Ist das Verkehrskonzept Werden wieder aktuell?
Unendliche Geschichte

Durch die Abteistraße läuft die Bundesstraße 224 und belastet den Werdener Ortskern mit Lärm und Abgasen. 
Foto: Henschke
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Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen in der unendlichen Geschichte rund um quälende Staus und Lärmbelastung im ältesten Stadtteil Essens. Mit dem Rest der Stadt ist Werden durch eine Brücke verbunden, auf der die viel befahrene Bundesstraße 224 verläuft. Ein Nadelöhr. 

Bisher war angedacht, den Durchgangsverkehr aus der Brückstraße auf die Abteistraße zu verlagern. Der Werdener Markt sollte einen sogenannten „Shared Space“-Bereich bekommen, in dem alle Verkehrsteilnehmer sich gleichwertig den Raum teilen. Man war schon weit gekommen, in etlichen Bürgerversammlungen wurde bereits diskutiert, ob und wie man den Werdener Markt attraktiver gestalten könne. Doch dann kam die Klage einer Anwohnerin, was den sofortigen Stopp bedeutete. Das Oberverwaltungsgericht Münster legte die Pläne der Stadt auf Eis, das umstrittene Verkehrskonzept ohne Planfeststellungsverfahren durchzuführen.

Erhebliche Widerstände

Lange Zeit herrschte Funkstille. Die Stadt Essen arbeitete aber offensichtlich dennoch weiter an der Umsetzung des Verkehrskonzeptes, immerhin gültiger Ratsbeschluss seit dem 12. Juli 2017. Aufgrund der erheblichen Widerstände in Teilen der Bevölkerung sei aber davon auszugehen, dass weiter gegen das Verkehrskonzept vorgegangen oder gar geklagt werde, was das Ganze nochmals erheblich verzögere. Aus der Politik wurden daher Forderungen nach einer schnelleren Lösung laut.
Die CDU Werden brachte zumindest auf Teilen der B 224 Tempo 30 ins Spiel, um vor allem auf Abtei- und Brückstraße den Lärm zu reduzieren. Die Grünen sehen das bisherige Konzept ohnehin als veraltet an, da nur auf den Autoverkehr ausgerichtet. Da aber die Stadt den Modal Split (gleichmäßige Verteilung von Fußgängern, ÖPNV, Radfahrern und Autos) anstrebe, müsse der längst geplante Radweg auf der B 224 forciert werden.

Quartierbus längst Realität

In Sachen ÖPNV hatte sich bereits einiges getan. Der Quartierbus als Verbesserung des Angebotes ist ja längst Realität, wurde kurzerhand abgekoppelt vom Verkehrskonzept. Ob diese neue Ringlinie wirklich etwas bringt, bleibt noch abzuwarten. Ein Projekt wurde schon wieder beerdigt. Durch Bundesmittel ermöglicht, war der Takt der Buslinie 169 in der Hauptverkehrszeit von zehn auf fünf Minuten verdichtet worden. Was an anderen Stellen in Essen trotz Pandemie Zugewinne erbrachte, ging in Werden nach hinten los. Die Nutzerzahlen sanken sogar. Ein Angebot, das die Bevölkerung nicht reizte.
Überhaupt mögen viele Werdener nichts mehr hören vom Verkehrskonzept. Befürworter und Gegner sind nur noch genervt. Für die höchst streitbare Interessengemeinschaft B224 erklärt Rita Boegershausen, durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung steige die Lebensqualität nachweislich, und das zum Nulltarif: „Tempo 30 verbessert die Verkehrssicherheit deutlich und trägt zu einem besseren Miteinander im Straßenverkehr bei. So wird Radfahren auch für Menschen attraktiv, die das Rad noch nicht für ihre Alltagswege nutzen. Außerdem mindert Tempo 30 die Lärm- und Schadstoffbelastung.“ Da brauche es gar keinen Radweg mehr, der sei Steuerverschwendung.

Verkehrsfluss optimieren

Für Markus Fendel liegt es auf der Hand, nun den Verkehrsfluss zu optimieren ohne aufwändige Baumaßnahmen und Bebauungsplanänderungen: „Beispielsweise eine Optimierung der Ampelschaltung.“ Auch Martin Galla hat sich seine Gedanken gemacht: „Das Konzept beruht auf Daten von 2010. Es sind seitdem zwölf Jahre vergangen, in denen einige Autos dazu gekommen sind, die täglich durch Werden fahren. Kann man auch niemandem verdenken, in den Essener Süden zu ziehen, es ist schön hier. Aber leider hinkt die Planung der Infrastruktur immer der Bauplanung hinterher, oder findet gar nicht statt.“
Das sieht die Stadt übrigens genauso: „Die veraltete Untersuchung aus 2010 muss durch ein neues Verkehrsgutachten sowie die erforderlichen Umweltgutachten insbesondere zur Lärm- und Luftschadstoffimmission ersetzt werden.“ Dabei seien die neuen Ziele des zukünftigen Modal-Splits zu berücksichtigen. Anschließend müsse geprüft werden, ob eine Umsetzung überhaupt noch angezeigt sei. An Brück- und Abteistraße unterschreiten die Stickoxide den kritischen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft mittlerweile ohnehin, auch ohne jegliche Maßnahme.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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