„NRW-Pakt gegen Gewalt“
Ein schöner Titel - nur leider ist der Inhalt nicht der Richtige! Landesregierung plant komplette Umstrukturierung der lokalen Frauenhilfe-Strukturen

Silke Ossowski | Foto: SPD- Ratsfraktion Gelsenkirchen
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Silke Ossowski, Unterbezirksvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Gelsenkirchen, formuliert: „Wenn man geschlechtsspezifische Gewalt abbauen und ein Unterstützungssystem für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen krisenfest absichern will, darf man nicht als Erstes bewährte Strukturen zerschlagen.

Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen nimmt in allen Teilen der Gesellschaft zu. Ob tradiertes Weltbild, fehlende soziale Kompetenzen, aber auch die Corona-Pandemie, haben die gegenwärtige Situation für Frauen verschärft. Femizid und eine hohe Dunkelziffer bedürfen dringend adäquater Rechtsprechung und leicht erreichbarer, niederschwelliger, professioneller Hilfsangebote.

Prävention durch effektive Gewaltschutzarbeit mit einer kontinuierlichen, aktuellen Datenerhebung und auskömmlicher Finanzierung ist ein Muss!

Foto: SPD- Ratsfraktion Gelsenkirchen
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Ungleiches muss ungleich behandelt werden, je nach der jeweiligen konkreten örtlichen Belastungs- und Versorgungssituation! Hier müssen ein Sozialindex dringend die exakten Unterstützungsbedarfe abbilden und die Mittel- und Ressourcenverteilung genau danach ausgerichtet sein!

Doch was passiert stattdessen?

Statt die Istanbul Konvention als Grundlage ihres Handelns zu nehmen, und festzustellen inwieweit eine Umsetzung erfolgt ist, experimentiert die Landesregierung mit neuen Wortschöpfungen! „Powerhäuser“ statt Frauenhäuser heißt der Slogan. Frauenhäuser und Beratungsstellen sind keine Sportstätten, wo man mit genügend Eigeninitiative schon sein Leistungsziel erreichen wird. Auch die angedachte Zusammenlegung von Frauenhäusern und Beratungsstellen unter einem Dach konterkariert die jahrzehntelangen Bemühungen auf die unterschiedlichen belastenden Lebenssituationen der Frauen genauso differenziert einzugehen. Diese komplexe Vielfalt der bestehenden Beratungs- und Hilfsangebote muss vergrößert und ergänzt werden, nicht strukturell zusammengebunden. Die anonyme Verortung von Frauenhäusern geschieht nicht ohne Grund. Als „Powerhaus“ ist dieser Status der Anonymität Geschichte und der Erreichbarkeit der Männer ausgesetzt. Die unterschiedlichen Lebenslagen der Frauen brauchen genau diese Unterschiedlichkeit der Unterstützungsangebote, die Vielfalt und eine eigenständige Aufgabenstruktur der verschiedensten Träger, die jahrzehntelanger bewährter Praxis entsprechen.

Der Bund investiert, um schnellen und unbürokratischen Schutz für Frauen zu gewährleisten, in den Ausbau von Frauenhäusern und Beratungsstellen von 2020 -2023 mit jährlich 30 Mio. Euro.

Es braucht daher statt neuer Begrifflichkeiten den konkreten weiteren Ausbau von Beratungsstellen und Frauenhäusern in NRW, für kurze Wege und schnellere Hilfe für die Betroffenen! Es braucht ebenso eine bedarfsgerechte, auskömmliche und verlässliche Finanzierung!

Dieser Entwurf der Landesregierung NRW braucht nicht nur dringend Nach- und Verbesserungen durch die langjährige vielfältige Expertise der Fachfrauen und Fachinstitutionen und deren Kompetenzen, sondern auch eine fachlich fundierte Auswertung der schon vorliegenden Befragung genau dieses Kompetenzkreises.

Immer noch nicht erhalten alle Frauen die notwendige Unterstützung, die sie benötigen! Gewalt gegen Frauen muss effektiv bekämpft und vorhandene Hilfsstrukturen gestärkt werden. Aber dieser Entwurf der Landesregierung und die neuen Wortschöpfungsstrategien verhelfen keiner einzigen Frau zu besserer Unterstützung“, so Silke Ossowski weiter.

„Ich hoffe daher, die Landesregierung besinnt sich und zerschlägt nicht die lokale Vielfalt der bestehenden und bewährten Frauenhilfestrukturen, sondern überarbeitet diesen Entwurf im Sinne der bedürftigen Frauen, dann hat der schöne Titel auch den dazu passenden Inhalt.“

Silke Ossowski | Foto: SPD- Ratsfraktion Gelsenkirchen
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Autor:

Heinz Jochem aus Gelsenkirchen

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