Kunst im jungen Westen - Gemeinschaftsprojekt der RuhrKunstMuseen stellt Avantgarde der 50er vor

70 Jahre ist es her, dass sich im Ruhrgebiet eine Gruppe junger Künstler zusammenfand, um den Aufbruch in die Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg mit Leben zu füllen. Unter dem Titel "junger westen" arbeiteten sie gemeinsam an neuen Ideen.

Die Künstlergruppe gründete sich 1948 mitten in der Trümmerlandschaft des Ruhrgebiets. Nach dem NS-Regime und dessen rigider Kulturpolitik war die Verbindung zur Moderne abgerissen. Da wollten die Künstler jedoch anknüpfen und gleichzeitig das neue Lebensgefühl und die Industriekultur, in der sie lebten und arbeiteten, in ihren Werken ausdrücken, um so zu einer zeitgemäßen Bildsprache zu finden.
Besonders die Kerngruppe um Thomas Grochowiak, Hans Werdehausen, Gustav Deppe, Heinrich Siempann, Emil Schumacher und Ernst Hermanns machte das Ruhrgebiet so zu einem Zentrum der künstlerischen Avantgarde der 1950er Jahre. Ihnen und dem Jungen Westen widmen sechs RuhrKunstMuseen von Februar 2017 bis April 2018 eine städteübergreifende Ausstellungsreihe.
Beteiligt ist auch das Kunstmuseum Gelsenkirchen, Horster Straße 5-7, das seit dem 2. Mai "Bruchstücke eines Traums. Arbeiten des jungen westen auf Papier" zeigt.
Hubert Berkes Kreidezeichnung „Bruchstücke eines Traums“ steht exemplarisch für die Suche des „jungen westen“ nach Anknüpfungspunkten in der Vorkriegsmoderne, dem noch nahen Schock des Weltkriegs und der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Emil Schumacher experimentierte in der Zeit des „jungen westen“ mit Stillleben und Industrielandschaften.
Thomas Grochowiaks Grafiken zeigen die Spannung zwischen Aktivität und ruhenden Formen, die in Einklang gebracht werden sollen. Heinrich Siepmann interpretiert auch in der Grafik die konstruktivistische Position neu. Währenddessen bleiben die Industrielandschaften als Symbol der neuen Lebenswirklichkeit zentrale Motive im Werk Gustav Deppes. K.O. Götz setzt sich in seinen Arbeiten vor 1960 noch mit archetypischen, amorphen Figuren auseinander, bevor er später, ähnlich wie Hann Trier und K.R.H. Sonderborg energetisch, gestische Strukturen produziert.
Allen Grafiken der Ausstellung im Grafikkabinett des Museums ist das Spiel mit Abstraktion und Gegenstand sowie die Suche nach einer eigenen Formensprache gemein. Die Grafiken zeigen dabei wie unterschiedlich die künstlerische Praxis der Künstlergruppe und deren Suche nach dem Anschluss an die Moderne oder aber der Neufindung war.
Die Ausstellung ist bis 9. Juli zu sehen. Im Rahmenprogramm können die Besucher des Kunstmuseums in öffentlichen Führungen und beim Seniorennachmittag einen tieferen Einblick in die grafischen Gestaltungen des „jungen westen“ erhalten. Bei Workshops zu grafischen Themen können die Besucher nach eigenen Formfindungen suchen. Einen ganz unverbrauchten und neuen Blick auf die Kunst des „jungen westen“ werfen am 9. Juli junge Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen und eröffnen im Rahmen eines Art-Slam einen überraschenden und frischen Zugang zu den Grafiken aus der Nachkriegszeit.
Die Ausstellung entsteht im Rahmen eines gemeinschaftlichen Ausstellungsprojekts der RuhrKunstMuseen, welches anlässlich des 70. Gründungsjubiläums der Künstlergruppe „junger westen“ (1947 bis 1962) initiiert wurde. Von Februar bis September 2017 widmen der Künstlerbewegung sechs RuhrKunstMuseen Ausstellungen und Veranstaltungen. Die RuhrKunstMuseen planen in den Sommermonaten Bustouren, die vor allem auch die Kunst im öffentlichen Raum der "jungen westler" in den Fokus nehmen.

Rahmenprogramm

- Sonntag, 21. Mai, 15 Uhr: „Bruchstücke eines Traums“ – Öffentliche Führung
- Sonntag, 28. Mai, 11.30 Uhr: Experimentierfeld Grafik – Workshop zu grafischen Techniken für alle von 14-99
- Donnerstag, 8. Juni, 15 Uhr: „junger westen“ – Spaziergang durch das Museum für alle ab 65!
- Samstag, 10. Juni, 15 Uhr: Mit Oma und Opa ins Museum
- Sonntag, 25. Juni, 11.30 Uhr: Experimentierfeld Grafik – Workshop zu grafischen Techniken für alle von 14-99
- Sonntag, 2. Juli, 15 Uhr: „Bruchstücke eines Traums“ – Öffentliche Führung
- Sonntag, 9. Juli, 15 Uhr: Art-Slam „junger westen“
Alle Termine finden im Kunstmuseum Gelsenkirchen, Horster Straße 5-7, statt.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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