Schalke besiegt Mainz 3:0

Jefferson Farfan beim Elfmeter. Der Peruaner gehörte zu Schalkes Besten, nicht nur wegen seines Tores zum 1:0. Foto: Klaus Wieschus
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  • Jefferson Farfan beim Elfmeter. Der Peruaner gehörte zu Schalkes Besten, nicht nur wegen seines Tores zum 1:0. Foto: Klaus Wieschus
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Es gibt diese sogenannten „dreckigen Siege“, von denen Trainer und Spieler gerne reden, wenn sie ein eigene schlechte Leistung abgeliefert und dennoch gewonnen haben. Wenn man 3:0 gewinnt, wie es der FC Schalke 04 am Dienstagabend gegen Mainz 05 tat, kann nicht alles schlecht gewesen sein. Schon gar nicht, wenn der Gegner keine wirkliche Großchance im gesamten Spiel hatte. Dennoch bekamen die Königsblauen während der 90 Minuten mehrfach von ihren Fans zu hören, was sie von dem Spiel ihrer Mannschaft hielten. Huub Stevens hatte dafür absolut gar kein Verständnis und wurde im Anschluss des Spiels sehr deutlich.

Stevens hatte vor dem Anpfiff erneut seine Aufstellung umgebaut. Für Matip spielte Kapitän Höwedes in der Innenverteidigung. Uchida durfte den Platz von Höwedes auf der Position des rechten Verteidigers wieder einnehmen. Vor der Abwehr ersetzte Marco Höger den verletzten Jermaine Jones. Zudem spielte Afellay von Beginn an für Julian Draxler auf der linken Außenbahn. Stevens’ Gegenüber, Thomas Tuchel, wechselte zweimal: Rukavytsya und Baumgartlinger liefen für Nicolai Müller und Choupo-Moting auf.

Schalke-Fans im Gäste-Block

Mainzer Fans in der Veltins-Arena suchte man schon fast vergeblich. Die Gäste hatten fast ihr gesamtes Kartenkontingent zurückgegeben. Die eigentliche Gäste-Kurve war mit Schalke-Fans besetzt. Auf dem Oberrang waren ein paar hundert Zuschauer angereist. Mit nur knapp 60.000 Zuschauern war die Arena damit auch nicht ausverkauft. Doch anscheinend hatten die Mainzer Spieler damit kein Problem. Sie versuchten mitzuspielen und agierten durchaus offensiv, versuchten die Schalker in deren Hälfte frühzeitig zu stören.
Die ersten beiden Chancen gingen trotzdem auf das Konto der Gastgeber. Zunächst wurde ein Kopfball von Papadopoulus auf der Linie geklärt, beim anschließenden Eckball köpfte dieses Mal Neustädter knapp über das gegnerische Gehäuse (4.). Doch auch die Mainzer kamen durch einen Schuss von Soto zu ihrer ersten Möglichkeit. Doch sein Schuss ging ein paar Meter über das Tor (8.).
Es ging munter weiter in beide Richtungen. Zunächst scheiterte Höger mit einem Schuss von der Strafraumgrenze nur knapp (11.) und auf der Gegenseite musste Uchida kurz vor der Linie und den einschussbereiten Gästen klären (19.). Nur eine Zeigerumdrehung weiter wieder der S04. Zunächst scheiterte Afellay mit einem Schuss am gut reagierenden Torwart Wetklo. Doch nur wenige Sekunden später foulte Mainz’ Diaz Schalkes Kapitän Höwedes ungeschickt im Strafraum, so dass Schiedsrichter Hartmann nichts anderes übrig blieb, als auf den Elfmetrepunkt zu zeigen.

Huntelaar überlässt Farfan den Elfmeter

Huntelaar verschoss zuletzt für Schalke, als er im Champions League-Spiel in Piräus den Ball an den Pfosten setzte. Also überließ er Farfan den Ball, der halbhoch links den Ball zum umjubelten 1:0 versenkte (21.). Wetklo ahnte die Ecke, konnte den harten Schuss aber nicht erreichen. Abermals Soto (31.) und Lewis Holtby (45.+1) hatten auch nochmals Chancen, die aber sicher pariert werden konnte.
Die zweite Halbzeit wurde dann zu einem Geduldspiel für die Schalker Fans. Die waren alles andere als damit einverstanden, dass die Mannschaft viele Rückpässe spielte. Unnerstall wurde schnell zum Buhmann, weil seine Abschläge meistens im Seitenaus oder beim Gegner landeten. Generell ließen die Schalker ihr eigentlich gutes Kurzpassspiel nur noch wenig aufleben und agierten unglücklich und nicht präzise genug mit langen Bällen. Dennoch: Afellay (63.), Holtby (73.) und Huntelaar (79.) hatten ihre Möglichkeiten, vorzeitig auf 2:0 zu erhöhen. Mainz dagegen schien läuferisch und spielerisch zwar etwas überlegen. Allerdings ohne auch nur einmal Profit daraus schlagen zu können. Tuchel erklärte deswegen nach Spielschluss auch: „Wir wurden heute brutal daran erinnert, dass beim Fußball nun einmal am Ende Tore zählen.“

Stevens: „Die haben keine Ahnung vom Fußball“

Die erzielten dann nur noch die Knappen. Erst erzielte Holtby seinen dritten Saisontreffer per Kopf (!) nach einer Flanke aus dem Halbfeld von Fuchs (81.) und dann marschierte Julian Draxler durch die Mainzer Abwehr und legte uneigennützig für den mitgelaufenen und für Huntelaar eingewechselten Pukki auf, der nur noch ins leere Tor einschieben musste (89.).
Es war der dritte Saisonsieg im fünften Spiel. Insgesamt sammelten die Schalker bisher sehr gute zehn Punkte und sind im oberen Tabellendrittel wiederzufinden. Eigentlich kein Grund zum Klagen. Dennoch war Huub Stevens nach dem Spiel alles andere als zufrieden. Allerdings aus anderen Gründen.
„Wenn wir so einen jungen Torwart haben, dann möchte ich, dass er mehr Unterstützung bekommt – und keine Pfiffe.“ Stevens führte fort: „Wenn man 1:0 führt, dann hoffe ich, dass da mehr Verständnis beim Publikum ist.“ Auch andere Verantwortliche zeigten eher wenig Verständnis für die Reaktion einzelner Fans. „Es ist legitim, dass die Ansprüche und Erwartungen hoch sind. Wir haben Verständnis für latente Unzufriedenheit, wenn etwas nicht läuft. Auf der anderen Seite wollen die Schalker, dass wir mit jungen Spielern arbeiten. Die sind nicht immer so stabil, die brauchen die Unterstützung“, erklärt Manager Horst Heldt.
Huntelaar merkte ebenso an, dass Pfiffe die Mannschaft eher verunsichere. Kapitän Höwedes pflichtete ihm bei: „Vielleicht erwarten die Fans ein bisschen zu viel von uns. Wir haben immer betont, dass wir um Geduld bitten, wenn es mal nicht so läuft. Das war heute so ein Fall, den wir damals angesprochen haben. Leider haben nicht alle Fans so reagiert, wie wir uns das gewünscht haben.“

Freitag geht’s nach Düsseldorf

Der Stachel dürfte tief sitzen. Stevens ging später sogar noch weiter und sprach einigen Fans Fußballkompetenz ab. „Kompliment an die Nordkurve – die hat nicht gepfiffen. Die anderen haben nicht so viel Ahnung von Fußball.“
Fakt ist, dass es vom S04 kein fußballerischer Augenschmaus gegen Mainz war. Das gaben auch die Schalker Verantwortlichen zu. Doch unter dem Strich stehen nicht nur drei Punkte, sondern auch eine deutliche Aufbesserung des Torverhältnisses. Und damit wäre Tuchel sicher nach 90 Minuten auch zufriedener gewesen, als über ein eigenes gutes Spiel.
Die Mainzer bleiben damit weiter unten im Keller. Schalke spielt bereits Freitag wieder, dann geht es zum Aufsteiger Düsseldorf. Die Fortuna ist das einzige Profiteam in Europa, das noch kein Gegentor kassiert hat. Anstoß am Freitag in der esprit Arena ist um 20.30 Uhr.

Jefferson Farfan beim Elfmeter. Der Peruaner gehörte zu Schalkes Besten, nicht nur wegen seines Tores zum 1:0. Foto: Klaus Wieschus
Auch "Draxby" wirbelten wieder. Zunächst köpfte Holtby (l.) das 2:0, Draxler bereitete nach seiner Einwechslung und feinen Einzelleistung das 3:0 durch Pukki vor. Foto: Klaus Wieschus
Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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