Laufen gegen Krebs

Der Förderverein der Krebsberatungsstelle hatte Läufer und Sponsoren geworben, die beim Runners Point Staffellauf, Kilometer um Kilometer rund um die Arena zurecklegten und dafür Spenden für die Arbeit der Krebsberatung sammelten. Foto: Gerd Kaemper
  • Der Förderverein der Krebsberatungsstelle hatte Läufer und Sponsoren geworben, die beim Runners Point Staffellauf, Kilometer um Kilometer rund um die Arena zurecklegten und dafür Spenden für die Arbeit der Krebsberatung sammelten. Foto: Gerd Kaemper
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Ganz schön frisch war es am Sonntag mittag rund um die Gelsenkirchener Veltins-Arena. Gerade mal 9 Grad. Doch das konnte die 100 Läuferinnen und Läufer nicht beeindrucken, die beim Runners Point Staffellauf die Gelsenkirchener Krebsberatungsstelle mit ihrem sportlichen Einsatz unterstützten. Denn es ging um „Laufen für den guten Zweck“: 5 Euro spendete jeder der Starter selbst, hinzu kam Geld von Sponsoren.

GE. Dabei taten die Läufer im Alter von 16 bis 69 natürlich auch sich selbst etwas Gutes. Laufen ist gesund – und beugt zudem tatsächlich auch einer Krebserkrankung vor.
Wissenschaftler der Sportuniversität Köln weisen darauf hin, dass regelmäßige Bewegung das Krebsrisiko entscheidend senken kann – bei Brustkrebs um bis zu 40 Prozent, bei Dickdarmkrebs sogar um 50 Prozent. Nach internationalen Studien reichen dafür schon fünf Stunden Bewegung in der Woche. Und dabei ist das Tempo gar nicht wichtig: Auch Spazieren gehen zählt.
Für die 20 Staffeln des Fördervereins für Krebsberatung und –hilfe in der Emscher Lippe Region stand das am Sonntag natürlich nicht im Vordergrund. Vor allem ging es darum, die Arbeit der Beratungsstelle zu unterstützen.
Die Einrichtung kann jeden Euro brauchen. Denn ihre Finanzierung steht auf wackligen Füßen. Dabei ist sie für viele Menschen ein entscheidender Rettungsanker.

Diagnose Krebs in Gelsenkirchen

Allein in Gelsenkirchen erkranken jedes Jahr etwa 1900 Menschen an Krebs. Für die meisten ist die Diagnose ein Schock. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie vorher.
Eine Vielzahl von Fragen taucht auf: Was wird aus meiner Arbeit? Was ist mit der Familie? Wie sollen wir finanziell klarkommen? Was kann ich für mich selbst tun? Wohin mit meinen Ängsten?
Für diese Menschen und ihre Angehörigen ist die Beratungsstelle in der Dickampstraße 12 da. Sie gibt Orientierung und Halt, die Mitarbeiterinnen hören zu und geben praktische Hilfen.
Dabei reicht das Spektrum von psychologischer Beratung und Begleitung bis hin zur Durchsetzung finanzieller Ansprüche bei Krankenkassen und Ämtern – all das unabhängig und unentgeltlich.
„Im vergangenen Jahr“, so berichtet die Leiterin der Beratungsstelle, Anne Grüter, „haben wir mehr als 800 krebsbetroffene Menschen beraten und unterstützt. Wir haben 28 Patienten beim Sterben begleitet. In 38 Familien waren minderjährige Kinder betroffen, um die wir uns teilweise intensiv gekümmert haben. Das heißt vor allem, dass wir Kindern zur Seite stehen, wenn ein Elternteil stirbt.“
Das alles geschieht derzeit ohne eine gesicherte finanzielle Basis. Trotz ihrer wichtigen Funktion hangelt sich die Krebsberatungsstelle finanziell von Jahr zu Jahr – und könnte ihre Angebot ohne Spenden nicht aufrecht erhalten.
Besonders bitter und für Anne Grüter völlig unverständlich: das Land NRW hat die finanzielle Förderung der unabhängigen Krebsberatungsstellen, darunter auch der Gelsenkirchener Beratungsstelle, 2007 eingestellt.

Die Landesregierung ist jetzt gefordert

Für 2012 haben die Einrichtungen jetzt erneut einen gemeinsamen Antrag an das Land gestellt. „Wir brauchen die gesicherte Finanzierung zumindest einer halben Sozialarbeiterstelle für jede Krebsberatungsstelle“, fordert Anne Grüter von der Landespolitik.
Als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der Krebsberatungsstellen in NRW hat sie jetzt „Wahlprüfsteine“ an alle Parteien geschickt.
Eine der Fragen an die Politiker lautet: „Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass Krebsberatungsstellen ohne eigenes kommerzielles Interesse die von Krebs betroffenen Menschen beraten können?“
Die SPD und die Linke haben inzwischen in Aussicht gestellt, sich nach der Wahl bei einer Regierungsbeteiligung für die Förderung der Krebsberatungsstellen einzusetzen.
Die Gelsenkirchener Beratungsstelle ist telefonisch erreichbar unter Tel. 9132840 (montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr) sowie per Mail an krebsberatung.gelsenkirchen@paritaet-nrw.org.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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