Die siebte Auflage des Festivals Gelsenkirchener Erzählfrühling: Geschichten für die Stadt
Erzählfrühling ganz anders

Festival-Leiter André Wülfing freut sich auf den etwas anderen Erzählfrühling, der kulturelle Abwechslung in den Corona-Alltag bringen soll. Foto: Gerd Kaemper
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  • Festival-Leiter André Wülfing freut sich auf den etwas anderen Erzählfrühling, der kulturelle Abwechslung in den Corona-Alltag bringen soll. Foto: Gerd Kaemper
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Der Erzählfrühling 2021 wird anders, was aber auch nicht anders zu erwarten war, angesichts der pandemischen Lage. Das Gute ist, dass die Veranstalter, das Consol Theater und das Referat Kultur der Stadt, aber daran festhalten wollen, dass der Erzählfrühling vom 11. April bis 9. Mai allen Widrigkeiten zum Trotz stattfinden kann. Wenn auch nur als ein "Angebot der kulturellen Grundversorgung", wie Consol-Dramaturg Georg Kentrup erklärt.

Das Konzept des Festivals Gelsenkirchener Erzählfrühling liegt den Veranstaltern bereits vor, weil es bereits zum siebten Mal stattfindet und man Erfahrungen gesammelt hat, was beim Publikum ankommt und was eher nicht. Durch Corona wird aber vieles anders sein als sonst und einige Entscheidungen das Festival betreffend, werden erst auf den "letzten Drücker" getroffen werden können.
"Es galt zunächst einmal zu entscheiden, ob wir das Festival durchführen oder absagen", erläuterte Festivalleiter André Wülfing. "Aber jetzt steht fest: Grundsätzlich findet es statt, wenn auch in großen Teilen digital, weil die Corona-Lage einfach zu unübersichtlich ist."
Aber das Erzählen ist auch wichtig, gerade in der Pandemie, wie Hans-Joachim Siebel vom Referat Kultur schildert: "Wir haben ja schon vor langer Zeit festgestellt, dass die Sprachförderung durch das Erzählen begünstigt wird. Das ist gerade in dieser komplizierten Zeit wichtig und darum halten wir an dem Festival trotz Pandemie fest."

Digital und vielleicht, wenn überhaupt, live

So wird auch am geplanten Sonntag, 11. April, als Start des Festivals festgehalten. Gestartet wird mit dem Format "Wülfing trifft....", das digital per Streaming über die youtube-Seite des Consol Theaters zu verfolgen ist. Dabei plaudert André Wülfing mit seinen Gästen, stellt sie dabei den Zuschauern vor und lässt sie dann erzählen, wobei das eine auch in das andere übergreifen kann. Anders als sonst, findet die Reihe nicht an verschiedenen Orten im Stadtgebiet statt, sondern es wird nur einmal die Räumlichkeit gewechselt. Wobei das bei einem Streaming-Angebot für die Zuschauer ja eher unerheblich ist.
Der erste Gast in der Kellerbar des Consol Theaters bei "Wülfing trifft..." ist am Sonntag, 11. April, um 18 Uhr Christian Rogers, ein Erzähler mit einer Botschaft. Der Waliser lebt heute auf einem Bauernhof in Brandenburg und ist bereits zum zweiten Mal zu Gast beim Gelsenkirchener Erzählfrühling. "Er ist viel gereist und hat als Clown und Jongleur auf Jahrmärkten und als Straßenkünstler viele Länder und Leute kennen gelernt. Seine Erlebnisse hat er zu Geschichten gemacht, die sich zum Teil auch in seinen drei Büchern wiederfinden. Allein schon der Gedanke an sein Buch "Tales From The Tea House" lässt bei mir die Illusion aufkommen, wie er am Samowar sitzend Geschichten aus aller Welt erzählt auf die ihm typische philosophische und weise Art", schwärmt der Festivalleiter.
Am Freitag, 16. April, um 20 Uhr empfängt Wülfing in der Kellerbar Micaela Sauber, die Gründerin der "Erzähler ohne Grenzen". Das Netzwerk ist ähnlich wie die Ärzte ohne Grenzen überall dort zu finden, wo die Not am größten ist. Wülfing nennt Sauber "eine ältere gestandene Dame der Erzählkunst. Eine Erzählaktivistin, die in Krisengebieten in aller Welt, anzutreffen ist." Entsprechend wird sie im Gespräch mit ihm, auch genau zu ihrer Arbeit in dem Netzwerk befragt und natürlich ihre Geschichten erzählen, die sie dabei gesammelt hat.
Der dritte im Bunde ist am Samstag, 24. April, um 20 Uhr Rainer Mensing mit seiner ganz eigenen Geschichte und dieses Mal trifft Wülfing seinen Gast im Wohnzimmer GE. Der gebürtige Münsterländer lebt heute in Essen und schreibt Erzählungen über selbst Erlebtes. "Seine von viel Herzblut durchzogenen Erzählungen haben meist ein anderes Ende als der Zuhörer erwartet", verspricht Wülfing und sorgt gleich für Spannung.
Die digitalen Angebote sind zu empfangen über die Homepage des Consol Theaters und kostenlos. Spenden per Paypal oder auf anderem Wege sind stets willkommen.
Am Samstag, 8. Mai, um 20 Uhr geht für den Festivalleiter hoffentlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Denn die Norwegerin mit deutschen Wurzeln Ragnhild Morch ist schon lange sein Wunsch-Gast. Sie soll, wenn die Corona-Pandemie es zulässt, live zu Gast sein im Consol Theater, um ihre Erzähl-Performance zu präsentieren. Sollte die Situation es nicht zulassen, würde die Veranstaltung komplett abgesagt, das wird aber tagesaktuell entschieden. Eintrittskarten kosten 12 Euro.

Angebote für Schulen und im Consol Park

Für Gelsenkirchener Grundschulen bietet der Erzählfrühling wieder ein spannendes Programm. Dazu konnten und können sich Grundschulen bis zum 15. April beim Consol Theater bewerben. Denn die Erzählerinnen Susanne Tiggemann und Melody Reich besuchen die dritten Klassen von Grundschulen.
Außerdem ist auf dem Gelände des Consol Parks am Wochenende von Freitag, 30. April, bis Sonntag, 2. Mai, eine Erzähljurte geplant, in der Geschichten gelauscht werden kann.
Am Samstag, 1. Mai, gibt es ab 18 Uhr ein Geschichtenfeuer im Consol Park, bei dem Erzähler Geschichten von vielen für viele erzählen wollen. "Dabei geht es passend zum Tag natürlich auch um Arbeiter-Geschichten. Natürlich draußen und mit Abstand. Was dabei aufgebaut wird, entscheidet sich kurzfristig anhand der Situation und es bleibt abzuwarten, ob sich Besucher trauen zu kommen", gibt Wülfing zu bedenken.
Den Abschluss des Festivalreigens bilden die Erzählspaziergänge, die für Sonntag, 9. Mai, derzeit um 11 und 15 Uhr geplant sind. Dabei werden Erzähl-Schüler von André Wülfing, unter denen sich viele Geflüchtete befinden, Geschichten aus aller Welt zum besten geben, die selbstverständlich übersetzt werden. "Das wird eine Begegnung von Kulturen und Generationen", freut sich Wülfing.
Das beim letzten Festival sehr gut angenommene Wohnzimmer-Erzählen in privaten Wohnzimmern soll, wenn die Pandemie es zu lässt, im Herbst stattfinden.
Das Consol Theater bittet um vorherige Anmeldung zu allen Veranstaltungen, auch der digitalen sowie der Schulbesuche der Erzählerinnen, unter Telefon 9882232 oder per E-Mail an kontakt@consoltheater.de.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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