Erneut Führungen durch das Grugabad durch Grugabadfreunde e.V.
"Wir schauen in die Vergangenheit und die Zukunft"

Ein Schild am Eingang verweist bereits auf die Geschichte des Schwimmbades. | Foto: Meike Coenders
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Das Grugabad hat die Freibadsaison eröffnet und nun starten auch die monatlichen Führung durch das geschichtsträchtige Gelände wieder. Am jeweils ersten Sonntag im Monat veranstalten die Grugabadfreunde e.v. gemeinsam mit Mitarbeitenden des Bades diese etwa 60-minütigen Rundgänge, bei denen auch ein Blick in die Technik geworfen wird.

Bei seiner Eröffnung im Jahr 1964 galt das Grugabad als eines der modernsten Freizeit- und Sportbäder Deutschlands.2014 wurde es vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege als denkmalwürdig eingestuft und 2018 als „Big BeautifulBuilding“ im Rahmen der gleichnamigen Kampagne von StadtBauKultur NRW ausgezeichnet. Im September2020 wurde das Grugabad unter Denkmalschutz gestellt.
An diesem Sonntag leitet Dr. Angela Weber, aus dem Vereinsvorstand die Führung und ist mit diversen Unterlagen ausgestattet, um den rund 15 Teilnehmenden auch Bilder aus der Vergangenheit zeigen zu können. Seit drei Jahren kümmern sich die Grugabadfreunde um den Erhalt des Geländes und hoffen, dass dessen Charme auch nach dem nun beschlossenen Umbau erhalten bleibt.

Das Bad ist zum Veranstaltungsbeginn um 11 Uhr am Morgen bereits gut gefüllt und die Wasserratten der Stadt freuen sich über wohlige 25 Grad Wassertemperatur, denn das Schwimmerbecken im Grugabad wird ganzjährig während der Öffnungen beheizt. Besucher aus anderen Städten erblassen vor Neid, angesichts dieser Information, Führungsteilnehmende aus Essen vielleicht auch aus anderem Grund. „Luxus“, da sind sich die Anwesenden einig.
„Die Tribüne ist ein architektonisches Highlight, an der Zahn der Zeit nagt. Das Bad hat viele Jahre auf dem Buckel und braucht eine Frischzellenkur“ sagt Weber, „Wir stehen nun dann der Schwelle zu einer neuen Ausrichtung. Wer erkennt denn Parallelen zu anderen Gebäuden in Essen?“ In Sekundenschnelle kommt die Antwort: „Die Grugahalle.“ Kein Wunder, stammen doch beide Areale vom Architekten Lichtenhagen, der sich auch auf dem Kennedyplatz verewigt hat.

Für die Erneuerung des Bades besteht nun eine Kooperation mit Lehrstuhl für Architektur in Münster, wobei das Thema Nachhaltigkeit im Fokus steht. Im Zuge dessen wurde dem Grugabad sogar „internationales Potential“ bescheinigt, berichtet die Vorständin. In den Gebäuden auf der Rückseite der terrassierten Tribüne waren früher ein Kiosk, der sogar Bademode verkaufte sowie Umkleiden beheimatet. Heute hat das Grugabad gemischte Umkleiden, was durchaus zu Konflikten führt. „Ziel des Bades war es, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger wohl fühlen und sich hier körperlich ertüchtigen“, so Weber, die weiter zu berichten weiß, dass es in den 60er Jahren deutschlandweit den Goldenen Plan gab, der Investitionen in Freizeitbäder vorsah um der Nachkriegsgeneration Erholung zu ermöglichen.

Der frühere direkte Zugang aus dem Grugapark ist heute nicht mehr möglich, stattdessen irritiert das moderne Gebäude an der linken Seite des Bades den Gesamteindruck fast ein wenig. Hier bleibt abzuwarten, wie diese Diskrepanz im Rahmen der Neugestaltung behandelt wird. „Daran sieht man, dass Denkmalschutz wichtig ist“, findet Weber.

58.000 qm und vier Becken umfasst das Grugabad und empfängt zu Spitzenzeiten mehr als 180.000 Leute pro Saison. Der große Kamin in der Mitte des Areals diente früher zur Beheizung, heute ist das Freizeitbad an der das Biomasse-Heizwerk des Grugaparks angeschlossen. Auch der Doppelbock-Springturm, der an einen Förderturm erinnert, ist geschlossen. Er ist beschädigt und entspricht zudem nicht mehr den aktuellen Sicherheitsstandards. „Aber die Idee soll in die Zukunft transferiert werden“, so Dr. Angela Weber.

Ebenfalls Teil der Führung ist ein Blick in den Technikraum des Schwimmbades. Hier stehen 6 große Filter für die verschiedenen Becken. In der Vergangenheit erfolgte die Wasseraufbereitung zeitweise über ein imposantes Pult, welches ebenfalls besichtigt werden kann und an dem eine Vielzahl von Knöpfen lockt. Heute erfolgen die Messungen digitaler und werden drei Mal täglich überprüft.
Die Führung an diesem Sonntag endet mit einem Blick auf die außergewöhnliche Rutsche im Nichtschwimmerbereich. Dieser ist derzeit aufgrund der Corona-Beschränkungen geschlossen. Alle Beteiligten hoffen jedoch auf eine baldige Öffnung. Derzeit wird ein negativer Test, die vollständige Impfung oder Genesung benötigt, um sich in das erfrischende Nass zu stürzen oder an der Führung teilzunehmen.

Die Grugabadfreunde e.V. laden Interessierte zu den kommenden Führungen sowie zu einer Lesung am 29. August nachmittags ein. Letztere ist als Hommage an der Grugabad geplant. Dabei liest die Autorin Katja Heinrich Botschaften, die Bürgerinnen und Bürger bis dahin über das Grugabad verfasst haben und an der Kasse des Schwimmbades abgeben können.

Autor:

Meike Coenders aus Essen

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