Flucht - Schule - Ausbildung

Diese vier haben es geschafft: David Sargsyan, Fnan Cheay, Mammadou Sow und Simon Atta absolvieren derzeit eine Ausbildung, nachdem sie an der Abendrealschule fast alle einen Abschluss erworben haben. Foto: Gerd Kaemper
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  • Diese vier haben es geschafft: David Sargsyan, Fnan Cheay, Mammadou Sow und Simon Atta absolvieren derzeit eine Ausbildung, nachdem sie an der Abendrealschule fast alle einen Abschluss erworben haben. Foto: Gerd Kaemper
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Wie bekommt man überhaupt einen Ausbildungsplatz? Wie ist eine Ausbildung organisiert? Gibt es Konflikte mit den Ausbildern und den Kollegen? Und vor allem: Kann man eine Ausbildung schaffen, wenn man als Flüchtling erst vor wenigen Jahren nach Deutschland gekommen ist?

GE. Diese Fragen wurden nun vier ehemaligen Studierenden der Abendrealschule Gelsenkirchen gestellt. Alle vier Herren kamen als Flüchtlinge nach Gelsenkirchen, lernten an der Abendrealschule erst einmal Deutsch und fast alle erreichten dort auch einen Schulabschluss, mit dem sie in eine Ausbildung gehen konnten.
Jetzt konnten sie den Studierenden der Abendrealschule von ihrem erfolgreichen Weg berichten und viele hilfreiche Tipps weitergeben.

Spezielle Vorsemester für Zuwanderer

Seit Februar 2015 werden in der Abendrealschule vermehrt junge und ältere Erwachsene mit Zuwanderungshintergrund unterrichtet. In speziell für diese Klientel eingerichteten Vorsemestern mit einem stark erhöhten Anteil an Deutschstunden werden die Studierenden auf den Eintritt in die Regelsemester der Abendrealschule vorbereitet, in denen sie dann einen regulären deutschen Schulabschluss erlangen können.
Vom Hauptschulabschluss bis zur Fachoberschulreife reichen diese Abschlüsse, die man innerhalb von zwei bis vier Jahren erreichen kann. Vielen jüngeren und älteren Menschen – auch ohne Zuwanderungshintergrund – dient die Abendrealschule dabei als Sprungbrett für den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben, den Beginn einer Ausbildung oder einer entsprechenden schulischen Qualifizierung. Ein großes Plus: Der Besuch dieser Bildungseinrichtung ist kostenlos.

Ein steiniger Weg, der sich am Ende aber lohnt

Der Weg aus den Vorsemesterklassen, in denen hauptsächlich Deutsch gelernt wird, in die abschlussbezogenen Regelsemester ist für viele Zuwanderer sehr lang, anstrengend und aufgrund der zahlreichen privaten Schwierigkeiten oft kaum durchzuhalten. Vor diesem Hintergrund hatte das Kollegium der Abendrealschule nun vier ehemalige Schüler, die von der Abendrealschule in eine Berufsausbildung gewechselt sind, in die Schule eingeladen.
Fnan Cheay ist 24 Jahre alt und 2014 aus Eritrea nach Gelsenkirchen gekommen. Er hat zweieinhalb Jahre die Abendrealschule besucht und ist nach dem Hauptschulabschluss im Sommer 2017 in den Ausbildungsberuf „Fachkraft für Möbel und Küchen“ gewechselt.
Der 28 Jahre alte David Sargsyan ist 2013 als Armenier aus Russland nach Gelsenkirchen gekommen. Er hat ebenfalls die Abendrealschule zweieinhalb Jahre lang besucht und nach dem Hauptschulabschluss nach Klasse 10 eine Ausbildung zum „KFZ-Mechatroniker“ begonnen.
Mammadou Sow ist 22 Jahre alt, stammt aus Guinea und ist im Jahr 2013 nach Gelsenkirchen gekommen. Nach zweieinhalb Jahren als Studierender der Abendrealschule startete für ihn im Sommer 2017 die Ausbildung zum „Anlagenmechaniker für Heizung, Klima und Sanitär“.
Mit 22 Jahren ist Simon Atta der jüngste der vier Ehemaligen. Er ist 2015 aus Ghana eingewandert und hat die Abendrealschule nur ein halbes Jahr besucht, bevor er im Sommer 2016 in den Ausbildungsberuf „Konditor“ wechseln konnte.

Gut vorbereitete Schüler hatten viele Fragen

Die vier Absolventen der Abendrealschule beantworteten nun von derzeitigen Schülern der Abendrealschule vorbereitete Fragen, bei denen es nicht nur um schulische Bereiche, sondern auch die verschiedenen Möglichkeiten zu einem Ausbildungsplatz zu gelangen, den Umgang mit Kollegen am Arbeitsplatz, Fragen zum Besuch der ausbildungsbegleitenden Berufsschule sowie Zukunftsperspektiven in den einzelnen Berufen ging.
Dabei wurde deutlich, wie es ihnen gelungen ist, auch ohne einen perfekten Gebrauch der deutschen Sprache und trotz vieler persönlicher und organisatorischer Schwierigkeiten in Deutschland zu einem guten Ausbildungsplatz zu kommen. Damit ist es den vier Gästen geglückt, vielen Schülern Mut zu machen, die deutsche Sprache so gut zu erlernen, dass sie einen Schulabschluss erreichen und dann vielleicht auch in eine Berufsausbildung wechseln können.
Deutlich wurde auch, dass sie in Gelsenkirchen, und hier insbesondere durch die Lehrer der Abendrealschule, Unterstützung bei schulischen Angelegenheiten und der Vermittlung in einen Ausbildungsberuf erfahren haben.

Jetzt informieren für das neue Semester

Für Interessenten: Die Abendrealschule befindet sich im Gebäude der Gesamtschule Ückendorf an der Bochumer Straße 190. Studierende müssen ihre zehnjährige Vollzeitschulpflicht erfüllt haben, mindestens 17 Jahre alt sein und eine halbjährige Berufstätigkeit (beziehungsweise eine aktuelle Berufstätigkeit, zumindest in einem Minijob) nachweisen. Eine Anmeldung zum kommenden Semester ist im Moment noch möglich. 

Diese vier haben es geschafft: David Sargsyan, Fnan Cheay, Mammadou Sow und Simon Atta absolvieren derzeit eine Ausbildung, nachdem sie an der Abendrealschule fast alle einen Abschluss erworben haben. Foto: Gerd Kaemper
Die vier Absolventen der Abendrealschule haben vor jetzigen Studierenden der Abendrealschule von ihrem schulischen und beruflichen Werdegang berichtet und ihnen Fragen dazu beantwortet. Fotos: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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