Esmeralda und Quasimodo im Ballett Notre-Dame de Paris bald im MiR
Ein unsterbliches Liebespaar

Natürlich noch im bequemen Probenoutfit verschaffen sich die Tänzer der MiR Dance Company derzeit Bewegung und studieren die Choreographie zur ersten Premiere nach dem Lockdown im Musiktheater im Revier ein. Wann diese stattfinden kann, steht allerdings noch nicht fest.   | Foto: Gerd Kaemper
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  • Natürlich noch im bequemen Probenoutfit verschaffen sich die Tänzer der MiR Dance Company derzeit Bewegung und studieren die Choreographie zur ersten Premiere nach dem Lockdown im Musiktheater im Revier ein. Wann diese stattfinden kann, steht allerdings noch nicht fest.
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Geplant war die Premiere des Tanzabend "Notre-Dame de Paris" mit Choreographien von Fabio Liberti und Giuseppe Spota bereits für Ende 2020, doch der immer wieder verlängerte Lockdown lässt ebenso immer wieder offen, wann das die MiR Dance Company endlich wieder vor Publikum tanzen wird. Wenn es aber so weit ist, dann sind Company-Direktor Giuseppe Spota und seine Tänzer bereit.

Denn allen Widrigkeiten, die die Corona-Pandemie mit sich bringt, zum trotz proben die Tänzer wieder und die Choreographie steht kurz vor ihrer Fertigstellung. Denn durch die Verzögerung bei der Vorbereitung nutzte Giuseppe Spota die Gelegenheit, eine neue Version zu erschaffen, als der ursprünglich gedachten.
"Die Tänzer sind lost. Sie brauchen ein Ziel und das kann man ihnen derzeit nicht geben. Es ist ein bizarre Situation, denn alles dreht sich nur noch um Corona und es gibt einfach keine Inspiration", beklagt Giuseppe Spota.
Umso schwieriger macht die derzeitige Situation die Tatsache, dass die Ballett-Company international besetzt ist. Sie kommen aus Belgien, Italien, Griechenland, Niederlanden, China, Japan, Spanien, USA, Australien, Schweden, Korea... und die wenigsten konnten in der Pandemie die freie Zeit nutzen, um in ihre Heimat und zu den Familien zu reisen. Dafür haben sie vermutlich mehr von Gelsenkirchen und der Umgebung kennen gelernt, soweit das im Lockdown möglich war.
Aber der Ballett-Direktor weiß auch: "Tänzer müssen proben, sie müssen sich bewegen, das ist wichtig für ihren Körper, aber auch für ihre Konzentration."

Die unsterbliche Liebe des ungleichen Paares

Die Grundlage für den Tanzabend bildet Victor Hugos berühmter Mittelalter-Roman „Notre-Dame de Paris“ und darum geht es um Esmeralda und Quasimodo, dieses große, ungleiche Liebespaar der Literaturgeschichte. Und genau auf diese beiden setzen Giuseppe Spota und Fabio Liberti ihren Fokus.
"Die Liebe ist der Mittelpunkt, denn alle lieben Esmeralda. Sie gehört dem Wandervolk der Roma an und ist ein besonderer Charakter, denn sie steht für die Freiheit", schwärmt Spota. Und diese Freiheit äußert sich bei Esmeralda auch darin, dass ihr ihre mitunter hochwohlgeborenen Verehrer egal sind, stattdessen hilft sie dem missgestalteten Glöckner von Notre-Dame, eben Quasimodo.
Esmeralda und Quasimodo zur Seite stellt der Choreograph Phoebus de Châteaupers, den Hauptmann der königlichen Leibgarde, in den sich Esmeralda verliebt, der aber nur auf ein Abenteuer bedacht ist, und dem Priester Claude Frollo, der im Zwiespalt ist zwischen seinem Gelübde und der Liebe zu Esmeralda .
Erzählt wird die Geschichte von vier Frauen in vier verschiedenen Sprachen, in deutsch, englisch, griechisch und italienisch.
"Ich möchte in die Tiefe der Charaktere gehen und zeigen, warum sie alle Esmeralda lieben. Dabei behält die Straßentänzerin immer ihre Unabhängigkeit, zum einen weil sie eine Frau ist, zum anderen, weil sie dem fahrenden Volk angehört", schildert der Choreograph.
Um die Proben in Corona-Zeiten zu vereinfachen, setzt Spota immer nur auf acht Personen auf der Bühne: Die vier Protagonisten und die vier Erzählerinnen. Damit schafft er zwei Bühnen-Mannschaften, die abwechselnd tanzen und sprechen werden. Zu den Proben sind aber nicht einmal diese acht Personen im Ballettsaal zugegen, sondern immer nur vier von ihnen, um der Verordnung gerecht zu werden. Umso mehr fiebern Giuseppe Spota und seine Company den Proben auf der Bühne des großen Hauses entgegen.
Diese Trennung der Company empfindet der Ballett-Direktor als Einschränkung: "Es ist seltsam zu sehen, dass die gewachsenen Freundschaften nun auf Abstand gehalten gepflegt werden müssen. Zumal beim Ballett auch immer der Körperkontakt dazu gehört und auch das ist jetzt unmöglich."
Aber so leicht gibt Spota nicht auf, denn auch bei seiner Sicht auf Esmeralda und Quasimodo spielt die körperliche Nähe eine Rolle. Darum sinniert er: "Ich habe kürzlich im Internet eine Show gesehen, in der ein Duett getanzt wurde und war sehr beeindruckt, aber in unserer Company gibt es kein Paar, so dass eine solche Körperlichkeit nicht möglich ist. Aber vielleicht würde ja ein Corona-Test helfen...."
Auch das Bühnenbild und die Kostüme wurden von Giuseppe Spota kreiert. Auf der Bühne erwarten die Zuschauer vier Säulen, die für die vier Protagonisten stehen werden. Die Kostüme signalisieren sehr deutlich die einzelnen Figuren, auch wenn Quasimodo keinen Buckel erhalten wird, er sticht mit seiner Rolle und seinem Körper heraus, aber auf eine andere Art, als wir sie aus der Geschichte kennen, wie Spota verrät.
Bei allen Kostümen arbeitet Spota mit Camouflage-Pailletten-Stoff, um auch so Veränderungen sichtbar machen zu können. Und jeder der vier Protagonisten erhält eine eigene Farbe: grün für Esmeralda, schwarz für den Priester, weiß-hautfarben für Quasimodo und sonnengold für Phoebus. Die Erzählerinnen sollen nicht in solche Kategorien passen und sind allesamt in schwarze Suits gehüllt.
Die Musik zum Tanzabend komponierte Simone Donati, ein Tänzer der MiR Dance Company gemeinsam mit seinem Bruder Giulio. Die beiden Italiener haben auch schon die Musik zum Tanzabend "Momo" nach dem Buch von Michael Ende beigetragen.
Den zweiten Teil des Tanzabends gestaltet Fabio Liberti, der nach einer Lüftungspause für gewissen Diversität sorgt und Simone Frederick Scacchetti ein Solo tanzen lässt.
Auch wenn Spota weiß, das die Tänzer frustriert sind von der Situation, so ist ihm auch klar, dass sie auf der Suche nach einem Ausweg daraus sind. "Wir haben uns alle im letzten Jahr weiter entwickelt und wachsen langsam in die neue Situation. Umdenken und kreativ sein, sind jetzt angesagt. Denn wir können nichts an der Situation ändern, aber umso mehr freuen wir uns darauf, wenn wir endlich wieder vor Publikum tanzen dürfen", hofft und wünscht Giuseppe Spota.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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