Wir in Horst 2013 ließ keine Wünsche offen

Dem Regen zum Trotz machten sich die Horster Kinder auf den Weg zum Sternmarsch, der auf dem Josef-Büscher-Platz endete, wo dann die Luftballons in die Luft gelassen wurden. Foto: Gerd Kaemper
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  • Dem Regen zum Trotz machten sich die Horster Kinder auf den Weg zum Sternmarsch, der auf dem Josef-Büscher-Platz endete, wo dann die Luftballons in die Luft gelassen wurden. Foto: Gerd Kaemper
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Nur sechseinhalb Wochen Vorbereitungszeit hatte sich das Organisationsteam um Ideengeber und Initiator Hüseyin Erdogan gegeben. Trotzdem stellten die allesamt ehrenamtlich tätigen Horster Bürger ein Fest auf die Beine, das seinesgleichen suchen kann.

Fatih Cevikkollu sorgt für Spaß

Standup Comedian Fatih Cevikkollu ist den meisten bekannt als Murat aus „Alles Atze“. Doch seit 2005 ist er bereits Solo unterwegs und hat inzwischen auch ein Buch veröffentlicht. In Horst philosophierte er über die unterschiedlichen Mentalitäten von Deutschen und Türken, von Deutsch-Türken und Deutsch-Deutschen.
„Die Deutsch-Deutschen gehen an den Humor mit einer großen Ernsthaftigkeit heran. die Deutsch-Türken brauchen keinen türkischen Comedian, die haben selbst einen lustigen Türken zu Hause“, erläutert der Comedian.

Fatihs kleine Tochter

Als er von seiner kleinen Tochter erzählte, berichtete er, dass die junge Dame zweisprachig erzogen wird: „Das ist gut solange die zweite Sprache nicht türkisch ist. Das merkt man wenn andere Eltern ihre Kinder in den Fokus stellen und damit prahlen, dass sie französisch oder andere mutmaßlich elitärere Sprachen sprechen.“
Allerdings spielt die junge Dame auch nicht immer so mit, wie der Vater es wünscht: „Meine Tochter ist der Ansicht, dass sie nicht türkisch mit mir sprechen muss, weil ich ja auch deutsch sehr gut verstehe. Das läuft dann darauf hinaus, dass ich mit ihr nur türkisch rede und sie auf deutsch antwortet. Aber dann gab es diese Situation am Kindergarten: Ich wollte sie abholen und begrüßte sie natürlich auf türkisch. Alle ihre kleinen Freunde schauten mich mit großen Augen an und waren umso erstaunter, weil meine Tochter mir verstand. Sie fragten sie dann, welche Sprache das wäre und ob sie sie tatsächlich verstehen würde. Als sie dem zustimmte und mir auch noch auf türkisch antwortete, war sie der King im Kindergarten. Seitdem spricht sie türkisch mit mir, weil sei ja jetzt weiß, dass sie was kann, was die anderen nicht können.“

Die Sache mit der Hausgeburt

So manch bösen Blick zog sich der Comedian zu, als er über die Schwangerschaft und Geburt sprach: „Meine Tochter war eine Hausgeburt. Das ist ja ganz natürlich. Meine Frau brachte 104 Kilogramm pure Liebe auf die Waage und ich unterstützte sie nach Kräften bei der Geburt, aber selbst der stärkste Kerl wäre dabei in die Knie gegangen....“

OB Frank Baranowski - ein echter Horster Jung

Oberbürgermeister Frank Baranowski, selbst ein Horster Kind und auch heute noch dort wohnhaft, zeigte sich stolz auf das, was man in seinem Stadtteil zustande bekommen hat.
„Ich war froh über den Erfolg im Jahr 2012 und wie hier alles geklappt hat. Und dann stellte sich mir die Frage: Ob die sich die Arbeit wohl noch ein zweites Mal antun werden? Als dann vor sechs Monaten Hüseyin Erdogan bei mir erschien und erklärte, dass er es wieder tun würde, war ich sehr froh. Auf diese Art können wir hier in Horst zeigen, was in uns steckt und zwar international und von klein bis groß“, erinnerte sich das Stadtoberhaupt.
Baranowski dankte allen Beteiligten, den Unterstützern, Organisatoren, Gruppen, Vereinen, Ehrenamtlichen und natürlich Hüseyin Erdogan und dem Rest seines Organisationskreises.

Alles was mehr als zwei Mal stattfindet ist eine Tradition

Aber wie es immer so ist, wenn einem etwas gefällt, hakte er gleich mal nach, wie es denn mit einer dritten Auflage von Wir in Horst aussieht: „Sie wissen ja, alles was man mehr als zwei Mal in Deutschland durchführt, ist eine Tradition. Dann kommt man nicht mehr davon weg!“
Davon ließ sich Erdogan jedoch nicht überrumpeln und meinte kryptisch „schauen wir mal, ob in zwei Jahren die Sonne scheint“. Denn sein Wunsch wäre es ein Jahr auszusetzen und das Fest alle zwei Jahre zu veranstalten.

Der Stadteilminister möchte Feste feiern

Als Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr sieht sich Michael Groschek auch als Stadtteilminister, der die Stadtquartiere nach vorn bringen möchte: „Die Stadtquartiere müssen barrierefrei für Rollatoren wie auch für Kinderwagen werden.“
Ein Fest wie dieses Stadtteilfest überzeugte ihn in seinen Zielen und er gab das Motto vor: „Lassen Sie uns lieber Feste feiern als feste zu Rasen und damit unsere eigenen Kinder zu gefährden.“
Der Minister bedauerte allerdings, dass sich im Vergleich zum Vorjahr viele große Sponsoren zurück gezogen haben, die das Fest unterstützt hatten. Beeindruckend war dafür für ihn, dass sich viele kleine Sponsoren gefunden haben, die ebenso gut zum Gelingen beigetragen haben.
Über seinen lockeren Spruch: „Ich habe gelernt, dass Horst auf türkisch Zonguldak heißt“ konnten allerdings nur wenige lächeln.

Spontanität wird groß geschrieben

Bezirksbürgermeister Joachim Gill berichtete von seinen Erfahrungen mit dem südländisch geprägten Organisationsteam. „Man muss immer mit spontanen Aktionen rechnen. So erhielt ich am Mittwoch einen Anruf, ob die Zelte vielleicht statt am Donnerstag schon am Mittwoch nach dem Wochenmarkt aufgebaut werden könnten. Da wir die Genehmigung nicht hatten und ich sie auch nicht erteilen kann, bat ich um Geduld bis zum Abend. Als ich dann am Abend vorbei schaute, war der Platz bereits mit Zelten zugepflastert. Zum Glück hat auch der OB weg gesehen und nichts davon bemerkt“, lachte der Horster Löwe.

Noch mehr Vielfalt als 2012

Hüseyin Erdogan freute sich darüber, dass es in diesem Jahr gelungen war noch mehr Vielfalt in die Veranstaltung zu bekommen: Am Sonntag gab es zusätzlich eine kleine Kunstmeile, für die Kinder standen Hüpfburgen bereit und am Sonntagvormittag erfreute das Caterva Musica mit klassischer Musik.

Der Erlös kommt wieder Kindern in Horst zu Gute

Er hoffte, dass das alles dazu beitragen wird, dass auch in diesem Jahr wieder etwas an Erlös übrig bleibt, der den Kindern in Horst zugute kommen wird. Im vergangenen Jahr wurde der Erlös von rund 800 Euro zu Teilen an die Gesamtschule Horst und das Kinderheim gespendet und der Rest in ein Gemeinschaftzelt investiert, das allen anderen Schulen und Kitas im Stadtteil zur Verfügung steht.

Den Blick der Landesregierung auf Gelsenkirchen richten

Die SPD-Landtagsabgeordnete Heike Gebhard freute sich, dass es ihr nach dem Arbeitsminister in 2012 nun gelungen war den Städebauminister nach Horst zu locken: „Die Landesregierung muss auf diesem Weg erfahren, was die Menschen in einer nicht gerade auf Rosen gebetteten Stadt wie Gelsenkirchen alles auf die Beine stellen können. Und sie muss feststellen, dass es sich hierbei um eine unterstützenswerte Aktion handelt.“ Sie versprach, dass sie zur 5. Auflage von Wir in Horst die Ministerpräsident nach horst holen würde.

Wir in .... schon bald als Tournee durch die Stadtteile ?

Oberbürgermeister Baranowski hofft, dass Wir in Horst zu einer Initialzündung in anderen Stadtteilen wird und quasi auf Tournee durch die Stadt gehen könnte: „Es ist einfach etwas anderes, wenn nicht die Stadt daher kommt und ein Fest macht, sondern die Bürger vor Ort. Das ist hoch nachahmenswert!“
Anschließend ließ sich das Stadtoberhaupt den frisch gebackenen Apfelkuchen beim Deutsch-Türkischen-Freundeskreis schmecken.

Freude und Enttäuschung eng beieinander

Die Tombola zum Abschluss des dreitägigen Festes sorgte noch für glückliche und ärgerliche Gesichter. Mehr als zufrieden waren die Gewinner von S04-Wimpeln oder Trikots, Massagegutschein, Handy, Fahrrad, einer Berlin-Reise und Fahrschulgutscheinen im Wert von 500 und 1000 Euro. Weniger glücklich waren die, die vergessen hatten einen Namen und eine Handynummer auf ihr Glückslos zu schreiben. Denn die drei Gewinner der Hauptpreise sollten spontan von der Bühne aus angerufen werden. Das scheiterte dann aber an gänzlichen fehlenden Telefonnummern oder aber der Festnetznummer, die ja auf dem Platz nicht erreichbar war.
Aber wie immer im Leben: Man kann nie alle zufrieden stellen.

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Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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