Kriminalitätsstatistik 2020
Fallzahlen auf niedrigstem Stand seit 30 Jahren

Das Polizeipräsidium Essen - vorne Pressesprecher Thomas Weise - stellt die Kriminalitätsstatistik 2020 vor. | Foto: PR-Foto Köhring
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Von RuhrText

In NRW sind im vergangenen Jahr 1 215 763 Straftaten bei einer Aufklärungsquote von rund 53 Prozent registriert worden. Die Statistik beweist, dass die Kriminalität weiter sinkt (fast ein Prozent weniger als im Vorjahr). In einigen Bereichen ist sogar ein historischer Tiefpunkt erreicht worden. Ein auffälliger Trend bei der Art der Verbrechen: weg von der Straße, hinein ins Internet. Dies beobachtet auch die Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Essen, zuständig für Essen und Mülheim mit insgesamt mehr als 750 000 Einwohnern.

Die Zahlen für Essen sprechen eine noch deutlichere Sprache. Die Fallzahlen erlebten einen Rückgang um mehr als 4000 auf 43 545 Fälle. Das ist der niedrigste Stand seit 30 Jahren. Besonders rückläufig sind die Fallzahlen etwa bei Beförderungserschleichungen (- 51,6 Prozent), Sonstiger Betrug (- 40,8), Diebstahl in/aus Hotel, Gaststätten und Kantinen (- 26,5) sowie Diebstählen an und aus Kfz (- 22,9).

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist zwar von 934 auf 1093 Fälle gestiegen, liegt damit aber noch sehr deutlich unter dem Niveau von 2015 mit 3029 Wohnungseinbruchsdiebstählen bzw. -versuchen. „Die vielen Einbrüche waren vor einigen Jahren noch ein großes Problemfeld. Heutzutage sind die Häuser und Wohnungen besser geschützt als früher. In Zeiten der Corona-Pandemie kommt hinzu, dass die Menschen mehr Zeit als sonst zu Hause verbringen. Da ist die Aufmerksamkeit höher“, erklärt Ralf Wagener, Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Essen.

„Das Leben findet immer mehr im Netz statt, das Verbrechen kommt hinterher“, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul. Dieser Trend wird auch vom Polizeipräsidium Essen beobachtet. Wagener: „Die Verlagerung von der Straße ins Internet ist unverkennbar. Diese Entwicklung hat sich in der Corona-Krise noch weiter verstärkt.“ Die Computer-Kriminalität ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen, damit auch der Warenbetrug beim Online-Shopping.

Mehr Sexualstraftaten

Grund zur Sorge macht der Trend bei der Anzahl der „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. Hierzu zählen insbesondere Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Missbrauch sowie exhibitionistische Handlungen. Mit 618 Fällen ist der vorläufige Negativ-Höhepunkt erreicht. Das NRW-Innenministerium veröffentlichte darüber hinaus eine Auswertung zum Deliktbereich „Häusliche Gewalt“. Wie erwartet gab es in den Zeiten von Lockdowns und Homeoffice einen Anstieg um 7,7 Prozent. Allerdings kann das Polizeipräsidium Essen diesen Trend in den Städten Essen und Mülheim nicht bestätigen. „Bei uns ließ sich keine Steigerungsquote der häuslichen Gewalt in Corona-Zeiten feststellen. Das hat uns selbst etwas überrascht“, sagt Ramona Gatzki von der Direktion Kriminalität. Allerdings wisse man natürlich nicht, wie viele Fälle nicht zur Anzeige kämen.

597 Polizeivollzugsbeamte, acht Feuerwehrleute und acht Personen aus dem sonstigen Rettungsdienst sind im vergangenen Jahr bei Einsätzen in Essen verletzt worden. „Glauben Sie mir: Die Menschen im Rettungsdienst und bei der Feuerwehr tragen ein dickes Fell. Wenn da etwas zur Anzeige gebracht wird, ist es auch tatsächlich passiert. Es bleibt die Frage, welche Motivation dahinter steckt, dass Menschen so etwas tun“, meint Ralf Wagener.

Und noch ein Negativtrend ist in der Kriminalitätsentwicklung erkennbar: Bei den Betrugsdelikten — und das gilt auch für Essen — geraten zunehmend ältere Menschen (Personen über 60 Jahre) ins Visier von Straftätern, die oftmals überregional oder auch aus dem Ausland heraus mit betrügerischen Anrufen agieren.

Polizeidirektor Detlef Köbbel führt den generellen Trend mit sinkenden Zahlen bei Straftaten auch auf die eigenen Maßnahmen zurück: „Im vergangenen Jahr haben wir als Polizeipräsidium Essen über 150 000 Personalstunden in sichtbare Präsenz investiert. Sowohl in Essen als auch in Mülheim waren wir an Brennpunkten präsent, also genau dort, wo die Verunsicherung groß ist.“

Autor:

Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr

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