Der vierte Gelsenkirchener Kultursalon hatte wieder einiges zu bieten: Musik, Theater, Historie, Film und Lesung
Kultur - Häppchen für Häppchen serviert

Mit Eigenkompositionen und auch Coversongs sorgten Pauline, Sophia und Daniel Dorra für einen musikalischen und unterhaltsamen Start in den Kultursalon 2019. Foto: Gerd Kaemper
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  • Mit Eigenkompositionen und auch Coversongs sorgten Pauline, Sophia und Daniel Dorra für einen musikalischen und unterhaltsamen Start in den Kultursalon 2019. Foto: Gerd Kaemper
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Wiltrud Apfeld, die Leiterin des Kulturraums „die flora“ an der Florastraße 26, freute sich auch bei der vierten Auflage des Kultursalons wieder ein volles Haus an Besuchern begrüßen zu dürfen. Und sie erinnerte daran, dass die Idee zu dem Kultursalon aus den Reihen der Kulturschaffenden in Gelsenkirchen kam. Denn der Schauspieler und Regisseur Ulrich Penquitt gab vor fünf Jahren die Anregung, den heimischen Künstlern gleich zu Anfang des Jahres eine Bühne zu bieten, auf der sie ihre Jahresplanung vorstellen können. Und so entstand der Kultursalon.

Der vierte Gelsenkirchener Kultursalon bot wieder viel Abwechslung, ein Wiedersehen mit guten alten Bekannten, aber auch das Kennenlernen von eher neuen Gesichtern auf der Bühne der „flora“.
So eröffneten Pauline, Sophia und Daniel Dorra mit Gitarre, Geige und Stimme als „Acoustic Family“ das Programm und sorgten für eine tolle Einstimmung.
Schauspieler Markus Kiefer ist ein echtes Gelsenkirchener Kind und entsprechend bekannt in der Stadt. Er stellte Auszüge aus seinem Theaterstück für Kinder und Junggebliebene „Herr Klangmann bittet zum Konzert“, wobei er sich auch des Publikums als Unterstützung auf der Bühne bediente. Dabei mussten Künstler und Zuschauer feststellen, dass ein Konzert „ohne Musiker keine Musik hat und kein TriTraTrullala“. Ob Herr Klangmann doch noch die Instrumente zum Klingen bringt, das zeigt Markus Kiefer vom 7. bis 10. Mai in der „flora“.
Auch Roman Dell gehört zu den guten alten Bekannten, der mit seinen Geschichten aus seiner alten Heimat, der Sowjetunion, und seiner neuen Heimat, Deutschland und hier dann Gelsenkirchen, immer wieder für Lacher und auch Nachdenken sorgt. Dieses Mal widmete er sich dem Kaffee und hier genau dem „to go“ oder „zum Mitnehmen für alle, die nur der deutschen Sprache mächtig sind.“ Dabei erfuhren die Zuschauer, dass so ein Kaffee durchaus eine Frage der Kultur sein kann. Roman Dell entließ das Publikum in die erste Pause mit den Worten: „Tut mir einen Gefallen: Holt Euch einen Kaffee. Wir müssen ein Zeichen setzen.“ Und das Publikum folgte brav seiner Bitte.
Da seine Gesangspartnerin Melek Topaloglu verhindert war, erfreute Pianist Afshin Taraj als Solist mit mal leisen und mal flotten Weisen iranischer Kompositionen.
Der Geschichte der „flora“ auf den Grund ging Hans-Joachim Koenen vom Heimatbund, einem der neuen Kooperationspartner der „flora“, mit einem Bildervortrag. Dabei erfuhren die Besucher, dass der Name „flora“ eine wirklich lange Geschichte in Gelsenkirchen hat, denn ziemlich genau vis-a-vis des heutigen „flora“-Standortes gab es seit etwa 1874 eine Gaststätte mit Veranstaltungssaal, die den Namen „Flora“ trug und ab 1876 auch als Flora-Theater fungierte. Das belegen alte Zeitungsanzeigen in „Der Reichsfreund“ aus den entsprechenden Jahren. Natürlich erinnerte der Lokalhistoriker auch an den Ursprung des heutigen Gebäudes der „flora“, das einst die Landeszentralbank beherbergte.
Eine Premiere feiert am Sonntag, 27. Januar, um 15 Uhr das Generationennetz Gelsenkirchen in der „flora“, denn dann startet die neue „Filmreihe für Senior(inn)en“. Darüber berichteten Ingrid Husmann und Gisela Majewski vom Generationennetz Gelsenkirchen. Gerade Gisela Majewski, eine mit ihren 85 Jahren noch sehr agile und vielfältig tätige Dame, begrüßte dieses Filmangebot in der Gelsenkirchener City, die ja seit langem „Kino-freie-Zone“ ist.
„Neben dem an einem Sonntag im Monat stattfindenden Kinotag im evangelischen Gemeindehaus Bulmke, stellt das Angebot in der „flora“ nun eine zweite Möglichkeit für einen Filmgenuss dar“, freute sich die Seniorin, die Wiltrud Apfeld dafür dankte, dass diese geholfen hatte, das Angebot in der „flora“ umzusetzen.
Noah Reis-Ramma und David Sarazhynski sind als Pianist und Geiger in Gelsenkirchen trotz ihres jungen Alters schon lange keine Unbekannten mehr. Beide Musiker haben bereits diverse Preise gewonnen und sind schon häufiger in ihrer Heimatstadt aufgetreten.
Gemeinsam treten die beiden Musiker im Rahmen der neuen Reihe „Zweiertakt“ am 3. April um 19.30 Uhr in der „flora“ auf. Damit etabliert Komponist und Musiker Michael Em Walter neben der in die fünfte Auflage gehende Reihe „Musik erzählt...“ eine zweite Musikreihe in der „flora“, die sich vor allem jungen Musikern widmet. Darauf darf man sich freuen, denn schon beim Kultursalon wurden die beiden jungen Herren mit Bravo-Rufen für ihre Darbietung belohnt.
Ebenfalls neu auf der Bühne der „flora“ war auch die Theatergruppe K.L.O.W.N., die eigentlich seit 18 Jahren am Bonni, dem Stadtteilzentrum Hassel, beheimatet ist. Die Theatergruppe spielt seit ihren Anfängen unter der Regie von UIrich Penquitt und zeigte nun Ausschnitte aus „Die Welle“ nach dem Roman von Morton Rhues. Auch rund 30 Jahre nach seiner Entstehung ist das erschreckend zeitgemäß. Denn es handelt davon, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren und für eine Idee zu begeistern, die in einer Diktatur enden kann, wie die deutsche Geschichte zeigt.
Zu sehen ist „Die Welle“ am 31. März in der „flora“. Die Theatergruppe sucht aber auch noch weitere Auftrittsmöglichkeiten und Bühnen in Gelsenkirchen, um das Stück vor allem auch Schulklassen und am Thema interessierten Institutionen und Organisationen vorstellen zu können.
Den Abschluss des diesjährigen Kultursalons bildeten eine Gesprächsrunde der MädchenMusikAkademie NRW mit Julian Rybarski, Simone Clever, Denise Mäckenstock und Kristin Langer sowie ein Musikbeitrag der jungen Frauen, der dem Publikum mehr als alle Worte erläuterte, worum es der MädchenMusikAkademie in ihrem Schaffen geht.
Abgerundet wurde das Bühnenprogramm durch Präsentationen der einzelnen Künstler, die auch Gelegenheit zu Gesprächen und Informationen boten. Der Gelsenkirchener Zeichner Jesse Krauß zum Beispiel saß den ganzen Tag über an seinem Zeichentisch und ließ die Besucher teilhaben an seinem Schaffen.
Der Erlös aus der Spendenbox, die im Eingangsbereich aufgestellt war, geht in diesem Jahr an den Verein „Mentor - Die Leselernhelfer Gelsenkirchen“. Der Vorsitzende des Vereins Rene Veit schilderte, dass der Verein mit mehr als 140 Ehrenamtlern in 34 Grundschulen der Stadt im Einsatz ist und ein bis zwei Mal in der Woche mit einzelnen Schülern intensiv die Lesehilfe betreibt.
Da der Verein im März eine Geschäftsstelle an der Schalker Straße 65 bezieht, in der sich dann die Ehrenamtler zu Schulungen und Beratungen treffen können, die aber auch als Anlaufstelle für Interessierte dienen soll, ist er ständig auf Spenden angewiesen. Infos zum Verein gibt es auch im Internet auf der Seite www.mentor-gelsenkirchen.de.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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