Kultureller Treffpunkt mit Herz: 80 Jahre Buchhandlung Junius

Für Bücherwürmer ein Lieblingsort: Die Buchhandlung Junius besteht seit sagenhaften 80 Jahren. Ein Grund zu feiern und auf 80 Jahre zurückzublicken, immerhin 35 Jahre lang begleitet der Stadtspiegel die Aktivitäten in der Sparkassenstraße 4.

Doch als die Herren Kirschbaum und Kottmann ihre "Neue Buchhandlung" 1938 hoffnungsfroh gründeten, da war sie noch in der Von-Oven-Straße ansässig. "Man glaubt es ja kaum, dass Menschen sich 1938 getraut haben, sich selbstständig zu machen, aber offensichtlich ging - obwohl die Bücherverbrennung schon passiert war - das Leben seinen Gang", berichtet Sabine Piechaczek, die heutige Inhaberin. "Während der Kriegsjahre verliert sich die Geschichte ein wenig, das Geschäftshaus wurde wohl teilweise zerstört und es ging deshalb am "Rundhöfchen" weiter, aber nur noch mit Josef Kirschbaum." 1960 übernahm dann der heutige Namensgeber der Buchhandlung das Geschäft: Lothar Junius. Er zog an den heutigen Standort, verfügte aber zunächst "nur" über ein halb so großes Geschäft. "1979 bekamen wir dann die heutige Größe", erinnert sich Sabine Piechaczek, damals gehörte sie bereits seit einem Jahr zum Team. "Das benachbarte Café Nase wurde zu unserem zweiten Raum." - Beim Goldjubiläum der Buchhandlung 1988 war der Stadtspiegel schon dabei...

1938 in der Von-Oven-Straße

1998 wurden die langjährigen Mitarbeiter Peter Wöhrl und Sabine Piechaczek Teilhaber der Firma, 2006 schied Lothar Junius aus der OHG aus, 2007 starb er mit 81 Jahren. "Auch Peter Wöhrl hat mich 2012 verlassen", schmunzelt Sabine Piechaczek. "Ich bin aber sehr froh, dass er immer noch hilft, wenn es bei uns brennt." Und natürlich war er auch zum 80. Geburtstag gekommen.
Dass die Buchhandlung Junius nicht nur ein Geschäft ist, in dem man Bücher kauft, sondern auch ein kultureller Treffpunkt, darauf wies unter anderem der freischaffende Künstler Norbert Labatzki hin. "Hier gibt es für alle Ideen ein offenes Ohr." Bei Lesungen, Vorträgen und sogar Comedy-Shows - das Team der Buchhandlung Junius ist immer dabei: Als Bastian Bielendorfer drei Tage hintereinander das Hans-Sachs-Haus bespielte, wurde der Bücherstand im Foyer natürlich von der Buchhandlung Junius geliefert. Auch bei "Mord am Hellweg" sind die Bücherliebhaber am Start. Unerreicht auch die Abende, wenn das Team der Buchhandlung - Sabine Piechaczek hat das Glück, viele langjährige Mitarbeiter zu haben - die besten Bücher der Saison vorstellt: Dann ist die Buchhandlung vollbesetzt und es gibt Tipps für Lesestoff vom Feinsten.Nicht zuletzt die Bereitschaft, für alle möglichen Veranstaltungen in der Stadt den Kartenvorverkauf zu übernehmen, macht die Buchhandlung Junius zum Treffpunkt.

Oberbürgermeister gehört zu den Gratulanten

Bei der Geburtstagsfeier, zu der sich dann auch noch der Oberbürgermeister Frank Baranowski fast ganz privat gesellte und ein Stück Gelsenkirchener Blau verschenkte, stellte sich mehr als einmal heraus, dass die Buchhandlung Junius für viele Gelsenkirchener zum Leben dazugehört. "Ich habe hier schon als Schüler meine Bücher gekauft", bestätigt Baranowski. "Und als Referendar die Schülersätze bestellt, obwohl ich in Buer am Gymnasium tätig war..."
Und das war der Startschuss für die Festgäste: Es wurde begeistert in Erinnerungen geschwelgt, die meisten kannten natürlich auch Lothar Junius noch, der übrigens Hosen an Frauen nicht mochte. "In den 80ern mussten wir während des Weihnachtsgeschäfts und bei kulturellen Veranstaltungen immer Röcke tragen", plauderte Sabine Piechaczek aus dem Nähkästchen. "Wir nannten das immer sein "Rockfestival". Ich trug dann meist ein indisches "Wallekleid", was er auch nicht mochte."

Tipps für Lesestoff vom Feinsten

Was bleibt, sind die besten Wünsche für hoffentlich noch viele Jahre mit einer Buchhandlung, in der Menschen mit Herz und Verstand arbeiten und gute, persönliche Lese-Tipps geben.