GE-Müll: Top oder Flop?

Gut gefüllte Mülltonnen sorgen für eine Negativ-Statistik. Foto: Till
  • Gut gefüllte Mülltonnen sorgen für eine Negativ-Statistik. Foto: Till
  • hochgeladen von silke sobotta

GE. Das versteh noch Einer! Erst erhält Gelsenkirchen ein Lob vom Bund der Steuerzahler NRW, weil die Stadt die günstigste Kommune des Landes in Sachen Müllgebühren ist. Kurz darauf gibt es Schelte durch eine Recherche beim Statistischen Landesamt, weil hier der meiste Müll produziert wird. Der Stadtspiegel ging der Sache nach.
Statistiken sind schon eine komische Sache. Die beiden genannten beweisen, dass was der einen recht ist, der anderen noch lange nicht billig sein kann. Oder man könnte sagen, billig produziert auch mehr. Aber ist das wirklich so?
Bürger in Gelsenkirchen zahlen landesweit die niedrigsten Abfallgebühren für die wöchentliche Leerung der Tonne. Das hat der Bund der Steuerzahler ermittelt.
Insgesamt 396 Kommunen in NRW hatte der Verein zu ihren Abfall- und Abwassergebühren befragt. Das Ergebnis: Mit 158,10 Jahresgebühr für die wöchentliche Leerung, die zweiwöchentliche Leerung der 120 Liter Biotonne und der gleichgroßen Papiertonne ist die Ruhrgebietsstadt besonders günstig.
Beim Aufkommen von Haus- und Sperrmüll gibt es in Nordrhein-Westfalen je nach Ort gravierende Unterschiede. Während der Durchschnittsbürger in NRW pro Jahr 224 Kilogramm Haus- und Sperrmüll produziert, liegen vor allem die Gelsenkirchener (362 Kilo), Bottroper (354 Kilo) und Kölner (353 Kilo) weit darüber.
Die Bewohner des Kreises Höxter kamen dagegen im Jahr 2010 mit 89 Kilogramm pro Kopf aus. Im Landesdurchschnitt belief sich das Haus- und Sperrmüllaufkommen auf 224 Kilogramm pro Einwohner, wie das Statistische Landesamt in Düsseldorf mitteilte. Das waren fünf Kilo weniger als im Jahr 2004. Insgesamt sank die Menge des eingesammelten Haus- und Sperrmülls im selben Zeitraum um gut drei Prozent auf knapp vier Millionen Tonnen.
Die Erklärung für diese Zahlen gibt Stefanie Genthe von den GelsenDienste: „Das Abfallaufkommen in einer Kommune ist von mehreren Faktoren abhängig: Die örtliche Abfallsatzung legt nach Beschluss des Rates jeder Stadt die Abfallarten fest, die dem örtlichen Entsorger vom Erzeuger überlassen werden müssen. Die Festlegung ist in den einzelnen Kommunen unterschiedlich geregelt. Daher sind auch die der jeweiligen Kommune überlassenen Abfallmengen unterschiedlich.“
Und genau weil in Gelsenkirchen die Gebühren für die Müllentsorgung so niedrig sind, nehmen hier nach Aussage von GelsenDienste auch „Handel und Gewerbe die normale grundstücksnahe Restmüllabfuhr mit allen Vorteilen in Anspruch. Hierzu zählen insbesondere der Vollservice bei den 1,1 m³-Restmüll­behältern und die zuverlässige Entsorgung in der gewünschten Häufigkeit.“
Die gewerblichen Abfallstellen werden in anderen Kommunen aber nicht über den normalen Gebührenbereich bedinet, sondern über Entgelte von öffentlichen oder privaten Entsorgern. Dieses Müllaufkommen fließt dann nicht mehr in die Statistiken ein, „da nur die der Kommune überlassenen gebührenpflichtigen Abfälle betrachtet werden. Damit ist die Vergleichbarkeit der statistischen Werte nur sehr bedingt möglich.“
So betrachtet relativiert sich die zweite Statistik wieder und die Gelsenkirchener können sich glücklich schätzen, keine Müll-Erzeuger der Nation zu sein und noch dazu billig dabei weg zu kommen. SiSo

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

6 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.