„No Nazis in GE und anderswo!!!“

Unter dem Sternenhimmel des Winterlichts auf der Bahnhofstraße zog der Schweigemarsch vorbei an Stätten, die heute kaum noch einer mit jüdischem Leben in Gelsenkirchen in Verbindung bringen würde. Foto: Gerd Kaemper
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Friedlich und mehr oder weniger schweigend zog eine große Zahl Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger am vergangenen Samstag durch die Gelsenkirchener Innenstadt zur Kundgebung im Gedenken an die Greuel der Pogromnacht von 1938.

Der Schweigemarsch vorbei an erinnerungswürden Orten

Vom Bahnhofsvorplatz zog der Zug über die Bahnhofstraße, an der bis zur Nazi-Herrschaft viele jüdische Kaufleute ihre Geschäfte betrieben. Weiter ging es zur Von-der-Recke-Straße, wo die Jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen nach dem Ende des Dritten Reiches und des Weltkrieges in einem Wohnhaus ihren Betsaal hatte bis die Neue Synagoge an der Stelle, an der 1938 das ursprüngliche Gebetshaus von den Nazi-Schergen in Brand gesetzt wurde, eröffnet werden konnte.

Die Skulpturen„Aufgepasst nicht angepasst“

Über die Ahstraße zog der Marsch durch den kleinen Park an der Robert-Koch-Straße und vorbei an den Sandstein-Skulpturen „Aufgepasst nicht angepasst“, die im Sommer von 13 junge Menschen aus aller Welt unter dem „Rassismus gestern und heute“ im Rahmen von Workshops erstellt wurden und schließlich über den Alfred-Fischer-Platz ins Bürgerforum des Hans-Sachs-Haus.
Im Bürgerforum hatte die Demokratische Initiative ein Programm vorbereitet, das seinesgleichen suchen muss.

Beeindruckende und nachhaltige Kundgebung im Hans-Sachs-Haus

Vor etwa einem Jahr reisten Schülerinnen und Schüler aus Gelsenkirchen mit dem Ziegenmichel e.V. nach Krakau und besuchten dort sowohl den einstmals jüdischen Stadtteil Kazimierz als auch das Vernichtungslager Auschwitz. Vier der jungen Leute ließen die Anwesenden nun teilhaben an ihren Eindrücken beim Besuch von Auschwitz, die sie in einem Tagebuch festgehalten hatten.
Melike Aydin, Rafael Pirgelis, Nahad Dalaf und Melis Ysilturna trugen ihre Eindrücke mit bewegten Worten vor. Eine der jungen Frauen brach bei den ersten Worten in Erinnerung dessen, was sie erlebt hatte, in Tränen aus und konnte die Lesung nicht beenden. Für sie las die Projektleiterin Helena Voigt weiter.

Die Jüdische Gemeinde sorgte für musikalische Darbietungen

Viktoria Sarainski und ihr Sohn Benjamin sorgten mit Gesang und Klarinette für die musikalische Untermalung.
Abschließend wurde ein Film präsentiert, der ebenfalls in Auschwitz entstanden war und in dem viele der jungen Leute, die sich auf die Reise in die Vergangenheit begeben hatten, ihre Eindrücke direkt vor Ort in bewegten Bildern festhielten. Besonders beeindruckend, aber auch bedrückend war die Tatsache, dass der Film in schwarz-weiß und in historischer Aufmachung erstellt wurde und die jungen Leuten damit in die Zeit vor 75 Jahren zurück katapultierte.

OB Baranowski fordert die Auseinandersetzung mit der Geschichte

In seiner Ansprache gab auch Oberbürgermeister Frank Baranowski zu bedenken: „Wir dürfen die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht scheuen. Ganz im Gegenteil, wir müssen sie wagen, immer wieder, müssen uns – auch wenn wir es als Zumutung empfinden – bewusst darauf einlassen. Und wir müssen nicht nur uns selbst der Vergangenheit stellen, sondern die Erinnerung an sie auch an junge Menschen, an die nächste Generation weiterreichen. Schließlich ist es nötig, immer wieder neu die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Auch dann, wenn niemand mehr eigene Erinnerungen an jene Jahre hat. Und gerade dann, wenn kaum noch Zeitzeugen leben, die uns von den Jahren berichten könnten, in denen Auschwitz möglich war und möglich gemacht wurde.“

"Wir sind die Moorsoldaten"

Zum Ausklang begleitete Günter Bargel die Anwesenden auf seiner Gitarre zum Lied „Wir sind die Moorsoldaten“, dem weltweiten Zeugnis antifaschistischen Widerstands, begleitete.

Unter dem Sternenhimmel des Winterlichts auf der Bahnhofstraße zog der Schweigemarsch vorbei an Stätten, die heute kaum noch einer mit jüdischem Leben in Gelsenkirchen in Verbindung bringen würde. Foto: Gerd Kaemper
Die Auszüge aus den Tagebüchern der Schülerinnen und Schüler, die nach Krakau und Auschwitz gereist waren, sorgten für eine beklemmende Stimmung und Tränen bei der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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