Frank Baranowski wird 2020 nicht wieder zur Oberbürgermeisterwahl antreten
"Das Loslassen fällt nicht leicht"

Beim Stadtspiegel-Sommerinterview stand sein Entschluss noch nicht fest. Jetzt steht fest, dass Frank Baranowski seine letzte Amtszeit als OB absolviert.Foto: Gerd Kaemper
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  • Beim Stadtspiegel-Sommerinterview stand sein Entschluss noch nicht fest. Jetzt steht fest, dass Frank Baranowski seine letzte Amtszeit als OB absolviert.Foto: Gerd Kaemper
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Am Wochenende war Oberbürgermeister Frank Baranowski noch wie gewohnt im Einsatz, um bei 25 Jahre Gelsensport, 125 Jahre Kreisverband Gelsenkirchen des DRK und dem Aktionstag "Aktiv in Gelsenkirchen" Grußworte zu sprechen und damit das Ehrenamt in seiner Heimatstadt zu ehren. Am Montag versetzte der 57-jährige Gelsenkirchener dann nicht nur eine versammelte Journalistenrunde in Schockstarre, sondern sicherlich auch die SPD-Ratsfraktion und SPD in Gelsenkirchen und vermutlich darüber hinaus.

Denn Baranowski verkündete, dass er nach 16 Jahren im Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Gelsenkirchen bei der nächsten Kommunalwahl am 13. September 2020 nicht mehr zur Wahl antreten wird.
Seine Entscheidung erklärte er anhand eines Vorsatzes, den er selbst vor vielen Jahren getroffen hat. "Als junger Mensch fand ich die 16-jährige Amtzeit von Helmut Kohl als Kanzler ewig lang. Gleiches gilt heute auch für Angela Merkel. Und weil ich mir immer die Fähigkeit zur Selbstkritik erhalten wollte, musste ich auch über meine Amtszeit nachdenken", erläuterte Baranowski seine Entscheidung.
Dass diese Entscheidung ihm nicht leicht gefallen ist, war ihm deutlich anzusehen. Doch er sagt selbst: "Mein Ziel: Dann aufzuhören, wenn die Mehrheit der Menschen "schade" sagt und nur eine Minderheit "endlich". Viel zu häufig habe ich selber im politischen Geschäft das Gegenteil erlebt, dass man sich nach einer langen Amtzeit als unentbehrlich betrachtet."
Baranowski erinnerte daran, dass er mit über 30 Jahren mehr als sein halbes Leben als Mandatsträger verbracht hat, vom Rat der Stadt über den Landtag bis hin zum Amt des Oberbürgermeisters. Und er erklärt auch: "Eine Pressekonferenz wie diese heute macht man nur einmal in seinem Leben. Es ist mir eine große Ehre so lange in meiner Heimatstadt in diesem Amt gewesen zu sein." Dabei erinnerte er auch daran, dass bisher nur Robert Geritzmann mit 17 Jahren als OB länger im Amt war.
Und während sich viele Politiker auf den unterschiedlichsten Entscheidungsebenen als unentbehrlich betrachten, sah sich Baranowski veranlasst zu der Frage, "ob seine Kraft, Gelassenheit, Durchsetzungsfähigkeit und Offenheit für neue Ideen" für eine weitere Amtszeit reichen würden. Wobei er auch gesteht: "Zugegeben, ein Aufhören im Jahr 2020 wird mir sehr schwer fallen - aber Hand aufs Herz: es würde im Jahr 2025 doch nicht einfacher!"
Natürlich hat seine Partei, die SPD, versucht ihn umzustimmen, weil er gerade in Zeiten wie diesen gebraucht würde, und Baranowski gesteht, dass ihm das auch geschmeichelt hat, aber sein Entschluss stand für ihn fest:"Ich halte das für den richtigen Zeitpunkt."
Für den scheidenden Oberbürgermeister steht aber nicht nur fest, dass Politiker ersetzbar sind, sondern auch, dass die SPD in einer anderen Aufstellung ihre gute Arbeit in und für Gelsenkirchen fortsetzen wird.
Er verspricht den Bürgern, die ihn gewählt haben: „Ich werde bis Ende Oktober 2020 mit voller Kraft und Energie mein Engagement für die Bürger fortsetzen und zwar bis zum letzten Tag meines Vertrages.“
Dabei ist es gerade erst eine Woche her, dass Frank Baranowski im Stadtspiegel-Sommerinterview erklärte, dass die SPD in Gelsenkirchen erst im Frühjahr nächsten Jahres den Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters benennen wird. Am Montag erklärte er dazu: „Ich habe im Stadtspiegel-Interview noch ausweichend auf die Frage geantwortet. Doch ich halte den Zeitpunkt, ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl, für den richtigen, um meine Entscheidung zu verkünden.“
Für den Gelsenkirchener ist ganz klar, dass es für ihn „keine Alternative gewesen wäre, weiterzumachen bis man ihn aus dem Hans-Sachs-Haus herausträgt. Ich war immer davon überzeugt, dass man gehen sollte, wenn es gut läuft. Und ich habe im nächsten Jahr noch genug zu tun. Erst danach werde ich Zeit haben, mich zu entscheiden, was ich weiter tun werde. Auf jeden Fall nicht zu Hause sitzen und Däumchen drehen.“
Nach der ersten Schockstarre herrschte bei den anwesenden Journalisten die einheitliche Meinung: Schade! Beim Stadtspiegel-Sommerinterview ... ... stand sein Entschluss noch nicht fest. Jetzt steht fest, dass Frank Baranowski... ... seine letzte Amtszeit als OB absolviert.Foto: Gerd Kaemper

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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