Ewald Lienen spricht bei der lit.Ruhr über seine Anfänge
"Mit dem Fußball Geld zu verdienen schien mir unmoralisch"

Bereits zum dritten Mal findet in diesem Jahr die lit.Ruhr statt. Über eine Woche lang stellen Schriftsteller, wie Cornelia Funke, Journalisten, wie Deniz Yücel, aber auch Sportler wie Jürgen Klopp und Ewald Lienen ihre neuesten Bücher vor. Letzterer machte dem Publikum auf Zeche Zollverein in Essen gleich zu Beginn klar, dass er keinen Ghost-Writer hatte.

“Das ist dünnes Eis“, sagte Fußblllegende Ewald Lienen auf die Frage von Moderator Maik Nöcker, ob er das Buch denn ganz alleine geschrieben habe. "Natürlich" habe er alles selbst geschrieben, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.
Mir persönlich ist Ewald Lienen vor allem durch die Horrorverletzung, die er am 14.08.81, im Spiel gegen Werder Bremen erlitt, präsent. Gegenspieler Norebert Siegmann schlitzte Lienen dabei den rechten Oberschenkel bis zum Knochen auf. "Ich habe noch Glück gehabt. Die Verletzung sah schlimmer aus, als es war. Da haben andere Spieler deutlich schwerer Verletzungen erlitten, die zum Teil ihre Karrieren beenden mussten", erzählt Lienen. Trotzdem macht den 65-Jährigen das Foul noch heute wütend. "Ich habe versucht dagegen strafrechtlich vorzugehen. Der wurde jedoch abgelehnt." Fast zwei Stunden lang blickt Ewald Lienen mit Moderator Maik Nöckel auf sein bewegtes Leben zurück.

Die Anfänge beim VfB Schlosss Holte

Angefangen im Heimatdorf Schloss Holte begann der spätere Bundesligaprofi beim örtlichen VfB Schloss Holte das Fußballspielen. "Ich musste mich irgendwie nach außen zeigen, da ich ein bisschen unter dem Radar lief", spielt Lienen auf die Tatsach an, dass er der Zweitgeborene ist. "Mein Bruder war in der Familie immer der Größte. Auf seiner Kommunion wurden Hunderte von Fotos gemacht. Von mir gibt es ein Einziges. Das hat der Nachbar gemacht", erinnert sich Lienen mit einem Lachen.
Als er im Alter von elf Jahren seine geliebte Mutter verlor, brach für den kleinen Ewalddann aber  eine Welt zusammen. "Ab dem Zeitpunkt gab es bei mir nur noch Fußball und Schule. Das wurde quasi meine Ersatzfamilie."

Nie den Traum vom Bundesligaprofi gehabt

Seine gesamte Jugend sowie zwei Seniorenjahre im Amateurbereich absolvierte Lienen für den VfB Schloss Holte. An die Bundesliga dachte er da nie. "Es war nie mein Traum Bundesligaprofi zu werden. Mit dem Fußball Geld zu verdienen schien mir unmoralisch", sagt Lienen. Selbst als ein Angebot von Arminia Bielefeld ins Haus flatterete, hatte Lienen keine Ambitionen Profi zu werden. "Das änderte sich als Hansi Büttner mit einem Vertragsangebot zu uns nach Hause kam." Mit der Möglichkeit durch das Gehalt sein Studium zu finanzieren, konnte Lienen der Versuchung nicht wiederstehen. "Die Sinneswandlung kam, weil ich gucken wollte, was ich kann", erklärt der heutige technische Direktor des FC St. Pauli. In der Folge lernte er, dass die Verteidiger im Profibereich keine Kompromisse machen. "Ich erinnere mich an Herrmann Gerland. Der sah immer aus, wie der Schlachter von Notre Dame", sagt Lienen lachend. Er ergänzt: "Er hat aber immer fair gespielt, ähnlich wie Bernd Storck in Bochum."

Eine Anekdote folgt der Anderen

In der Folge gab es eine Anekdote nach der anderen an einem sehr kurzweiligen Abend.  Dabei wurde deutlich, dass Lienen nie der Erste beim Mannschaftstreffpunkt war. Die Abfahrt mit seinem nuen Klub Borussia Mönchengladbach nach Niedrkrüchen verpasste er. "Ich kam zum Treffpunkt fünf Minuten vor Abfdahrt, aber da war der Bus schon weg." Also setzte sich Lienen selbst ins Auto und fuhr der Mannschaft hinterher. "Ich dachte mir so: 'Where the fuck is Niedrüchen?'" Um den Weg zu finden kaufte er an der Tankstelle noch eine Karte und los ging es. "In Niederkrüchen angekommen schnauzte mich Berti Vogts an, wo ich denn herkäme." Auf die Anspielung von Vogts, der gehörtr hatte, dass Lioenen bereits zu seiner Bielefelder Zeit nicht der Pünktlichste war, antwortete er: "Die waren in Bielefeld froh, dass ich überhaupt gekommen bin." Das Publikum auf Zeche Zollverein lachte und feierte den herlich authentisch Ewald Lienen völlig zurecht."

Autogramme und Fotos

Im Anschluss nahm sich Lienen, der die Lesung bereits um 15 Minuten überzogen hatte, noch fast eine Stunde Zeit für Fans, um Bücher, Poster und Sticker zu signeren sowie das ein oder andere Erinnerungsfoto zu schießen.

Autor:

Christian Schaffeld aus Oberhausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

26 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.