 70-jährige St. Clemens Maria Hofbauer…Die polnisch sprachige Seelsorge in Essen reicht in das 19. Jahrhundert zurück.
2015 wurde die 100-jährige St. Anna abgerissen. Angeblich für einen Erweiterungsbau des benachbarten Altenheims St. Anna. Bis jetzt tat sich baulich äußerlich nichts. Lediglich eine vergammelte Parkfläche erinnert an ein Jahrhundertwerk...

Wir sprachen mit Jerzy Wieczorek, Ordenspriester Gesellschaft Christi. Der Seelsorger für Emigranten ist jetzt heiße Hoffnung von Kaminski und Gemeinde. Aber bei unserem Treffen spürt man förmlich die „Abrissbirne“ über das Riesen-Kirchenstück. Er bestätigt, dass er mehrmals Gespräche mit dem Essener Bistum führte.

Was passiert mit dem Altendorfer Viertel hier? „Genaues kann ich nicht beantworten. Darf ich nicht. Im Bistum Essen läuft jetzt eine Pfarrei-Entwicklung; mit vielen Optionen…“ Er bestätigt zwar, dass Pfarrer Blasius von der Kanzel die Kirchenveräußerung erwähnte: „Es kann sein, dass das gesamte Grundstück samt Kirche verkauft wird…So eine gute Baustruktur… mehr weiß ich nicht.“ Abriss? „Kein Kommentar. Das sind interne Gespräche. “ Doch sein Gesicht spricht Bände. Unsägliche Trauer…

Wieczork kennt sich aus in Essen. Er war früher tätig in der Marienkirche, Universitätsviertel. Wurde 2007 versetzt nach Altendorf, St. Clemens Maria Hofbauer. Bestätigt: „Sonntags ist immer die Kirche in drei Hl. Messen bis in die letzten Reihen besetzt. Circa 1400 Kirchenbesucher!“ Auch die täglichen Messen an Werktagen werden gut besucht – von mindestens 100 Gläubigen. Alle zahlen Kirchensteuer."

Josef Kamienski mit polnischen Gemeindemitgliedern sind schockiert. Der Schreck sitzt tief. „Wo sollen wir hin? Wir hatten die Zusage, die Kirche bis 2030 zu nutzen! Jetzt hören wir, dass eine Wohnungsgesellschaft im Spiel ist. Jedenfalls soll alles verkauft werden – mit Gebäuden. Warum kümmert man sich nicht um die Moschee in Frohnhausen? Der Bau geht nicht weiter – das Grundstück groß. Warum nimmt man uns unsere Heimat? Bei so einem Handeln muss man nicht wundern, dass die Leute aus der Kirche austreten. Da wird von „Oben“ gehandelt, still, klammheimlich, dann die Menschen vor vollendete Tatsachen gestellt. Nur Geld zählt!“

Die polnische Gemeinde wehrt sich. Sammelt Unterschriften gegen Verkauf, Abriss.
Es geht weiter mit der Kirchen-Abrissbirne. Arndt Sauer, Leiter Mehrgenerationenhaus, zum Aus: „Das wäre für den Stadtteil Altendorf echt schlimm. Dort sind die polnische Gemeinde - und viele Menschen der ehemaligen Gemeinde  sehr aktiv, engagiert. Was nun als weiterer Prozess im Bistum Essen geschieht, ist für viele Christen äußerst schmerzhaft.“

Kein Luftholen: Sauer weiß: "Auch St. Augustinus, an der Wickenburg, fällt dem Bagger zum Opfer. Käufer soll  das LVR Klinikum sein. Die Fachklinik des Landesverbandes Rheinland für Psychiatrie, bereits dort ansässig, benötigt dringend mehr Platz…"

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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