„Horst ohne Friedhof geht gar nicht!“

Der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Prof. Dr. Stefan Goch, informierte an der Erinnerungsorte-Tafel für die sowjetischen Zwangsarbeiter über die wandelnde Geschichte des Grabfeldes. Das Kapp-Putsch-Denkmal befindet sich ebenso auf dem Friedhof wie das Mahnmal für die jüdischen Zwangsarbeiterinnen und das Ehrenmal für die verunglückten Bergleute. Foto: Sven Kaiser | Foto: Sven Kaiser
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  • Der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Prof. Dr. Stefan Goch, informierte an der Erinnerungsorte-Tafel für die sowjetischen Zwangsarbeiter über die wandelnde Geschichte des Grabfeldes. Das Kapp-Putsch-Denkmal befindet sich ebenso auf dem Friedhof wie das Mahnmal für die jüdischen Zwangsarbeiterinnen und das Ehrenmal für die verunglückten Bergleute. Foto: Sven Kaiser
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Bezirksbürgermeister Joachim Gill ist im wahrsten Sinne „not amused“ über die Pläne zum Hochwasserschutz die, die Stadtverwaltung umtreiben um der EU-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie nachzukommen. Allerdings ist sich die Politik in diesem Fall quer durch die Parteien einig, dass sie der Schließung des Friedhofs Horst-Süd, dem einzigen Friedhof in Horst, nicht zustimmen wird.

Keine geborenen Horster mehr und bald keine Beerdigungen?

„Es gibt schon keine gebürtigen Horster mehr, nachdem das St. Josef-Hospital die Geburtshilfeabteilung geschlossen hat, außer eine Frau entschließt sich zur Hausgeburt. Zur angedachten Schließung des Friedhof Horst-Süd erkläre ich ganz klar: Horst ohne Friedhof geht gar nicht!“, bezieht Gill eine klare Position.
Dem schließt sich die umweltpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Birgit Lucht an: „Eine Schließung des Friedhofs Horst-Süd werden wir auf keinen Fall mitmachen.“
Die Problematik hinter der ganzen Diskussion ist die Tatsache, dass der Friedhof am Schleusengraben bereits unter stetig steigendem Grundwasser „leidet“, das immer wieder abgepumpt werden muss. Ganz in der Nähe befinden sich der Lanferbach und die Emscher, die mit Deichen versehen sind, aber natürlich die potentielle Gefahr einer Überschwemmung darstellen, wenn es im Rahmen eines rund alle 250 Jahre zu erwartenden Hochwassers kommt.

Wenn Lanferbach und Emscher zu reißenen Flüssen werden...

„Dann könnten der Lanferbach und die Emscher zu reißenden Flüssen werden und die tieferliegenden Grundstücke überfluten“, bestätigt auch Joachim Gill.
Die Gefahr sieht Birgit Lucht ebenfalls: „Die immer wiederkehrenden Überschwemmungsereignisse der vergangen Jahre unterstreichen die Notwendigkeit, Risikobereiche zu definieren und Maßnahmen zur Verhinderung dieser Schadensereignisse zu finden. Die aufgrund des Klimawandels vermehrt auftretenden Starkregenereignisse werden voraussichtlich noch weiter zunehmen. Die CDU unterstützt daher sämtliche Anstrengungen, um zukünftige Schadensereignisse zu verhindern oder zumindest deutlich abzumildern.“

100 % Schutz gibt es nicht

Ilias Abawi, Pressesprecher Emschergenossenschaft/Lippeverband, erklärt dazu: „Der Begriff des Hochwasserschutzes ist eigentlich nicht korrekt, denn einen 100 prozentigen Schutz vor Hochwasser gibt es nicht. Das heutige Hochwassermanagement ist deutlich verbessert und auch die Renaturierung der Emscher bringt einige Vorteile. Denn die künftige Emscher wird ‚dünner‘ fließen als bisher, weil das Abwasser unterirdisch kanalisiert wird.“
Trotzdem bleiben Risikofaktoren, wie der Fachmann weiß. Denn „wenn es nicht aufhören würde zu regnen, kann es theoretisch Hochwasser geben, die Pumpen könnten durch einen Stromausfall ausfallen und die tiefer liegenden Gebiete würde überflutet.“
Doch inzwischen sind die Pumpwerke durch einen Doppelstromhaushalt gesichert und sollte dieser versagen, springt ein Notstromaggregat an. „Sollten alle diese Sicherheitsmaßnahmen versagen, dann würde man bei der Emschergenossenschaft ins Schwitzen kommen“, verrät Abawi für den Fall der Fälle.

Alles 250 Jahre wird ein besonderes Regenereignis erwartet

Und er gibt zu bedenken, dass die Starkregenereignisse zugenommen haben. Allein im Jahr 2009 gab es drei solcher Ereignisse, wie man sie sonst nur als Jahrhundertregen kannte. Die bestehenen Deiche sind gerüstet für Jahrhundertregen, ob sie für den alle 250 Jahre zu erwarteten Regen reichen würden, bleibt ein Risiko.
„Weil theoretisch alles möglich ist und die Wahrscheinlichkeit, dass nichts passiert nie bei 100% liegen wird, muss man vorbereitet sein“, weiß Awabi und gibt damit den Planspielen der Stadtverwaltung durchaus Recht. „Die Städte müssen laut EU versuchen in einem solchen Fall das Wasser auf sogenannte Notwasserflächen umzleiten, damit keine Menschen zu Schaden kommen. Davon wären in Horst der Golfplatz und der Friedhof betroffen.“

Jetzt ist die Politik am Zug

Viele „wenn“ und „aber“ über ein Ereignis, das kommen könnte, aber nicht muss. Und weil Vorsorge immer besser als Nachsorge ist, werden sich noch bis zum 19. Februar die Bezirksvertretungen und Fachausschüsse und abschließend der Rat der Stadt mit der Problematik befassen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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