Buchautor Frank Gerdes holt sich Hilfe bei prominenten "Gärtnern"
Ein Garten als beste Therapie

Seit drei Jahren gehört Golden Retriever Bruno zur Familie bei Frank Gerdes. Als er in das Leben des Journalisten, Buchautoren und Bloggers trat, holte sich Gerdes Tipps bei Veronica Ferres. Dabei erfuhr er, dass eine Hecke nicht reicht, um einen jungen, abenteuerlustigen Hund auf dem Grundstück zu halten und darum ein Zaun her müsse. Fotos: Privat
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  • Seit drei Jahren gehört Golden Retriever Bruno zur Familie bei Frank Gerdes. Als er in das Leben des Journalisten, Buchautoren und Bloggers trat, holte sich Gerdes Tipps bei Veronica Ferres. Dabei erfuhr er, dass eine Hecke nicht reicht, um einen jungen, abenteuerlustigen Hund auf dem Grundstück zu halten und darum ein Zaun her müsse. Fotos: Privat
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Frank Gerdes hat ein Leben geführt, um das ihn viele Menschen sicherlich beneidet haben: Denn er traf als Reporter Prominente aus Königshäusern und Palästen, Film und Fernsehen, Wirtschaft und Politik. Er füllte die Klatschspalten der Illustrierten mit Details aus dem Leben der Stars und Sternchen. Und doch tauschte er all diesen Glamour gegen ein Leben mit und in seinem Garten, der ihm Kraft, Erholung und vor allem Freude bereitet. Darüber schreibt er nun in seinem Buch „Stars in Gummistiefeln“.

Und in dem Buch lässt er viele seiner alten Bekannten aus der Zeit, als er mit dem Jetset durch die Welt reiste, zu Wort kommen. Dabei erfährt der Leser, was Musical-Star Angelika Milster und TV-Ikone Ruth-Maria Kubitschek mit ihrer Magnolie anstellen, wenn sie zickt, oder welchen Tipp der Pflanzenversteher Prinz Charles parat hat. Der Stadtspiegel plauderte mit Frank Gerdes.

Stadtspiegel: Herr Gerdes, wie kam es, dass Sie Ihr Leben zwischen den Schönen und Reichen aufgaben, um in Ihrem Garten im Boden zu graben?
Frank Gerdes: „Bei mir kam einiges zusammen. Mein Beruf hat mir immer viel Spaß gemacht und dafür habe ich in Kauf genommen, dass ich morgens um 10.30 Uhr in der Redaktion saß und dann bis um 4 Uhr früh mit den Stars und Sternchen durch die Lande zog. Als dann meine Mutter starb, fühlte ich mich auf einen Schlag kaputt. In einer Hamburger Klinik attestierte man mir einen Burnout und erklärte, dass ich für mindestens acht Wochen aus dem Verkehr gezogen werden und mich in einem Sanatorium erholen müsse. Das Problem war nur, mir tat ja körperlich nichts weh. Und als Mann braucht es dann Überzeugungskraft, bis man begreift, dass sich was ändern muss. Mir wurde klar, dass ich mich entscheiden muss zwischen dem Leben auf der Schnellstraße und mit Geld und einem Leben mit viel Zeit und Gesundheit. Ich habe die Gesundheit gewählt und zu ihr verhilft mir mein Garten.“
Aber dieses Haus mitsamt dem Garten in Jesteburg war doch zu diesem Zeitpunkt schon Ihr Zuhause. Warum haben Sie den Garten nicht schon früher für sich entdeckt?
„Mein Mann und ich haben damals tatsächlich einen Gärtner beschäftigt und den Garten selbst nur am Wochenende genutzt, um mal dort zu sitzen. Erst nach meinem Burnout und einem Gespräch mit meiner Freundin Angelika Milster habe ich den Garten für mich als Heilquelle entdeckt. Sie war es, die mir den Garten als neuen Lebensinhalt eröffnete.“
Und wie muss man sich das nun vorstellen? Haben Sie sich anhand von Büchern gärtnerisch weitergebildet oder wie lief das ab?
„Bücher fand ich nicht so toll als Hilfe. Ich habe lieber mir bekannte Promis gefragt, von denen ich wusste, dass sie begeisterte Gärtner sind. So habe ich von Jutta Speidel erfahren, dass es Sinn macht, Obstbäume im Herbst zu setzen, damit sie über den Winter heimisch werden und im Frühling blühen können. Ich erinnerte mich aber auch an eine Begegnung mit Prinz Charles in Berlin, bei der er mich auf sein Landgut Highgrove eingeladen hatte. Dort habe ich schon damals viel über Nachhaltigkeit gelernt und erfahren, dass Pflanzen lebende Wesen sind, die auch miteinander kommunizieren, wenn auch nicht durch Sprache. Aber sie mögen es, wenn man mit ihnen spricht. Prinz Charles spricht nicht nur mit seinen Rosen, er streichelt auch die Blätter seiner Pflanzen, pflanzt sie um, wenn er das Gefühl hat, dass sie zu beengt sind und verwöhnt sie mit netten Worten.“
Sie sprechen also mit ihren Pflanzen. Hört sich komisch an, aber es funktioniert?
„Auf jeden Fall. Egal ob sie Marlene Charell, Angelika Milster oder Ruth-Maria Kubitschek fragen, sie alle sprechen mit ihren Pflanzen und werden durch gesunde und blühende Gärten belohnt.“
Einen Garten in eine dauerhaft blühende Landschaft zu verwandeln, ist aber auch ein teures Hobby, oder nicht?
„Sie haben recht, man kann wahnsinnig viel Geld in einem Garten versenken, wie Claudia Jung mir erklärte. Von ihr bekam ich den Tipp, dass Rosen total auf Pferdemist als Dünger stehen. Und das Beste ist, sobald ein Reiterhof in der Nähe ist, gibt es den umsonst. Man braucht nur eine Klammer für die Nase und einen Eimer für den Transport. Ansonsten kann man Stauden teilen und etwa mit Nachbarn tauschen. Nackte Rosenwurzeln sind nicht nur günstiger als ausgetriebene, sie sind auch dankbar. Und so setzt sich das fort.“
Sie haben inzwischen Ihren Garten in eine dauerhaft blühende Landschaft verwandelt. Ist das sehr aufwändig?
„Eigentlich nicht. Claudia Jung hat mir erklärt, dass die Forsythien anzeigen, wann es Zeit wird, im Garten loszulegen. Mit ihrer Blüte werde ich dann aktiv. Und weil ich als Hecke kein Immergrün wollte, habe ich zum Beispiel eine Buchenhecke, die mir den Verlauf der Jahreszeiten sehr schön durch ihre Farbgebung zeigt.“
Was sind dann ihre Glücksmomente in ihrem Garten, der ja doch mit einer Menge Arbeit verbunden ist?
„Ein großes Gefühl war für mich, als ich den ersten Regenwurm ausgebuddelt habe. Aber auch die Vögel, Bienen und anderen Insekten, die meinen Garten bevölkern, bereiten mir Glücksgefühle, weil sie mir zeigen, dass ich ihnen ein passendes Umfeld liefere. Wenn ich die Hände in den Dreck stecke, ist das für mich Meditation. Die Pflanzen wachsen einem einfach ans Herz und man investiert Zeit und Herzblut in sie. So wie man seine Kinder hegt und pflegt, pflege ich meine Pflanzen und erfreue mich an ihrem Gedeihen.“

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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