Kettwiger Benefiztag für hochwassergeschädigte Mintarder am 14. August
Das Ruhrtal hält zusammen

Freunde halten zusammen. Dirk Petermann, Marco Guglielmi und Slavko Franjic freuen sich auf den Kettwiger Benefiztag für Mintard. 
Foto: Bangert
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  • Freunde halten zusammen. Dirk Petermann, Marco Guglielmi und Slavko Franjic freuen sich auf den Kettwiger Benefiztag für Mintard.
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Dass Fußball keine Grenzen kennt, beweisen zwei Jungs im Vereinsdress. Matteo ist Torwart der Mintarder F-Jugend. Er kickt ein wenig mit dem sechsjährigen Leon, einem torhungrigen Stürmer der Kettwiger Bambini. Der siebenjährige Matteo geht zuversichtlich ins Derby: „Zuletzt haben wir unentschieden gespielt. Aber diesmal gewinnen wir, denke ich.“

Am Samstag, 14. August, kicken auf der Kettwiger Sportanlage an der Ruhrtalstraße insgesamt acht FSV-Teams gegen ihre Mintarder Gäste. Ab 11 Uhr werden Spiele der Bambini, der F- und E-Jugenden sowie der D-Junioren ausgetragen. Gegen 12 Uhr werden die Cheerleader der ebenfalls auf der Anlage ansässigen Footballer Assindia Cardinals ihr Können zeigen. Ab 16 Uhr messen sich dann die Altherren beider Vereine. Der Anlass für diese Benefizveranstaltung ist eine Naturkatastrophe, die die Menschen an der Ruhr auf die Probe stellte. Das Hochwasser zerstörte vieles, aber Freundschaften hielten stand. Das Ruhrtal hält zusammen.

Freundschaften

Den Essener und den Mülheimer Club verbindet so einiges. Unzählige Derbys haben die Nachbarn ausgefochten, man kennt sich, respektiert sich, es gibt viele Freundschaften. Von daher gab es auch kein Zögern, als die Kettwiger vom Mintarder Unglück erfuhren. Slavko Franjic ist sportlicher Leiter des FSV Kettwig, zugleich auch Trainer der Ersten Herren. Spielte selbst sechs Jahre lang in Mintard, kennt den Sportlichen Leiter Marco Guglielmi noch aus gemeinsamen Jugendzeiten: „Wir haben keine Sekunde gezögert. Wir wollten helfen. Ganz schnell kam der Gedanke eines Benefiztages auf für unsere Nachbarn. Andersherum würden die Mintarder uns doch auch unterstützen.“

Marco Guglielmi berichtet, dass das Wasser der eigentlich 400 Meter entfernten Ruhr zunächst nur knöchelhoch stand, dann aber alles bis Hüfthöhe flutete. Mit einem ganz miesen Gefühl hätten die Blau-Weißen ihre Anlage verlassen. Der sportliche Leiter der DJK Blau Weiss Mintard muss sich heute noch schütteln: „Anfangs haben wir noch versucht, Kühlschränke und ähnliches zu retten, indem wir sie höher stellten. Dann hat die Feuerwehr uns aber aufgefordert, uns selbst in Sicherheit zu bringen.“ Als das Wasser abgelaufen war, bot sich ein Bild der Verwüstung: „Bei uns ist unheimlich viel kaputt gegangen. Überall lagen tote Tiere herum, sogar Fische. Der Kunstrasen hatte sich aufgewölbt wie ein Hefeteig und ist aufgerissen. Vereinsheim, Umkleiden, Duschen, alles ist zerstört. Wir mussten sogar den Estrich aufstemmen. Selbst die Fliesen waren nicht zu retten.“

Man hält zusammen

Die Stimmung sei gedrückt in der Ruhraue, und doch halte der Verein zusammen. Seit drei Wochen seien ehrenamtliche Helfer im Dauereinsatz. Der Kunstrasen wurde behelfsmäßig geflickt für den Trainingsbetrieb und es wurden Umkleidecontainer geliefert. Vielleicht könne so ein halbwegs regulärer Spielbetrieb durchgeführt werden, bis eine endgültige Entscheidung getroffen sei. Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz habe sich ein Bild gemacht vor Ort. Man habe seine Anteilnahme gespürt. Doch in wieweit die hochverschuldete Stadt helfen könne, sei offen geblieben.

Die Anlage selbst hat der Verein von der Kirche gepachtet, den Kunstrasen weitgehend aus eigenen Mitteln finanziert. Vom liebevoll eingerichteten Vereinsheim nicht zu sprechen, stöhnt Marco Guglielmi: „Da bleiben uns wohl nur die Grundmauern. Sogar unsere Pokale sind zerstört worden durch die Flut.“

Acht Lokalduelle

Der Vorsitzende des FSV Kettwig kann nachvollziehen, wie sich das anfühlt: „So ein Clubhaus ist doch der Mittelpunkt des Vereins. Alles zerstört durch eine Naturkatastrophe. Da sind ja auch Erinnerungen verloren gegangen, die man nicht ersetzen kann.“ Dirk Petermann zählt auf, dass sein Verein den blau-weißen Freunden helfen möchte mit einem Benefiztag, dessen Programm Vorfreude auslöst. Der FSV lädt die DJK ein zum sportlichen Vergleich: „Gleich acht Lokalderbys auf einen Schlag hat man noch nie erlebt. Das sind reizvolle Duelle.“

Für das Drumherum sei gesorgt: „Wir haben großzügige Unterstützung erhalten von Kettwiger Unternehmen, die uns mit gespendeten Getränken, Grillwaren und Brötchen versorgen werden. Unsere Spielermamas backen Kuchen und Waffeln, dazu gibt es leckeren Kaffee.“ Der Erlös gehe dann komplett an die hochwassergeschädigten Mintarder. Nach dem Altenherrenspiel werde noch lange nicht Schluss sein, da geht Dirk Petermann fest von aus: „Danach freuen wir uns doch alle auf die dritte Halbzeit. Wir möchten gerne ein paar gesellige Stunden verbringen. Dann werden wir die Spendenbüchse endgültig randvoll bekommen.“ So geht Solidarität.

Spendenkonto

Was Marco Guglielmi stark findet. Das Hilfsangebot der Kettwiger sei in Mintard sehr gut angekommen: „Wir sind überwältigt von der Anteilnahme. Eine Riesengeschichte, die der FSV da für uns aufzieht. Ein ganz großes Dankeschön. Der Amateurfußball hält zusammen.“ Am Benefiztag darf eifrig gespendet werden, die DJK Mintard nennt aber auch ein Spendenkonto. Unter IBAN DE35 3625 0000 0353 3358 39 kann bei der Sparkasse Mülheim unter dem Stichwort: „Welle schlägt Hochwasser“ gespendet werden. Per PayPal kann an die Adresse fluthilfe@echtefuffziger.de gespendet werden.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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