Lust auf Bücher: Die Empfehlungen fürs erste Halbjahr

Sabine Piechaczek mit einigen der Buch-Empfehlungen vom Welttag des Buches.  Foto: Gerd Kaemper
  • Sabine Piechaczek mit einigen der Buch-Empfehlungen vom Welttag des Buches. Foto: Gerd Kaemper
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Wenn Sabine Piechaczek und ihr Team in der Buchhandlung Junius ihre Neuerscheinungs-Empfehlungen fürs erste Halbjahr vorstellen, dann ist es fast schade, dass „nur“ solche Menschen den Welttag des Buches dort begehen, die sowieso schon Leseratten sind.

Denn die Begeisterung mit der die Buchhändler ihre Lieblingswerke empfehlen, ist so groß, dass sie den einen oder anderen Nichtleser in einen Leser verwandeln könnte...
Und es wurde Abwechslung geboten: Der Krimi-Freund kam genauso auf seine Kosten wie der des großen Liebesromans oder der Lyrik-Fan.
Letzteres ist ganz sicher Christel Würthen, die Jan Wagners „Regentonnenvariationen“ wärmstens empfahl. „Er hat es sogar auf die Bestsellerliste geschafft“, erzählt sie beeindruckt, für einen Lyriker sei Platz sechs eine Sensation...

Von Liebesroman bis Lyrik

Ebenfalls einen Platz in Christel Würthens Herz hat sich der Autor Arno Geiger erobert: Sein „Selbstportrait mit Flusspferd“ stellte sie vor, erzählte von der „leisen Geschichte eines Sommers“ im Leben eines 22-Jährigen und schloss mit einem. „Es ist ein“, kurzes Zögern, „ja doch... gutes Buch!“
Wolfgang Piechaczek ist eher Krimi-Freund und erinnerte sich, dass der Verlagsvertreter über „Das Büro der einsamen Toten“ des Autoren-Duos Britta Bolt sagte: „Meine Frau wollte, nachdem sie es gelesen hatte, nach Amsterdam fahren.“ Piechaczek zweifelte damals, dass das eine Empfehlung für den Roman war. Nachdem seine Frau und er ihn gelesen hatten, konnte er berichten: „Wir waren ein Wochenende in Amsterdam“, damit hatte er die Lacher auf seiner Seite, dass es sich um einen guten Krimi handelt, konnte er auch noch vermitteln.
Ebenfalls aufs Krimi-Handwerk hat sich „Maria ihm schmeckt‘s nicht“-Autor Jan Weiler verlegt: „Kühn hat zu tun“ heißt das Werk, das es Nathalie Gesse angetan hat. „Es ist vor allem der sympathische Ermittler, der mich überzeugt hat“, sagt sie. „Und ich hoffe auf eine Fortsetzung.“ Im ersten Fall ermittelt Kühn da, wo er selbst wohnt: In der Vorstadtidylle geistert eine Frage durch die Häuser: Ist mein Nachbar ein Serienmörder? ...

Kriminell gut

Bettina Edeler entschied sich für Avelet Gundar-Goshens „Löwen wecken“, das eine - auch durchaus kriminalistische - Geschichte aus Israel erzählt. Ein Arzt fährt einen Flüchtling zu Tode, begeht Fahrerflucht und „wird zum Sklaven seiner Schuld“, erzählt Bettina Edeler und erinnert sich, dass ein Kunde zu ihr sagte: „Freuen Sie sich auf das Ende.“ „Später wusste ich dann, was er gemeint hat, es gibt wirklich viele überraschende Wendungen“, sagt sie und verrät nicht mehr.
Sabine Piechaczek verlas Gedichte von Fritz Eckenga, dessen (leider) gelb-schwarzer Gedichtband zu seinem 60. Geburtstag erschien - mehr muss man nicht machen, um diesen zu empfehlen. Außerdem legte sie den Bücherfreunden „Ommas Glück“ von Chantal Louis ans Herz. Die Journalistin, die aus Erle stammt, hat eine autobiographische Geschichte vorgelegt, die davon erzählt, wie die Großmutter zunehmend dement wird. Auch hier las Sabine Piechaczek ein Stück und überzeugte damit ihre Besucher, deren Leseliste langsam länger wurde...
Um Liebe und Kunst geht es in Klaus Modicks „Konzert ohne Dichter“, das die Geschichte der Künstlersiedlung Worpswede und die von Heinrich Vogeler und Rainer-Maria Rilke erzählt. „Rilke-Fans müssen stark sein, er kommt nich ganz so gut weg“, erzählt Ute Deelmann, die aber gerade die Milieustudien lobte und darauf hinwies, dass Modick sich an den Tagebüchern von Vogeler und Rilke orientierte.
Um die große Liebe eines Lebens geht es in Anne Girards Roman „Madame Picasso“, den Beate Hillmann, erst seit gut einem halben Jahr im Junius-Team, empfahl. „Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich nicht verheiraten lassen will, sondern ihren eigenen Weg sucht“, erzählt Beate Hillmann. „Sie wird Näherin im Moulin Rouge und begegnet dort Picasso...“ Aber sie begegnet auch der Künstlerszene des frühen 20. Jahrhunderts in Paris. Beate Hillmanns ultimative Empfehlung: „Ich habe dieses Buch geliebt.“
Und so gingen die Besucher der vollbesetzen Buchhandlung fast alle mit neuem Lesestoff nach Hause - auch das gelb-schwarze Eckenga-Buch wurde gesichtet. Sabine Piechaczek: „Machen Sie einfach einen blau-weißen Schutzumschlag drum.“

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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