Klasse mit Sperrmüllmöbeln...Schraipen nach Gehöhr

Schüler, Lehrer löchern Mehrdad Mostofizadeh MdL Grüne, Hannelore Herz-Höhnke (Schulleiterin) sowie  Daniela Patt,  Doris Eisenmenger, Mohamed Makhlouf (Elternpflegschaft). Fotos: Renate Debus-Gohl
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  • Schüler, Lehrer löchern Mehrdad Mostofizadeh MdL Grüne, Hannelore Herz-Höhnke (Schulleiterin) sowie Daniela Patt, Doris Eisenmenger, Mohamed Makhlouf (Elternpflegschaft). Fotos: Renate Debus-Gohl
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Schüler, Lehrer fragen – Politiker antwortet!

Ach Gottchen! „Wir hätten gern ein Autogramm von der Bundeskanzlerin Frau Merkel. Müssen wir dafür nach Berlin fahren?“ Zum Piepen. Clever sind die Viertklässler der Bodelschwinghgrundschule, Essen-Altendorf. Die Frage geht direkt an Mehrdad Mostofizadeh Grünen Landtagsabgeordneter. Der schluckt…Nicht nur einmal!

Persönlich ist er da. Greifbar nah, Sohn eines iranischen Vaters. Mit zwei Stunden Zeit im Rücken. Der Grüne Fraktionsvorsitzende zuckt nicht mit der Wimper zum CDU-Kanzlerin-Wunsch. „Mail schreiben, da gibt es Berlin-Besucherprogramme, die Hälfte wird vom Landtag bezuschusst.“ Warten also. Doris Eisenmenger, stellvertr. Bezirksbürgermeisterin, vermittelnd: „Besucht erst mal die Bezirksvertretung III, danach den Landtag Düsseldorf…“

Praxisnahe Politik 227 Schülern aus 50 Nationen, mit 95 % Migranten-Hintergrund, greifbar rüberzubringen, ist der Besuch-Wunsch von Hannelore Herz-Höhnke, Rektorin sowie Doris Eisenmenger. Dem Politiker vor Ort zu zeigen, wie Politik und Realität aneinander vorbei gleiten.

Ohne Hemmungen legt der zehn-jährige Tarek los: „Warum haben wir kein Schwimmbad im Essener Westen?“ Oder „Früher hatten wir mehr Arbeitsgruppen in der Schule. Warum jetzt so wenige…“ Warum ist das Tragen von Schulkleidung nur eine Empfehlung und nicht wie in manchen Ländern Pflicht?“ Fragen flatterten auf Mostofizadeh. Es wird diskutiert. Wasserklar bleibt, ein Schwimmbad vor der Tür hätte der Politiker ihnen gerne hingezaubert – liegt leider nicht in seiner Macht. Doch ich bin überrascht von den Fragen der Kinder. Sie waren sehr konzentriert. Respekt!“

Ein 12-Augen-Gespräch schließt sich an. Wünsche und Wirklichkeit – dazwischen liegen Welten. Die Schulleiterin bilanziert: „Wenn wir die Rotarier nicht an unserer Seite hätten, wären wir nicht so weit. Ich würde mir natürlich wünschen, eine bessere Ausbildung für Erzieher. Wir haben im offenen Ganztag viele auffällige, unruhige Kinder. Deshalb führten wir vor längerer Zeit einen „Ruhetag“ ein; mittlerweile einen zweiten. Heißt: Geschichten werden vorgelesen etc.; Kinder müssen lernen, dass sie sich auch ruhig und leise verhalten können/müssen. Keine Dressur; sie werden an gewisse Regeln herangeführt. Das dauert circa 6-8 Wochen…“

Brennpunkte! „Wir haben keinen einzigen Sozialarbeiter! Aber quasi ein Sammelbecken von 25 Flüchtlingskindern aus allen Nationen…wir arbeiten mit einem großen Netzwerk und führen viele Projekte durch. Unser aktuelles Projekt heißt „Hygiene“. Händeringend wird u. a. eine tägliche Halbtagssekretärin benötigt…
Erzieherin Christine Böckler bestätigt: „Wir lassen kein Kind zurück; sind sehr engagiert. Was mich ärgert, Klassen mit 28 Schülern, viele psychisch angeschlagen, dann noch Inklusion und zu wenige Stunden für diese Kinder. Schulministerin Sylvia Löhrmann verteidigt ihre Schulpoltik…uns fehlt zusätzlich entsprechend ausgebildetes Personal! Würden wir hier nicht so viel daran arbeiten – auch an der Sprache.“

Auch Schreiben nach Gehör. Denn die Lehrmethode verlegt das Lernen von der Schule nach Hause. Einspruch von Herz-Höhnke: „Ich bestand von Anfang an auf richtige Rechtschreibung!" Jetzt Pflicht in Hamburg sowie Süddeutschland. Doch hier verteidigt Mostofizadeh das Handeln. "Die Schulleiter können ja entscheiden." Auch zur Inklusion: „Ich finde es richtig, dass alle Kinder in Regelschulen kommen.“

Die Rektorin ergänzt: „Der Rotary Club Essen-Ruhr bezahlt uns gar eine Kraft, die überall nach dem Rechten schaut, uns hilft, unterstützt. Wir hätten gerne eine 4., 5. Ganztagsgruppe. So möblierten wir einen Raum mit „Sperrmüll“. Klar, dass darüber Lehrer angesäuert sind. Finanzielle Unterstützung fehlt. Unzufriedenheit wächst. Wie bekommen wir mehr Integrationshelfer an dieser Schule mit schwierigen Kindern? Wir brauchen eine Brücke…“

Fazit: Inhaltlich ist man sich nicht so richtig näher gekommen. Weihnachten gibt’s nicht täglich! War eigentlich auch nicht zu erwarten...

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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