Pädagogisch wertvoll?

Der Spielbereich mit Rutschen wird durch ein rot-weißes Flatterband abgesperrt und ist den Kindern nicht zugänglich. Fotos: Gerd Kaemper
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  • Der Spielbereich mit Rutschen wird durch ein rot-weißes Flatterband abgesperrt und ist den Kindern nicht zugänglich. Fotos: Gerd Kaemper
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Der im Jahre 2002 von der evangelischen Kirchengemeinde in Ückendorf erbaute und eröffnete Kindergarten Sonnenschein an der Straße Flöz Sonnenschein hat bereits so einige Naturkatastrophen erlebt. Darum sammelten die Eltern seit 2013 Spendengelder, die dabei helfen sollten, den Außenbereich so instandzusetzen, dass die Kinder dort spielen können. Doch getan hat sich bis zu dieser Woche noch nichts. Und zum neuen Kindergartenjahr soll die Einrichtung von der evangelischen Kirche zu GeKita wechseln.

Wie alles begann

Der Kindergarten untersteht seit 2008 der damals gegründeten Kindergartengemeinschaft des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, der aber seit 2010 unter Haushaltssicherung steht und damit nur noch begrenzt handlungsfähig ist. Doch genau in dieser Zeit fingen die Katastrophen an.
„Wir hatten in den Jahren 2009 und 2011 Wasserschäden. Der Kindergarten befindet sich im Untergeschoss des Gemeindehauses an der Straße Flöz Sonnenschein und das Außengelände grenzt an den Pestalozzihain an der Ückendorfer Straße an“, schildert die Geschäftführerin der Kindergartengemeinschaft, Christiane Wegers. „Bei Starkregenfällen floss das Wasser regelrecht über das Außengelände in den tiefer liegenden Kindergarten, der damals etwa 70 bis 80 Zentimeter hoch unter Wasser stand. Damals musste der Kindergarten geräumt werden und wegen der Gefahr von Schimmelsporen hochgradig aufwändig saniert werden“, erklärt Wegers.
Die Sanierung belief sich damals auf rund 300.000 Euro. Darin enthalten waren auch Arbeiten am Außengelände, bei der Regulen verlegt wurden, die für die Zukunft weitere Überschwemmungen verhindern sollten. Somit wurden hier die vordringlichen Arbeiten zur Sicherung des Gebäudes getätigt, aber nicht die Instandsetzung des Außengeländes betrieben.

Außengelände sind kein "muss" für KiTas

Hierzu erklärt Christiane Wegers aber auch, dass es keinen Anspruch gibt, dass eine Kindertageseinrichtung über ein Außengelände verfügen muss. „Es gibt heute zum Beispiel schon in Düsseldorf Einrichtungen, die haben gar kein Außengelände mehr“, erläuterte die Geschäftsführerin.
Die Kindertageseinrichtung Sonnenschein verfügte und verfügt auch weiterhin über ein Außengelände, das in den folgenden Jahren unter anderem im Jahr 2014 Sturm Ela zum Opfer fiel. Der Sturm wütete in Ückendorf und brachte so manchen großen und augenscheinlich kräftigen Baum zu Fall. So auch in der Kita.

Kindergärten werden abgestoßen vom Kirchenkreis

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kreissynode der evangelischen Kirche schon ein Handlungskonzept entworfen, das die Trennung von der Mehrzahl der Kindergärten unter ihrer Trägerschaft beinhaltet. Das in Verbindung mit der Haushaltssicherung der Kindergartengemeinschaft führte dazu, dass zwar eine Komplettplanung für das Außengelände erstellt, aber nicht umgesetzt wurde.
„Die vorhandenen Spielgeräte sind zum Teil durch die Naturgewalten beschädigt worden und zum anderen entsprechen sie nicht mehr den heute gültigen Vorschriften in Sachen Fallhöhe und -Sicherung. Durch die neu hinzu gekommene U3-Betreuung sind auch noch weitere Auflagen zu erfüllen, die mit den gegebenen Spielgeräten nicht zu erfüllen sind“, weiß Christiane Wegers.

Die Kommunikation klappt nicht zwischen Eltern und Verantwortlichen

Diese Informationen sollen auch mit den Eltern geklärt worden sein, diese fragen sich aber auch drei Jahre nach ihrer ersten Spende, die dem Außenbereich zugute kommen sollte, nach wie vor, was aus den Spendengeldern aus diversen Veranstaltungen wie Kleider- und Spielzeugmärkten, dem alljährlichen Stand auf dem Ückendorfer Weihnachtsmarkt, dem Kuchenverkauf bei Sommerfesten etc. geworden ist. Vor allem ärgern sie sich darüber, dass die in der Kita Sonnenschein betreuten Kinder mittlerweile seit Jahren in einem Sandkasten spielen sollen, der gar keinen Sand enthält.

Die Ärgernisse für die Eltern

„Die Kinder kommen völlig verschmutzt nach Hause. Unter ihren Fingernägeln sitzt die schwarze Erde fest und wir müssen die Kinder regelrecht quälen, weil wir sie wieder sauber bekommen wollen“, klagt eine Mutter, die sich selbst davon überzeugt hat, dass der Sandkasten nur noch schwarze Erde enthält, mit der die Kinder auch nicht backen oder spielen können.
Andere Mütter beklagen den Unkrautwuchs auf dem Gelände. So befinden sich im Außenbereich viele, bereits hochgewachsene Brennesselbüsche, an denen sich die Kinder regelrecht Brandblasen holen, wenn sie beim Spielen über das Gelände rennen. Die Eltern schildern, dass es keinen Hausmeister mehr gibt, der sich um diese Dinge kümmert.

Auch ein Hausmeister muss nicht sein

„Es gibt kein Recht auf einen Hausmeister für eine Kindertageseinrichtung. Die hausmeisterlichen Tätigkeit übernimmt hier zum Beispiel der Küster der Kirchengemeinde. Wenn dieser krank ist, muss die Einrichtungsleitung die Vakanz melden und wir versuchen, für Abhilfe zu sorgen“, erklärt Christiane Wegers.
Von Seiten der Eltern heißt es, dass der Küster schon lange erkrankt sei und nur hin und wieder eine Art Springer-Hausmeister vorbeischauen würde, der dann aber meist mit den Aufgaben in den Räumlichkeiten derart ausgelastet ist, dass er gar keine Zeit mehr für den Außenbereich hat.

Verantwortung wird anderen zugeschrieben

Dafür, dass die Kinder nicht in die Brennesseln laufen und sich verletzen können, haben nach Ansicht der Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft die Erzieherinnen zu sorgen, denn diese haben die Aufsichtspflicht. „Wenn es aber keine Spielgeräte mehr gibt, die die Kinder nutzen können, weil die Vogelnestschaukel nicht dem geltenden Fallschutz genügt, das Klettergerüst und die Rutsche marode sind und der Sandkasten eben keinen Sand enthält, was können sie denn dann noch groß draußen machen?“ fragen sich die Eltern.
Die Eltern hatten wie sie sagen bereits mehrfach angeboten, selbst für Sandbefüllung zu sorgen oder auch die Tritte an der Rutsche zu erneuern. Doch das wurde immer wieder von Seiten der Kindergartengemeinschaft abgelehnt, weil hier Auflagen eingehalten werden müssen, die den Einsatz einer Fachfirma voraussetzen.

Sandkasten hin oder her oder doch nicht?

Auf die Frage des Stadtspiegels, warum nicht wenigstens von dem Spendengeld der Eltern als Zeichen des Entgegenkommens neuer Sand bestellt und eingefüllt wurde, erklärte Christiane Wegers, dass der Standort des Sandkastens verändert werden sollte. „Die Kindergartenleitung hätte den Sandkasten gern mit Schatten versehen und ihn unter einem bestehenden Pavillon neu errichtet. Dieser wurde aber damals noch unter Regie der Kirchengemeinde errichtet und verfügt nicht über eine Statik. Darum wäre es nicht rechtens, den Sandkasten dort zu errichten. Durch die wegen der immer noch bestehenden Gefahr von neuem Hochwasser eingebauten Regulen sind die Möglichkeiten für eine Platzveränderung des Sandkastens aber eingeschränkt, denn die Regulen dürfen natürlich nicht überbaut werden. Und der alte Standort stellt ein Problem dar, weil der Sandkasten an dieser Stelle den Zugang zu den anderen Geräten für größere Maschinen bei Umgestaltungsmaßnahmen behindern würde“, schilderte Wegers.

Es tut sich was in Ückendorf

Fakt ist aber, dass nach der Anfrage des Stadtspiegels beim evangelischen Kirchenkreis das Außengelände gleich mehrfach in Augenschein genommen wurde und am Anfang dieser Woche der alte marode Holzsandkasten zurückgebaut wurde. An seiner Stelle und zwar genau an seiner Stelle soll nun ein neuer ebenfalls mit Holz umrandeter Sandkasten erbaut werden, damit die Kinder bis zum 31. Juli, wenn das Kindergartenjahr endet und vor der voraussichtlichen Übernahme durch die Stadt Gelsenkirchen und GeKita noch in den Genuss kommen, den ein oder anderen Sandkuchen zu backen.
Ob diese Maßnahmen auch aus den Spendengeldern der Eltern finanziert wird, bleibt indes unklar. Christiane Wegers erklärte aber, dass Spendengelder, die eindeutig dieser Kindereinrichtung zuzuordnen sind, mit der Übertragung an die Stadt ebenfalls übergeben werden.

Ein schweres Erbe für die Stadt als neuen Träger

Alle anderen anstehenden Aufgaben muss die Stadt Gelsenkirchen mit der Übernahme des Kindergartens übernehmen und dafür Sorge tragen, dass die Kinder der Kita Sonnenschein schon bald in Sachen Außengelände und dessen Bespielbarkeit wieder auf der Sonnenseite stehen. „Das liegt dann nicht mehr in unserem Verantwortungsbereich“, wie Kindergartengemeinschafts-Geschäftsführerin Christiane Wegers erklärt.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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