Expertenmeinungen: S04-Journalisten schätzen die Saison ein

Wie oft werden sich Amine Harit und Co. in den Pflichtspielen durchsetzen können? | Foto: Gerd Kaemper
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  • Wie oft werden sich Amine Harit und Co. in den Pflichtspielen durchsetzen können?
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Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 halten sich mit Saisonprognosen mal wieder zurück. Eine Bewertung der Transfers oder Vorbereitung würde nie offen und ehrlich gänzlich beantwortet werden. Wie ist also die Lage einzuschätzen?

Der Stadtspiegel Gelsenkirchen ist auf Stimmenfang gegangen. Aber nicht bei irgendjemandem, sondern bei denen, die es wissen müssen. Die folgenden Journalisten sind ganz nah dran am S04. Sie sind beim Training, bei Medienterminen, waren zu großen Teilen bei den Trainingslagern dabei und sind im ständigen Austausch mit den Trainern, dem Vorstand und den Spielern.

Wie bewerten Sie die Transfers?

Jens Greinke, Westfälischer Anzeiger:
„Der einzig relevante Abgang ist der von Leon Goretzka. Max Meyer hat zuletzt keine Rolle mehr gespielt. Der Goretzka-Abgang wurde von den Neuzugängen aber aufgefangen, daher sehe ich keinen großen Verlust. Die Abgänge klingen zwar klangvoller. Ich bin aber der Meinung, dass mit der Qualität, die dazu geholt wurde, sich die Waage hält.“

Dirk große Schlarmann, Sky Sport:
„In Anbetracht der überschaubaren Mittel, die der FC Schalke bis zum Transfer von Thilo Kehrer hatte, hat er das Beste herausgeholt. Ein Superstar bei den Neuzugängen ist nicht dabei, dennoch sind alle stark. Gelingt es noch, einen neuen Klub für Johannes Geis zu finden, wäre die Arbeit von Christian Heidel meiner Meinung nach perfekt. Leon Goretzka und Max Meyer waren schließlich nicht zu halten. Das ist zwar schade. Aber der S04 wird auch ohne das Duo funktionieren. Salif Sané und Suat Serdar sind für mich die Top-Transfers.“

Manfred Hendriock, WAZ Gelsenkirchen:
„Aus kaufmännischer und sportlicher Sicht wurde sich für die sichere Variante entschieden. Die Neuzugänge, die verpflichtet wurden, kennen die Bundesliga. Bei den Ablösesummen hat der S04 den ganz großen Wahnsinn nicht mitgemacht. Dafür fehlt ein überraschender Transfer mit einem sehr kreativen Spieler, wie es Amine Harit vor einem Jahr war, den keiner kannte. So wissen die Verantwortlichen aber genau, an was sie sind. Der Abgang von Leon Goretzka wird sich im Laufe der Saison bemerkbar machen und auch Max Meyer hat - trotz seines unschönen Abgangs, den er selbst verschuldet hat - über weite Strecken der Saison gezeigt, dass er eine Verstärkung war. Ob Omar Mascarell und Suat Serdar die Klasse haben, die beiden zu ersetzen, bin ich mir noch nicht sicher. Dass Salif Sané und Mark Uth das Team verstärken, darüber brauchen wir nicht reden.“

Christian Hoch, Funke Sport und Radio Emscher Lippe:
„Die Neuzugänge Salif Sané, Steven Skrzybski und Mark Uth sind vielversprechend und nicht nur für die Breite des Kaders eine Verstärkung. Ich glaube aber, dass der Kader insgesamt für die Dreifach-Belastung qualitativ nicht ausreichend gut besetzt ist, um alle Ziele erreichen zu können.“

Toni Lieto, kicker:
„Der Abgang von Leon Goretzka ist ein herber Verlust. Aber der FC Schalke 04 hat gut eingekauft und die Abgänge mit Salif Sané, Omar Mascarell und Mark Uth qualitativ aufgefangen. Vielleicht ist der S04 sogar stärker als in der vergangenen Saison.“

Thomas Tartemann, Funke Sport:
„Meiner Meinung nach war die Arbeit perfekt. Der Verkauf von Thilo Kehrer - so sehr da das Fan-Herz blutet, weil er aus der Knappenschmiede kommt - war genau das Richtige, weil Thilo keine 37 Mio. Euro wert ist. Salif Sané ist, auch unter Berücksichtigung der Ablöse von 7 Mio. Euro, eine absolute Verstärkung. Bei Mark Uth bin ich sehr gespannt, weil er vor dem Tor eiskalt ist. Max Meyer ist kein Verlust, der hatte sich zuvor schon disqualifiziert. Der Abgang von Leon Goretzka hingegen ist ein Verlust, weil er schon gut war, aber noch nicht sein Limit erreicht hat.“

Jan Wochner, WDR 2, Liga Live:
„Der Abgang von Leon Goretzka wird schwer wiegen, das steht außer Frage. Im Vergleich zur Konkurrenz hat Sportvorstand Christian Heidel meiner Meinung nach geschickt, weil verhältnismäßig günstig eingekauft. Salif Sané ist ein großer Gewinn für den S04. Ich fand ihn bei Hannover 96 herausragend.“

Was muss sich im Vergleich zur vergangenen Saison verbessern?

Jens Greinke:
„Es muss sich nichts ändern, weil der Erfolg dem Trainer mit seiner Spielweise Recht gibt. Für die Fans wäre es aber wünschenswert, wenn vertikaler gespielt und attraktiverer Fußball somit gezeigt würde, damit mehr Spektakel stattfindet.“

Dirk große Schlarmann:
„Mit den Ambitionen, die Schalke hat, muss kreativer und offensiver sowie schneller nach vorne gespielt werden. Noch mehr Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor täte auch gut.“

Manfred Hendriock:
„Das Gerede über besseren Fußball kann ich nicht nachvollziehen. Schalke hat in der vergangenen Saison aus seinen Möglichkeiten das Optimale herausgeholt. So blöd es klingt: Am Ende zählt das Ergebnis. Den Entwicklungsschritt, den sie nun meiner Meinung nach machen müssen, ist die Gewöhnung an die Dreifach-Belastung. Schalke hat einen interessanten Weg gefunden, das Thema anzugehen, indem gesagt wird, dass es sich um eine Belohnung und nicht um eine Belastung handelt, um das Thema nicht zu groß werden zu lassen. Aber es ist unstrittig, dass die Spiele auf europäischer Bühne in der Liga Punkte kosten können.“

Christian Hoch:
„Wenn die Fans doch etwas fordern, dass ist es der Erfolg und den hat Domenico Tedesco gebracht. Aus meiner Sicht könnte es noch mehr Offensiv-Power geben und mehr spielerische Elemente, so dass noch mehr Chancen kreiert werden.“

Toni Lieto:
„Das Spiel nach vorne muss spritziger, schneller, zielstrebiger werden. Die Leute dafür haben sie. Noch mehr Chancen zu erarbeiten ist nie verkehrt, das war in der vergangenen Saison aber auch nicht das große Problem. Die Verwertung hingegen kann noch besser werden. Zwei, die das gut können, sind Guido Burgstaller und Mark Uth. Breel Embolo, Amine Harit und Franco Di Santo müssen hingegen torgefährlicher werden.“

Thomas Tartemann:
„Der Torabschluss muss sich verbessern, das war zu inkonsequent. Das war nun wieder in der Vorbereitung zu sehen. In der vergangenen Saison gab es häufig ein 1:0 oder 2:1. Man wünscht sich aber mehr mitreißenden Fußball, der attraktiver ist und, dass der S04 häufiger Spiele mit zwei oder drei Toren Differenz gewinnt.“

Jan Wochner:
„Da stellt sich die Gretchenfrage nach der Attraktivität. Die Ergebnisse stimmten. Begeisternd war der Fußball in der vergangenen Saison nicht. Meiner Meinung nach auch nicht dominant genug. Ich finde, dass Schalke noch selbstsicherer auftreten müsste, dann steigt wahrscheinlich auch die Chance nach attraktiverem Fußball. Das bleibt aber nicht die erste Prämisse im Profi-Fußball und Domenico Tedesco geht auch erst in sein zweites Jahr.“

Wo landet der S04 am Ende der Saison?

Jens Greinke:
„Es wird schwerer als in der vergangenen Saison. Die Vizemeisterschaft sehe ich nicht zwingend wieder beim S04. Ich hoffe, dass sich der FC Schalke unter den ersten vier Teams platziert.“

Dirk große Schlarmann:
„Tabellarisch gesehen wird der S04 die Vorsaison nicht wiederholen können. Den Gefallen wird die Konkurrenz den Schalkern nicht noch einmal tun. Meiner Meinung nach ist Platz vier bis sechs realistisch. Das Abschneiden in der Champions League wird für die Stimmung wichtig sein. Die Kraft wird, glaube ich, weniger ein Problem sein. Außerdem müssen die Königsblauen auf Verletzungen aufpassen, von denen es, wenn auch immer wieder nur kleinere, in der Vorbereitung einige gab.“

Manfred Hendriock:
„Wenn der S04 in der Liga am Ende Vierter wird und die Champions League-Gruppenphase übersteht, indem sie sich nicht so blamieren wie der BVB in der vergangenen Saison, wäre ich hochzufrieden. Von mehr will ich jetzt gar nicht reden.“

Christian Hoch:
„Ich glaube, dass der FC Schalke nicht wieder so weit oben landen und stattdessen sich zwischen Platz vier und sechs wiederfinden wird.“

Toni Lieto:
„Schalke wird im oberen Drittel landen und mindestens Sechster werden.“

Thomas Tartemann:
„Schalke wird Vierter. So eine Saison wie die vergangene wird ganz, ganz schwer zu wiederholen sein. Die anderen Vereine werden nicht noch einmal so schwächeln. Außerdem wird es für den S04 schwierig sein, den Wechsel von Spielen wie beispielsweise unter der Woche gegen Real Madrid hin zum Auswärtsspiel am Wochenende in Augsburg zu meistern.“

Jan Wochner:
„Im europäischen Geschäft. Das wird mit dem Abschneiden in der Champions League zusammenhängen. Fliegt der S04 in der Gruppenphase raus, kann es einen mentalen Dämpfer geben. Zieht der S04 als Gruppendritter in die Europa League oder qualifiziert sich in der Champions League für die K.o.-Spiele, gibt es auch Anfang 2019 mehr Spiele, die zusätzlich Energie kosten. Je nachdem, wie erfolgreich es läuft, könnte Schalke aber noch befreiter aufspielen.“

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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